Legion Of The Damned
Full Of Hate Tour 2012 - live in Stuttgart, München und Gießen
Konzertbericht
Stuttgart, 11. Februar 2012
„It’s so fucking good to be alive!“ Nergal weiß, wovon er spricht, hat er doch einen Großteil der vergangenen beiden Jahre weniger lebendig in irgendwelchen Kliniken zugebracht und gegen seine schwere Krankheit gekämpft. Offensichtlich hat er diesen Kampf für sich entschieden, und ich glaube, ich bin nicht die einzige, die an diesem Abend sehr froh darüber ist, ihn zwar etwas abgemagert und mit kurzen Haaren, aber sonst in alter Form auf der Bühne zu sehen. Die Full Of Hate-Tour, welche in den vergangenen Wochen durch halb Europa gegondelt ist, hat neben den endlich wieder spielenden BEHEMOTH noch ein paar weitere feine Namen im Gepäck. Seien es die neuerdings sehr populären SUICIDAL ANGELS, die brachialen MISERY INDEX, die niederländischen Wallemähnen der LEGION OF THE DAMNED oder mit CANNIBAL CORPSE eines DER Urgesteine aus dem Todesblei-Sektor – bei dieser Truppe schlägt so manches Metallerherz höher. Und entsprechend voll ist das Stuttgarter Longhorn dann auch schon am Nachmittag. Musikalisch spielt sich der Abend im Bereich Thrash und vor allem Death ab, was ja nicht die schlechteste Kombination ist. Die Opener-Formation NEXUS INFERIS verpasse ich leider komplett, hätte mir die selbsternannten Future Extreme-Metaller gern mal live gegeben.
SUICIDAL ANGELS
Aus Griechenland kommen dieser Tage nicht nur schlechte Wirtschaftsnachrichten, hier und da schafft es auch eine Band aus der hierzulande nicht gerade bekannten griechischen Metalszene ins hiesige Rampenlicht. Man denke an die großartigen ROTTING CHRIST, und auch wenn die SUICIDAL ANGELS in einer ganz anderen Ecke spielen und man ihnen wohl auch weniger Experimentierfreude attestieren kann, so machen sie auf ihre Weise doch ziemlichen Spaß. Zu Anfang wird uns gleich mal mit „Bloodbath“ der Titeltrack ihres inzwischen vierten, seit Januar in den Läden stehenden Langzeitsilberlings um die Ohren gehauen, und es ist schnell klar: Die nächste halbe Stunde wird nicht langweilig. Seit zehn Jahren bereits zocken die SUICIDAL ANGELS in gelegentlich wechselnder Besetzung zusammen und haben sich in den letzten Jahren, spätestens seit „Sactify The Darkness“ einen ziemlichen Namen machen können. Dies ist ihrem enormen (Tour)Einsatz ebenso zu verdanken wie solch netten Thrash-Keulen wie den nun folgenden „Bleeding Holocaust“ und „Apokathilosis“. An neuen Stücken gibt es noch „Face Of God“ und „Moshing Crew“ als Schlusslicht, dazwischen bekanntes Material wie „The Lies Of Resurrection“ oder „Final Dawn“.
Offenbar auch für die meisten Anwesenden längst keine Unbekannten mehr, schaffen die Griechen es damit mühelos, für Wahnsinnsstimmung zu sorgen, was beim Stuttgarter Publikum ja nicht selbstverständlich ist. Okay, eine ordentliche Moshpit muss erst noch geübt werden, aber der Ansatz ist zumindest da, und das am frühen Abend. Im besten Sinne oldschoolig kommen Nick Melissourgos und Konsorten musikalisch wie optisch daher und legen ein ziemliches Tempo und riesige Spielfreude vor, sodass man förmlich mitgerissen wird. Ihr Genre neu erfinden wollen sie sicher nicht, aber in dem, was sie machen steckt Herzblut. Vor allem, wenn man sie live vor sich hat. Da verzeiht man ihnen auch kleine EXODUS- oder SEPULTURA-Anleihen, im Gegenteil, man fühlt sich wohlig an frühere Zeiten erinnert.
Galerie mit 21 Bildern: Suicidal Angels - Full Of Hate Tour 2012MISERY INDEX
Als nächste sind die Ami-Deather mit größtenteils DYING FETUS-Vergangenheit dran. Ich sehe sie an diesem Abend zum ersten Mal live, und muss sagen, das kann durchaus was. Glänzen ihre Alben, insbesondere die älteren, ja eigentlich durch eigenständigen Sound und abwechslungsreichen, modernen, grindigen Death Metal, so kommen auf der Bühne leider die feineren Nuancen der Stücke, beispielsweise des Drumsounds, ziemlich abhanden. Dafür bekommt das Publikum im LKA mehr rohe Ungeschliffenheit. Mit unmittelbarer Wucht walzen die Stücke über die Crowdsurfer und die tobende Menge darunter hinweg. „The Seventh Cavalry“ vom mittlerweile auch schon zwei Jahre alten aktuellen „Heirs To Thievery“-Album läutet den Reigen ein, von dem Teil gibt es auch noch „The Carrion Call“, „You Lose“, „Spectator“ sowie den Titelsong. Dazwischen ein paar ältere Geschichten, unter anderem das großartige „The Great Depression“ vom Debüt.
Die Truppe agiert routiniert und kommt dabei sehr sympathisch und bodenstädig rüber. Immer wieder kleine Ansagen an die Fans; einmal eine kleine Verbeugung vor CANNIBAL CORPSE, ohne die es MISERY INDEX, Zitat Fronter Jason Netherton, wohl heute nicht geben würde. „Traitors“ markiert das Ende des Sets nach einer guten halben Stunde. Schnörkellos, wuchtig, ein Highlight des Abends.
Galerie mit 18 Bildern: Misery Index - Full Of Hate Tour 2012Interessante Alben finden
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Tjoa, ich kann nur aus Oberhausen berichten, und da war der Sound bei Nexus Inferis leider arg bescheiden. Die CD gefällt mir echt gut, aber wenn man live die Gitarren kaum hört geht doch einiges an Atmosphäre flöten. (Vielleicht stand ich auch zu nah an der Bühne, aber wenn eh nur 50 Leute da sind…) Hoffen wir einfach dass es beim nächsten Mal besser wird! 😉
Und Top-Act des Abends waren imho definitv Behemoth, da passte einfach alles. Auch wenn der Rest keinesfalls schlecht war. Hat sich auf jeden Fall gelohnt!