Besta
"Musik hat keine Nationalität, Grenzen oder Doktrinen"

Interview

Vieles hat sich geändert auf dem dritten Album der portugiesischen Deathgrind-Maschine BESTA. Auf „Terra Em Desapego“ agiert das Quintett rifflastiger als jemals zuvor und schreibt für seine Verhältnisse beinahe schon epochal lange Songs. Warum die Jungs aber immer noch sie selbst sind und weshalb weiterhin nicht am Grundpfeiler der muttersprachlichen Texte gerüttelt wird, erklärt Bandkopf und Gitarrist Ricardo Correia im Interview mit metal.de

Hallo Rick, zu Beginn bleibt mir erstmal nichts Anderes als Euch zu „Terra Em Desapego“ – einem wirklichen Biest – zu gratulieren. Ihr seid sicherlich zufrieden.

Vielen Dank für Deine Worte zum neuen Album! Ich denke wir sind letztendlich sehr glücklich mit dem Ergebnis. Es war zwar tatsächlich nicht das, was wir uns anfangs vorgestellt hatten, doch am Schluss wurde alles wirklich gut.

Ich würde sagen, dass die Veränderungen zum Vorgänger „Eterno Rancor“ ziemlich offensichtlich erscheinen, aber kannst Du diese noch einmal zusammenfassen und erklären, weshalb es dazu gekommen ist?

Es machte keinen Sinn mehr, prinzipiell das gleiche Album immer und immer wieder einzuspielen, weshalb es Zeit war, die Band neu zu erfinden. Nicht dass wir vorgehabt hätten, den Grindcore-Aspekt fallen zu lassen, aber wir wollten durchaus ein paar Risiken eingehen und unser persönliches Mindset mehr öffnen. Wir waren schließlich einfach kreativ und haben das Riffing für sich sprechen lassen – daraus wurde „Terra Em Desapego“.

Du sagst es, denn „Terra Em Desapego“ klingt mehr „riffy“ als alle Vorgänger bisher. Ihr habt euch Ricardo Matias als zweiten Gitarristen mit an Bord geholt, den ihr bereits von SINISTRO kennt. Ist das auch ein Grund dafür?

Nun, wir spielen alle auch in SINISTRO, sodass Ricardo Matias so etwas wie eine natürliche Wahl war. So gab es zwar eine klare Verbindung, doch auf der anderen Seite hat er auch gezeigt, dass wir deutlich mehr präsentieren können, als nur ein simples Fast-Forward-Grindcore-Album. Diese Vision haben wir als Band aufgenommen und uns folglich dazu entschieden, etwas Anderes zu probieren.

Auf „Terra Em Desapego“ sind die Songs so ziemlich das genaue Gegenteil wie die punktierten Grindcore-Attacken auf euren bisherigen Platten. War das eine Challenge für Euch?

Das war es tatsächlich, denn wir haben uns zuvor noch nie in diesem Maße auf die Details fixiert, sondern einfach Songs geschrieben, wo auch immer das Boot hingetrieben ist. Insbesondere war es für uns fordernd, da wir gewohnt waren, einen Song mit zwei Riffs abzufrühstücken, jetzt standen wir mit acht Riffs vor einem sechsminütigen Titel. In der Vergangenheit hätten wir drei bis vier Tracks daraus gemacht. Ich denke dennoch, dass es uns gelungen ist, unsere Wildheit aufrechtzuerhalten und auch den Grindcore-Faktor nicht abzulegen, wir haben stattdessen einfach ein Upgrade in den Details geliefert. Wir sind allesamt Heavy-Metal-Fans über sämtliche Genregrenzen hinweg und das konnten wir nun gewissermaßen auch einfließen lassen. Es war eine Challenge, aber wir haben die Essenz von BESTA behalten.

Ich finde, dass Euer neues Album einen ziemlichen MISERY INDEX-Vibe mitbringt. Geht Ihr dahingehend mit?

Nein, nicht gänzlich. Auch wenn MISERY INDEX eine hervorragende Band ist, liegen die wesentlichen Einflüsse auf „Terra Em Desapego“ bei DEATH, CARCASS, MORBID ANGEL, KING CRIMSON, TROUBLE und IRON MAIDEN. Am Ende sind wir aber von dermaßen vielen Seiten beeinflusst, sodass es absolut normal erscheint, dass man Assoziationen zu dieser oder jener Band hervorbringt.

Vieles hat sich geändert, doch eines nicht: Die portugiesische Sprache im Rahmen eurer Texte habt ihr beibehalten. Das war keine Option für Euch, auch an dieser Stelle zu schrauben?

Es war nie eine Option in einer anderen Sprache als in Portugiesisch zu singen, nein. So haben wir uns die Vision unserer Musik vorgestellt und konzeptionell begonnen. Die Art und Weise, wie du dich innerhalb der Musik ausdrückst, hat keine Nationalität, keine Grenzen oder Doktrinen. Wir sehen das nicht als Problem an, denn du kannst Musik machen egal wie Dir die Zunge gewachsen ist, das ist das Schöne daran.

Ich bin kein Experte im Übersetzen von portugiesischen Texten, doch ihr scheint euch erneut um sozial-/gesellschaftskritische Themen zu kümmern. Teilweise ziemlich düster. Steht die Welt in diesen modernen Tagen einen Schritt näher am Abgrund?

In allen unseren Releases sind soziopolitische Themen omnipräsent, da macht auch „Terra Em Desapego“ keinen Unterschied. Für uns sind die Lyrics genauso wichtig wie die Musik und wir verwenden viel Zeit für das Verfassen von Diesen. Schließlich sind sie Werkzeug und Stimme, um unsere Meinungen und Sichtweisen auf verschiedene für uns wichtige Dinge auszudrücken. Die Welt hatte schon immer eine düstere und grimmige Seite, das ist kein Spezifikum für die heutige Zeit.

Wie sieht nun die Zukunft von BESTA aus? Kehrt Ihr zu euren Wurzeln zurück oder geht es weiter wie auf „Terra Em Desapego“?

Wir lieben Grindcore genauso wie sämtliche anderen Formen des Heavy Metal, demnach kann wirklich alles auf den kommenden Platten passieren. Das Stichwort ist: Heavy!

Im März 2023 hatten wir ein kleines Special mit Jarvis Leatherby, seines Zeichens bei NIGHT DEMON aktiv und bekennender Horrorfilm-Fan, in welchem er seine Top-Horrorstreifen mit den Lesern geteilt hat. Ihr habt nun auch schon über entsprechende Titel gesungen. Wie gefällt Dir seine Auswahl?

Fright Night, Re-Animator, Return Of The Living Dead und Brainscan sind absolut verrückte Filme! Jarvis kennt seinen Weg in das Horrorgenre, genauso wie er den zum Heavy Metal kennt. Das ist großartig.

Wann wird es möglich sein, Euch einmal auf den Live-Bühnen zu sehen?

Schwierige Frage. Wir sind durchaus eine tourende Live-Band, aber das ist manchmal einfach schwer zu machen. Nicht aus unserer Sicht, aber du musst sehen, dass es da draußen dermaßen viele weitere Bands gibt, das man manchmal das Gefühl hat, dass es einfach keinen Platz für jedermann gibt.

Quelle: Besta
29.07.2023

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