Ich versuche mich immer wieder an meine ersten Berührungen mit Metalcore zu erinnern,. Lang, lang ists her – zumindest vom Gefühl. Damals als AS I LAY DYING noch im kleinen Kato in Berlin gespielt haben, KILLSWITCH ENGAGE Titelcover verschiedener Musikzeitschriften zierten und das Ganze noch etwas Frisches innehatte. Dem ist aber schon lange nicht mehr so und so können auch THIS BLEEDING SOUL sicher nicht mit einer alles umwerfenden Originalität punkten, dafür aber vielleicht mit anderen Qualitäten.
Zum Teil kann das „Avalanche“ tatsächlich. Die Songstrukturen sind etwas anders gestaltet, als bei einem Groß der gesichtslosen Masse und trotzdem sind die Zutaten nur allzu bekannt. Allerdings bemühen sich die Jungs das Ganze etwas aufzupeppen und dem üblichen Schema mit ungewohnten Wendungen ein wenig mehr Würze zu verpassen. Das gelingt mitunter recht gut, ein paar Hooklines finden den Weg ins Gehör, ein paar der Moshparts lassen den Geruch von Schweiß aus den Boxen strömen und der ein oder andere Breakdown lässt es gewaltig krachen. Das reicht aber leider nicht, um wirklich zu begeistern. Dazwischen mischt sich nämlich allerhand Alltägliches und auch Unnötiges. Cleane Vocals können eine feine Sache sein, THIS BLEEDING SOUL bauen aber mächtig darauf und können dabei trotzdem nicht mit Ohrwurm-Refrains aufwarten, geschweige denn, dass die Stimme wirklich charismatisch ist. Nicht falsch verstehen, die Töne werden getroffen und als weitere Facette ist das nicht schlecht, auf Dauer und in der Menge aber ziemlich öde. Hinzu kommt, dass ein paar richtig kraftvolle Parts in einem unbegründeten Break in Sanftmut umschlagen und so vermutlich ungewollt den Songfluss bremsen. Positive Ansätze finden sich aber ebenso. Der Anfang von „Reviving Paradise“ hats mir mächtig angetan, der sich immer weiter steigernde Aufbau, das wirklich verflucht geile Riff und die energiegeladenen Ausbrüche machen mächtig Spaß und auch im Refrain gelingt es, ein bisschen zwingender zu sein. Spritzigkeit beweist auch „Pitch And Toss“, dass gewaltig einheizt, aber im Refrain erneut zu schnulzig wird. Da hätte es dann gern mehr von der knackigen, brutalen Sorte a la „Mary Bell“ sein können – schade.
Alles in allem ist „Avalanche“ nicht schlecht, scheitert aber immer wieder an dem Mühen, irgendwie Melodien und Refrains einzubauen, die dann zärtlich das Ohr umschmeicheln. Das ist löblich, denn das Bemühen um Abwechslung ist da, doch die Qualität dieser Stelle lässt einige Wünsche offen. Würde sich „Avalanche“ auf die Brachialität der „harten“ Anteile konzentrieren, wäre die Scheibe stark, würden die Hooks treffsicherer und der Clean-Gesang etwas ausdrucksstärker sein, könnte sie sogar richtig frischen Wind ins Metalcore-Getriebe blasen. So allerdings wirkt das Debütalbum der Schwaben zeitweise abgehackt und gern auch zusammenhangslos, unnötig kitschig und voller verschenkter schweißtreibender Momente. Leider kein unerwarteter Hammer, aber wer auf dererlei Mischungen steht, sollte „Avalanche“ mal eine Chance geben, denn ein paar coole Nummern gibt es definitiv.
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