Union Of Sleep
Planks, Union Of Sleep
Konzertbericht
Von Leuten, die keine Ahnung haben, wird ja im Allgemeinen angenommen, dass es in Deutschland eh keine Bands gibt, die ernstzunehmende harte Musik machen. Dass solche Aussagen natürlich Unsinn sind, wissen all diejenigen, die sich mit der Materie beschäftigen, nicht erst seit gestern und am 28.01.2012 treten im Sunny Red mal wieder vier Bands den Beweis dafür an. PLANKS aus Mannheim, UNION OF SLEEP aus Berlin, JUNE PAIK aus München und KYREST aus Erlangen decken geografisch schonmal ganz gut die Landkarte ab. Musikalisch regieren am heutigen Abend Doom, Sludge und Crust. Das Sunny Red steht eigentlich auch immer für gute Konzerte im kleinsten Rahmen, ohne überflüssigen Schnickschnack wie Bühne und Lichtshow. So richtig voll bekommen die antretenden Herren die kleine Location zwar nicht, aber es reicht, um sich nicht einsam in seiner musikalischen Neigung zu fühlen.
Los geht es mit KYREST. Keines der Bandmitglieder sieht aus, als habe es schon Haare am Sack und wahrscheinlich hat niemand aus der Band die astronomische Zahl von 20 Lenzen erreicht. Das hört man allerdings überhaupt nicht. Die Jungs spielen im Gegenteil verdammt routiniert guten Crust. Vor allem die Stimme des Sängers ist angenehm angepisst und räudig, während der Rest der Bande einen wirklich dichten Teppich aus Gedonner legt. Natürlich sind alle politisch total korrekt, vermutlich vegan und was sonst noch und müssen das in jugendlichem Ungestüm auch ständig herausprosten, aber bitte. Insgesamt nicht uninteressant. Sicher nicht die Neuerfindung des Rades, aber da kommt in Zukunft sicher noch einiges aus Erlangen.
Von Reihenfolgen hält man heute Abend herzlich wenig. Als nächstes kommen UNION OF SLEEP, die ja eigentlich als Headliner angekündigt waren. Na dann werden wohl PLANKS den Part des Hauptacts übernehmen… Und hier zeig sich wieder einmal, dass Professionalität nicht gleich Qualität sein muss. UOS klingen fett, die Growls des Sängers sind weitaus böser als bei KYREST und er sieht auch viel „gefährlicher“ aus. Trotzdem oder gerade deshalb stellt sich nach drei, vier Songs ein wenig Langeweile ein. Das wirkt einfach alles zu klinisch. Gekonnte, plattwalzende Monotonie. Klar, doomig, mir aber mit zu wenig Herz und zu viel dicker Hose. UNION OF SLEEP. Hmmm, ich glaub ich nehm auch ’ne Mütze Schlaf.
In der Umbaupause zeigt sich wieder einmal, dass man bei Konzerten dieser Größenordnung noch nah am Fan ist. PLANKS, die ja dann eigentlich als letztes spielen wollten, ziehen ihre Show spontan vor, als ein Teil, der wegen ihnen angereisten Fans der Band mitteilt, dass sie noch den letzten Zug bekommen müssen, um wieder in ihr oberbayrisches Dorf zu kommen. So was lob ich mir. Kurzer Soundcheck. Sänger Ralph bekommt leider nicht den gewünschten Hall aufs Mikro, der Soundmann wirkt etwas überfordert. Das Licht ist auch zu hell, am besten alles aus. Baulampe an. So, gut jetzt und los geht’s. Und wie es los geht. Es folgt ein „bunter“ Querschnitt durch die letzten Veröffentlichungen, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf dem 2010er Album „The Darkest Of Grays“ liegt. PLANKS sind einfach eine Macht. Es macht einfach Spaß, vor allem dem Sänger und dem Drummer beim Spielen zuzusehen. Das Spiel wirkt aller Komplexität zum Trotz unglaublich locker. Lediglich die Stimme ist etwas sehr heruntergemischt. Sonst fesseln PLANKS mit ihrem wüsten, aber trotzdem filigranen Post-Metal, der oft an alte ISIS erinnert, wirklich von der ersten Sekunde an. Dafür kann man im Notfall auch mal einen Zug verpassen. Respekt.
(Struch)
Shows im Sunny Red sind in der Regel verflucht laut, was dann schnell dazu führt, dass man dann nach gewisser Zeit dem Ganzen etwas überdrüssig wird. Und als dann schließlich zu später Stunde mit JUNE PAIK, die vierte Band (Münchner Eigengewächs) die „Bühne“ betritt, ist man leider eher in der Stimmung, das Ganze noch iiirgendwie durchzuwinken. Was wirklich schade ist. JUNE PAIK spielen wirklich schönen Screamo/Schreddel-Hardcore, wie man ihn in den 90ern in vielen Jugendzentren zu hören bekam. URANUS fallen einem sofort als Beispiel ein, LOUISE CYPHRE, vielleicht noch LEBENSREFORM und wie sie alle heißen… Sehr hektisch, viele Wirbel, die Gitarristen im Dauerfeuer, hysterischer Kreissänger usw. usw. Wirklich sehr solide. Schön, dass es solche Bands noch gibt.
(Haslauer)
Fotos: Haslauer
Text: Struch, Haslauer
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