Rock For Animal Rights 2023
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Text: Jannik Kleemann, Jürgen Fenske
Fotos: Jürgen Fenske
Nach der Pandemie-Variante 2021 und des covidbedingten Ausfalls des metal.de-Teams 2022, steht das Rock For Animal Rights 2023 in Sandstedt-Offenwarden, zwischen Bremen und Bremerhaven gelegen, auf dem Programm. Alle bisherigen Ausgaben des Festivals für Tierrechte sind eine nicht kommerzielle Veranstaltung. Die Erlöse des Festivals gehen an den Tierrechtsbund Aktiv e.V.
Womit wir bei einem großen Problem des 2023er Festivals sind. Der Zuschauerzuspruch ist mehr als mäßig und ein Gewinn, welcher dem Tierschutzverein zugutekommen könnte, in weite Ferne gerückt. Die Veranstalter des Rock For Animal Rights 2023 haben mit den gleichen Problemen wie alle Festivals bezüglich Kostendruck zu kämpfen. Trotzdem wird nach wie vor auf rein vegane Ernährung gesetzt, ohne den erhobenen Zeigefinger dabei zu heben. Ein veganer Burger liegt mit 9 € im gehoben Preissegment, ist aber kein Vergleich zu anderen Veranstaltungen, wo für Nudeln mit Tomatensoße der gleiche Preis verlangt wird.
Neben dem Kampf für mehr Tierrechte gibt es ein weiteres Angebot auf dem Tierrechtszentrum in Sandstedt-Offenwarden. Künftig sollen krebskranke Kinder aus finanziell schwachen Familien, nach ihrer schweren Leidenszeit der Behandlung, mit ihren Eltern die Möglichkeit bekommen, auf dem Hof die Ferien zu verbringen. Das Musikprogramm steht neben den Angeboten und Informationen um Tierschutz und Tierrechte in den kommenden zwei Tagen im Mittelpunkt. LÄNDPHIL, eine regionale Band, machen den Anfang.
Freitag, 14.05.2023
LÄNDPHIL
Bereits um kurz vor 15 Uhr entern bei bestem Festivalwetter drei Herren die kleine Bühne auf dem Rock For Animal Rights 2023. Pub-Rock nennt das Trio ihre Musik und die Band hat bisher eine 5-Track-EP veröffentlicht. Ohne großen Schnick-Schnack lärmen sich die Herren durch ihr Repertoire und die circa 30-minütige Spielzeit. Die Nummern nennen sich „Sexy Beast“, „One Drop Only“ oder in denglisch „Time To Scheiße“. Bei den bereits anwesenden Damen und Herren kommt der gradlinige Rock gut an und einige Fans in Band-T-Shirt sind ebenfalls auszumachen. Der Anfang ist gemacht und es ist Zeit für den ersten Bühnenumbau.
Galerie mit 8 Bildern: Ländphil – Rock For Animal Rights 2023UNCHAINED HORIZON
Seit 2008 ist die aus Wilhelmshaven stammende Heavy Metal Band UNCHAINED HORIZON aktiv und sie darf an diesem Freitagnachmittag einen großzügigen Nachmittagsslot besetzen. Das Wetter ist gut, das Bier kalt und die Musik geht leicht ins Ohr. Zwar ist klassischer Heavy Metal das Grundgerüst der Band, sie sind sich aber nicht zu schade, auch das ein oder andere Modern-Metal-Versatzstück mit in ihre Performance einzubauen, wie man es beispielsweise von Bands der New Wave of American Heavy Metal kennt.
Während des Auftritts kommt ein Mann vom Orga-Team auf die Bühne und spricht kurz mit Sänger Sascha Heese, welcher kurz darauf das Kennzeichen eines falsch geparkten Transporters durchsagt. Daraus entwickelt sich ein kleines musikalisches Spielchen mit der Buchstaben- und Zahlenkombination, das Laune macht. So sieht gelungene Improvisation aus. Wenn man dann das Set noch mit einem IRON-MAIDEN-Cover beendet, ist klar, dass der Applaus schon über das Anstandsklatschen hinaus geht.
Galerie mit 18 Bildern: Unchained Horizon – Rock For Animal Rights 2023NUKING MOOSE
Die Bremer Band NUKING MOOSE hat sich in der Hansestadt einen kleinen Lokalmatador-Ruf erarbeitet und steht kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Studioalbums „Ritual“, welches am 29. Juli Release in der Bremer Zollkantine feiern wird. Doch heute auf dem Rock for Animal Rights Festival bekommen wir schon einen kleinen Vorgeschmack. Die Modern Metal Band setzt einen farbigen Akzent am heutigen Festivaltag, Sängerin Liz überzeugt sowohl mit ihrer leuchtend roten Mähne als auch mit ihrer starken Gesangsperformance.
Fans, die das Material größerer Bands wie JINJER, ARCH ENEMY oder THE AGONIST abfeiern, werden auch hier glücklich sein. Sympathisch: Anschließend stehen NUKING MOOSE bei vielen Gigs der folgenden Bands selbst vor der Bühne und feiern ihre Kollegen und Kolleginnen ab. So sieht gelebter Szene-Zusammenhalt aus.
Galerie mit 11 Bildern: Nuking Moose – Rock For Animal Rights 2023BREFORTH
Jürgen Breforth ist eigentlich von den seit 40 Jahren aktiven MAD MAX bekannt und hat anscheinend von dem Hard Rock und melodischen Heavy Metal seiner Hauptband noch nicht genug. Bescheiden nach sich selbst benannt ist BREFORTH sein neues Projekt, welches er zusammen mit Sänger Peter Lenzschau gegründet hat, ein Debütalbum erscheint am 25. August via Metalapolis Records und trägt den plakativen Titel „Metal In My Heart“.
Die Show heute ist teils Metal, teils Hard Rock, viele „Cover-Songs“ früherer MAD-MAX-Gassenhauer wie „Night Train To Paris“ oder „Waiting For The Night“ finden sich im Set wieder. Für die BREFORTH-Version wurden diese teilweise umgestellt, von Rock-Song in Ballade umgebaut oder andersrum. Dazu gesellen sich ein paar eigene flotte Rocker wie „Reset My Sanity“. Der heutige Gig auf dem Rock For Animal Rights 2023 stellt den ersten Auftritt der Band überhaupt dar. Dank der Bühnenerfahrung der beteiligten Musiker wirkt es aber nicht wie ein Debüt, sondern eher wie MAD MAX 2.0. Dies ist ein wenig doppelt gemoppelt, denn ebendiese Band wird am Samstag auf der gleichen Bühne stehen.
Galerie mit 15 Bildern: Breforth – Rock For Animal Rights 2023CATS TV
Ein bisschen musikalische Außenseiter sind heute CATS TV, die mit ihrem selbsternannten Friesenrock eher ruhiger zocken als die bisherigen Bands auf der Bühne. Es scheint aber einige Fans der Band nach Sandstedt-Offenwarden gezogen zu haben, denn es finden sich einige Shirts mit CATS-TV-Aufdruck vor der Bühne wieder, als die Band ihr Set beginnt. Der Altersdurchschnitt der anwesenden Fans ist dabei überwiegend 50+, die Band ist schon seit 1980 aktiv und hatte einen ihrer größten Hits bereits zwei Jahre später.
Die Cuxhavener Band rockt jedenfalls mit viel Spielfreude durch ihr Set und die anwesenden Fans sorgen für die nötige Stimmung. Der Teil des Publikums, der für die härteren Töne angereist ist, nutzt die Zeit, um sich an einem der veganen Essensstände für die noch kommenden Bands zu stärken oder lässt sich ein weiteres Bierchen zapfen. CATS TV haben indes noch etwas Bühnenshow am Start, gegen Ende des Sets wandert noch ein Astronaut in voller Montur über die Bühne.
Galerie mit 11 Bildern: Cats TV – Rock For Animal Rights 2023HOLY MOSES
Headliner des Freitags beim Rock For Animal Rights Festival sind HOLY MOSES. Die Band um Frontröhre Sabina Classen befindet sich derzeit auf Abschiedstournee, im Dezember wird zu Classens 60. Geburtstag mit einem fetten Konzert in der Hamburger Markthalle Schluss sein. Anfang des Jahres haben sie mit „Invisible Queen“ ihr Abschiedsalbum veröffentlicht, das unseren Oliver so verzückt hat, dass er die Höchstnote zücken musste.
Mittlerweile hat sich der Platz vor der Bühne auch etwas mehr gefüllt, der direkt an das Festival angrenzende Campingplatz sollte zu dieser Zeit so gut wie leer sein. Trotzdem wäre noch Luft nach oben für mehr Besucher drin gewesen, was verwundert, da der Abschied einer Kultband doch eigentlich immer ein Publikumsgarant ist. HOLY MOSES lassen sich davon jedoch nicht beirren und starten zwar mit ordentlich Verspätung wegen eines fast einstündigen Soundchecks, dafür aber auch direkt mit ordentlich Rambazamba.
Wie es sich für ein Abschiedskonzert gehört, sind natürlich alle großen Hits der Band aus den 1980er- und 1990er-Jahren mit dabei, doch auch die Singles des aktuellen Albums „Invisible Queen“ und „Cult Of The Machine“ dürfen nicht fehlen. Sabina Classen hat sichtlich Lust, die Bühne abzureißen und läuft während des Konzertes ihren Schrittzähler voll. Die Frau ist konstant in Bewegung und wenn sie nicht über die Bühne rennt, dann lässt sie ihre Haare kreisen. In den Ansagen betont sie, wie sehr ihr das ursprüngliche Feeling des Festivals zusagt, es fühle sich an wie Wacken 1990.
Am Ende des Sets reicht es dann sogar für ein kleines Crowdsurfing seitens Classens, bevor die Band mit „Too Drunk To Fuck“ das Set beendet. Zu diesem Song dürfen die anwesenden weiblichen Gäste die Bühne stürmen und zusammen mit der Band feiern. HOLY MOSES beweisen mit dem heutigen Gig jedenfalls, dass sie in Sachen Kultfaktor ab Ende des Jahres eine Lücke in der Livelandschaft hinterlassen werden.
Galerie mit 15 Bildern: Holy Moses – Rock For Animal Rights 2023SLOPPY JOE’S
After-Headliner-Slots sind so eine Sache, oftmals dünnen die Reihen vor der Bühne dann schon ordentlich aus. Bei SLOPPY JOE’S bleibt zwar ein großer Teil der Besucher noch auf dem Gelände, doch der solide Hard Rock der Band reißt nicht mehr so mit wie die Thrash-Keule, die vor ihm kam. Dennoch bemüht sich die Band, ist sichtlich motiviert und die anwesenden Gäste quittieren dies mit der Motivation, bei Mitmachspielchen zur späten Stunde noch am Start zu sein.
Während „Don’t Pay The Ferryman“ schafft es SLOPPY JOE’S noch einmal mit dem angeteaserten SLAYER-Medley, die Stimmung auf einen späten Höhepunkt zu bringen, danach ist für die meisten noch anwesenden Rocker dann aber Bettzeit angesagt. Und dass, obwohl noch eine letzte Band am heutigen Festivaltag performen soll.
Galerie mit 11 Bildern: Sloppy Joes – Rock For Animal Rights 2023WHY AMNESIA
Es ist spät geworden, sogar verdammt spät, als WHY AMNESIA aus dem Ruhrpott die Bühne entern. Jack Rock nennt das Quintett ihre Musik und ein Hauch von ABBA liegt beim ersten Blick auf der Bühne in der Luft. Zwei Pärchen agieren bezüglich des Gesangs und der Saitenarbeit, nur der Drummer Knuffi verhaut allein die Felle. Das Publikum hat sich weiter reduziert im Vergleich zur Vorgängerband, was vor allem der nächtlichen Uhrzeit geschuldet ist. Sängerin Shirley Golightly und ihre Mitstreiter lassen Songs wie „Pour Me A Whiskey“, „Angel´s Share“ oder “Jack It Off” durch die Nacht klingen und der erste Tag des Rock For Animal Rights 2023 geht mit mehr als einer Stunde Verspätung zu Ende.
Galerie mit 9 Bildern: Why Amnesia – Rock For Animal Rights 2023Interessante Alben finden
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