ADORNED GRAVES begannen ihre Karriere als Thrash-Metal-Band, die ihren Sound mit Doom-Schlenkern garnierte. Auf ihrem dritten Album „The Earth Hath Opened Her Mouth“ entwächst die Combo dieser Beschreibung endgültig.
Auf „The Earth Hath Opened Her Mouth“ gibt es jede Menge Abwechslung
Thrashige Riffs gehören zwar nicht gänzlich der Vergangenheit an. Doch dominieren sie längst nicht mehr das Geschehen bei ADORNED GRAVES. Schon das eröffnende „Epitaph I“ erinnert an Epic Metal. Wenn die Band im anschließenden „Pilgrim’s Path“ das Tempo anzieht, kommen mehr US-Metal- denn Thrash-Assoziationen hoch. Das liegt insbesondere am melodischen, oft in den hohen Tonlagen angesiedelten Gesang.
In diesen kreischenden Momenten funktionieren die Vocals auf „The Earth Hath Opened Her Mouth“ ausgesprochen gut. In den ruhigeren Passagen, wenn es in die tieferen Tonregionen geht, wirkt der Gesang hingegen etwas schwach auf der Brust. Das ist doppelt schade, da viele Gesangslinien eine ungewöhnliche Melodieführung aufweisen, die den Songs eine zusätzliche Spannung verleiht.
Längen schleichen sich ein
Spannung ist auch in Sachen Songwriting das richtige Stichwort. Denn bei einer Gesamtspielzeit von fast 75 Minuten, ist es für jede Band eine wahre Mammutaufgabe, keine Langeweile aufkommen zu lassen. ADORNED GRAVES gelingt das – zumindest die meiste Zeit über. Ein paar Längen schleichen sich im Laufe der zwölf Songs ein. Doch halten sich diese Momente in Grenzen.
Das liegt vor allem daran, dass ADORNED GRAVES auf jede Menge Abwechslung setzen. Oft innerhalb eines Songs. Hämmerte gerade noch ein Blastbeat aus den Boxen, steht im nächsten Moment ein gefühlvolles Gitarrensolo über eine zurückhaltende Akkordfolge im Vordergrund. Selbst vor an Black Metal erinnernden Harmoniefolgen macht die Band keinen Halt.
ADORNED GRAVES sind ambitioniert
Trotz dieser stilistischen Breite wirken die Songs nie zerfahren oder überladen. ADORNED GRAVES schaffen es, ihre vielfältigen Einflüsse zu einem stimmigen Ganzen zusammenzuführen. Leider hält die Produktion da nicht ganz mit. Manchmal wirkt sie etwas undifferenziert, wodurch Details in den Arrangements untergehen. Da wäre noch mehr drin gewesen.
Alles in allem liefern ADORNED GRAVES mit „The Earth Hath Opened Her Mouth“ ihr bislang ambitioniertestes Werk ab. Über weite Strecken funktionieren die hochgegriffenen Songs gut. Ein bisschen mehr hätte die Band das Album aber zusammenstauchen müssen, um ein wirklich rundum gelungenes Werk vorzulegen. Wer genug von Metal-Einheitsbrei hat, sollte in die Platte trotzdem reinhören. Denn 08/15 ist hier gar nichts.
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