Eluveitie - Helvetios

Review

Galerie mit 25 Bildern: Eluveitie - Summer Breeze Open Air 2023

Irgendwie habe ich diese Schweizer immer etwas unterschätzt und sie für wenig mehr als einen weiteren gesichtslosen Vertreter der Folk-Metal-Szene gehalten. Angesichts des nun erscheinenden „Helvetios“ muss ich dieses Urteil aber deutlich revidieren und Abbitte leisten. Das hier Dargebotene geht musikalisch weit über jene bierseligen Schunkel-Hymnen hinaus, von denen ich durch Gruppen wie FINNTROLL, ENSIFERUM, KORPIKLAANI oder auch EQUILIBRIUM bereits seit Jahren gnadenlos übersättig war. ELUVEITIE schaffen es tatsächlich, dem Folk-Metal neue Impulse zu geben und dabei auch für Musikliebhaber jenseits Hörner tragender und trinkender Freizeit-Wikinger interessant zu sein.

Dabei fängt alles so harmlos an. Das erste Drittel des Albums wartet mit eingängigen und spannenden Stücken auf, die sich aber alle im Bereich etablierter Folk-Metal-Standards bewegen. Nach dem gesprochenen „Prologue“ und dem flott nach vorne preschenden Titelsong gibt es mit „Luxtos“ zwar bereits einen ohrwurmigen Mitsing-Hit, doch weder diese Stücke noch das rhythmisch spannende „Home“ oder das unspektakuläre „Santonian Shores“ schaffen es wirklich, die Genre-Grenzen aufzubrechen. Jedoch hat man bis hierhin auch lediglich die Einführung in ein Album gehört, das sein gesamtes Potential erst als Gesamtprodukt entfaltet.

„Helvetios“ lebt auch von seinem großartigen Spannungsbogen, der alle siebzehn Stücke umfasst, sich immer weiter steigert und auf einen großartigen gemeinsamen Höhepunkt hinführt. Verantwortlich für diese Albumstruktur ist das zugrundeliegende Konzept, das sich an einer historischen Nacherzählung der Gallischen Kriege aus der Sichtweise der keltischen Helvetier versucht. Weitere Erklärungen zu den geschichtlichen Hintergründen findet der geneigte Leser in unserem Vorabbericht zur Listening-Session des Albums, so dass an dieser Stelle auf ausführlichere Erklärungen verzichtet werden soll.

Ohne die Einbettung in das Gesamtkonzept würde das getragene Akustik-Lamento „Scorched Earth“ vermutlich ein wenig in die Länge gezogen wirken. Mit Blick auf das Gesamtbild fügt es sich aber hervorragend ein und bildet einen willkommenen Ruhepol, der das erste vom zweiten Albumdrittel trennt. In diesem geht es nun nicht nur storyseitig mächtig zur Sache, auch musikalisch wird noch eine ordentliche Schippe drauf gepackt und der Härtegrad merklich angezogen. Besonders das enorm vielschichtige „Meet The Enemy“ lässt bereits erahnen, in welche Dimensionen ELUVEITIE im weiteren Albumverlauf noch vorstoßen werden.

Dass ELUVEITIE auch poppig können, zeigt „A Rose For Epona“, das in ähnlicher Form auch von NIGHTWISH hätte stammen können. Die wirklichen Stärken liegen aber im – durch ein wiederum sehr ruhiges instrumentales Zwischenspiel („Hope“) abgetrennten – letzten Albumdrittel. Hier ziehen „The Siege“ und „Alesia“ wirklich alle Register und setzen vollkommen neue Genre-Standards. Allein diese beiden Stücke würden den Kauf des gesamten Albums bereits rechtfertigen und profitieren doch zweifellos durch ihre Einbettung in das Gesamtkonzept des Albums.

Alles in allem ist „Helvetios“ ein saustarkes Folk-Metal-Gesamtkunstwerk, das in seinen schwächsten Momenten hervorragend umgesetzte Folk-Metal-Standards zelebriert. Wo ELUVEITIE aber richtig auftrumpfen, da sprengen sie das ausgelutschte Genre-Korsett und spielen in einer gänzlich eigenen Liga. Dass sie dabei nicht nur eine Vielzahl an traditionellen Folk-Instrumenten harmonisch in ihre Songs integrieren, sondern auch der Einsatz von Elementen aus Black-, Thrash- oder Gothic-Metal niemals störend wirkt, macht dieses Meisterwerk (fast) perfekt.

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24.01.2012

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Eluveitie auf Tour

14.02.25Eluveitie - 'Ánv rising – Europe PT I Tour 2025Eluveitie, Infected Rain und Ad InfinitumPosthalle, Würzburg
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16.02.25Eluveitie - 'Ánv rising – Europe PT I Tour 2025Eluveitie, Infected Rain und Ad InfinitumCapitol Hannover, Hannover
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14 Kommentare zu Eluveitie - Helvetios

  1. katharinab sagt:

    Ein Urteil über das ganze Album kann ich nicht fällen, da ich nur die zwei Songs kenne, die die Band auf ihrer Facebook-Page veröffentlicht hat, doch von diesen ausgehend, kann ich schon mal sagen, dass dieses Werk von mir mit Sicherheit keine 9 Punkte bekäme. 08/15 Folk Pagan Metal (daran ändert die Instrumentierung auch nichts), nur diesmal mit zusätzlichen, ziemlich miesen Anbiederungen an Pop und Gothic. ELUVEITIE haben den Charme, den sie auf ihren früheren Alben meiner Meinung nach noch hatten, inzwischen wirklich gänzlich verloren.

  2. Laniakea sagt:

    „Typische“ Nuclear Blast Band mittlerweile. Weniger Band, mehr Produkt. Die Tatsache, dass derartige Musik dann auch noch 9/10 einheimst, bestätigt den Eindruck, dass wir (die Metal-Fans) größtenteils diesen traurigen Trend hemmungslos schlucken.

  3. Eugen sagt:

    Für mich waren ELUVEITIE immer eine moderne Band, die Metalcore-ähnliche Spielweisen mit exotischen Instrumenten perfekt kombiniert. Live sind sie killer. Die 2 Songs, die sie bisher von der neuen Scheibe rausgehauen haben, fand ich aber auch wenig spektakulär. Aber gespannt bin ich auf das neue Ding trotzdem sehr.

  4. Ex-Stendahl666 sagt:

    Hochproduziertes Pseudofolkalbum.. Mehr Pop, weniger Persönlichkeit.. Hier rein, da raus.. Fand es immer seltsam, dieses Durcheinander im wahrsten Sinne des Wortes, wer die live gesehen hat, wird verstehen..
    5/10 für das fidele Fideln 🙂

  5. VivaHelvetios sagt:

    ich versteh irgendwie nicht, wie sich teilweise leute zu dem album äußern, die die band scheinbar eh grundsätzlich nicht mögen. ich geh doch auch nicht auf irgendewelche hip hop oder schlagerseiten um da unter die reviews zu schreiben, dass ich hip hop und schlager eh nicht doof finde.
    und ich kann es auch nicht verstehen, wie man ein 17-track starkes konzeptalbum in irgendeiner weise anhand zweier vorab veröffentlichter songs bewerten kann.
    was mich auch stark wundert ist, warum soviele leute die angeblich neue „poppigkeit“ kritisieren oder zumindest hervorheben. waren „omnos“, „brictom“ oder „slania’s song“ jetzt wesentlich unpoppiger weil die texte nicht englisch waren? also ich würde jedem, der sich ernsthaft dafür interessiert nahe legen, erstmal das ganze album zu hören und dann ein urteil zu fällen. und jeder der eluveitie eh blöd findet sollte sich auch garnicht erst weiter damit befassen. but whatever, trolls will be trolls…

  6. katharinab sagt:

    So, kenne das Album nun komplett und muss sagen, dass die vorher veröffentlichten Songs tatsächlich noch die Highlights waren… Ganz objektiv würde ich wohl 6 Punkte geben, da zwar gut gemacht und für Fans der Band bestimmt auch ansprechend, aber dennoch furchtbar langweilig, langatmig und unoriginell. Subjektiv kann ich „Helvetios“ allerdings gar nichts abgewinnen… Wie schon geschrieben, hat die Band ihren früheren Charme und ihre Echtheit einfach verloren und ist zu einem billigen Plastik-Massenprodukt verkommen.

  7. tarant sagt:

    Nach Hören der kompletten Scheibe: Das Album ist sackstark. Eluveitie ist sich absolut treu geblieben und so mischen sich melidiösere Stücke mit hartem Death Metal. Meiner Meinung gehören einige Tracks zu den härtesten, die Eluveite jemals produziert haben. Die Platte ist alles andere als Mainstream. Um der Vorrednerin zu widersprechen: Ein billiges Massen-Plastikprodukt ist das garantiert nicht. Um das festzustellen braucht es definitv nicht viel Musikgeschmack und kein ausgefeiltes Musikgehör. Eluveitie ist einzigartig und das kann man, ob man sie nun mag oder nicht, einfach nicht schlechtreden. Definitiv 9.5 von 10!

  8. VivaHelvetios sagt:

    also nach komplettem hören muss ich sagen, 8/10 punkten hätten es sicher auch getan, aber ein seelenloses massenprodukt haben wir hier sicherlich nicht vorliegen. wenn man sich hinsetzt und ein konzeptalbum über den gallischen krieg schreibt steckt da glaube ich mehr als kommerzielles kalkül hinter. zumal ich die band jetzt nicht mehr oder weniger poppig finde als auf den vorherigen alben, wenn dann gibt es eine entwicklung in beide richtungen. wo „alesia“ und „a rose for epona“ durchaus popappeal haben gehört „the siege“ ja wohl zum härtesten, was elu je rausgehauen haben. leider gibt es auch ein paar lückenfüller auf dem album, 2-3 songs weniger hätten dem album gut getan. helvetios, luxtos, the siege, a rose for epona, alesia & meet the enemy sind so meine bisherigen favoriten und auch das intro und outro finde ich richtig stimmig.ein grundsolides album,wer die letzten beiden (metal)alben mochte kann hier bedenkenlos zugreifen. wer elu eh nicht mag wird auch hier nicht grlücklich.

  9. Chris sagt:

    Ich kenne Eluveitie nun seit Kinderschuhen und hab jedes Werk der Schweizer mein Eigen nennen können. Sehr gespannt auf die neue Scheibe war ich nicht, die letzten 2 Scheiben aus ’09 und ’10 waren leider nicht -mehr- so mein Fall.
    Helvetios habe ich nun einige male durch und eine Überraschung blieb auch hier weitgehend aus. Veränderungen gibt es nicht (man könnte auch sagen Eluveitie sind sich treu geblieben), davon zu sprechen wie „hart“ oder „popig“ das Album geworden ist spar ich mir und überlasse so etwas anderen.
    Es gibt Songs die Spass machen (Alesia finde ich sehr gelungen) und welche die eher schwach sind.
    Fazit: Mit Sicherheit kein Meilenstein der Musik, Metal, Pangangeschichte, dennoch lohnt sich ein Reinhören. Das Teil wird den Fans (der letzten Alben) sicher gefallen, allen anderen, auch den Pagen Vertretern möchte ein vorheriges Durchhören ans Herz gelegt sein.

    Ach ja: 9/10 ist absolut übertrieben.

    7/10
  10. Laniakea sagt:

    Also ich mochte Eluveitie auf „Spirit“ sehr. Warum? Weil das Album noch „Seele“ hatte 😉

  11. Helvetia sagt:

    Ziemlich eigenartiges Verhalten der Szene, find ich. Als die Band noch neu und überraschend war, fanden’s alle gut, auch wenn der Mix (sowohl live wie auf CD) damals eher schwächer (sprich: chaotischer) war und auch von der Komposition her Folk und Metal eher nebeneinander statt als wirkliche Mischung dastanden. Kaum hat die Band den höheren Bekanntheitsgrad und ihre Alben (wie auch den Livemix) professioneller produziert, wird das links und rechts als „Plastikpop“ bekrittelt. Die Band verfolgt ganz offensichtlich immer noch die gleichen musikalischen Ziele wie von Anfang an nur der Neuigkeits-Überraschungs-Effekt fällt weg. Was ist so verwerflich dran wenn eine Band liefert was den Fans gefällt, und noch in besserer Qualität? Wer immer was neues braucht, soll sich doch nach ner neuen Band umsehen. Zudem werde ich abwarten bis ich das Album in der Qualität eines Originalkaufs gehört habe, statt es auf der BAsis illegaler Downloads oder einzelner Teaser-Songs abzuurteilen.

  12. Daniel.Sonnenwald sagt:

    Ein Album dass in meinen Augen den Pagan/Folk Sound perfekt mit härteren Spielarten des Metal verbindet,bis hin zu Metalcore. Eine schöne Symbiose.Mag kommerziel sein aber es hat einen Grove
    Als geschichtsinteressierter Mensch finde ich auch das Thema des Albums sehr schön und stimmig gewählt.

  13. S.G. sagt:

    und was hat das noch mit Metal zu tun. Nix.

    1. Florian Schörg sagt:

      Es freut mich ja, dass auch ein fünf Jahre altes Review gelegentlich noch mal gelesen wird, aber mehr als so ein Nullnummer-Szenepolizei-Kommentar fällt dir dazu nicht ein? Schade.