Copenhell 2023
- Ein Reisebericht
Special
Mit dem Copenhell Festival in Kopenhagen hatten wir schon länger geliebäugelt. Zum ersten Mal zog es uns nun gen Norden, zur zwölften Runde des Festivals vom 14. bis 17. Juni 2023. Mit mittlerweile 38.000 Besucher:innen ist das Copenhell Dänemarks größtes Metalfestival und bietet an Bands so ziemlich alles von Newcomern zu ganz großen Headlinern. So waren beispielsweise auch schon METALLICA und IRON MAIDEN da. In den Tagen vor dem Festival gibt es zudem eine Preparty in der Stadt. Dort werden bereits die Bändchen ausgegeben, es gibt offiziellen Merch zu kaufen und es spielen Bands. Um uns die volle Ladung zu geben, sind wir also etwas früher angereist und haben uns beim Festival außerdem besonders auf dänische Bands konzentriert. Wundert euch also nicht, wenn einige große Namen nicht so ausführlich behandelt werden wie gewohnt. Über die könnt ihr anderswo genug lesen.
Das Copenhell Festival hat vier Bühnen, von denen bis zu drei gleichzeitig bespielt werden. Alle Bühnen tragen verschiedene Namen der Hölle oder Unterwelt. Von groß nach klein: Helvíti (Main Stage), Hades, Pandæmonium und Gehenna. Ein geräumiger Hügel gegenüber der beiden großen Bühnen sorgt für gute Sicht und eine gleichzeitige Ruhepause. An vier Tagen, von Mittwoch bis Samstag, spielen hier vom frühen Nachmittag bis ca. zwei Uhr morgens Bands so ziemlich aller Metalgenres. Auch wenn das Copenhell größentechnisch eher mit dem Summer Breeze vergleichbar ist, ist es für die Einheimischen das dänische Wacken.
Fotos von Andrea Friedrich.
Mittwoch, 14.06.2023
Am ersten Festivaltag werden wir beim Copenhell von Toke, der beim Festival für das Marketing zuständig ist, in Empfang genommen und erhalten zusammen mit anderen Medienvertreter:innen eine äußerst unterhaltsame Führung über das Festivalgelände. Dabei erfahren wir interessante Facts zum Event und sehen, was das Festival neben den Bands noch so alles zu bieten hat. Genaueres hierzu findet ihr auf den nächsten Seiten. Unser Rundgang endet an der Hauptbühne Helvíti, wo wir recht pünktlich zum Auftritt von MÖTLEY CRÜE aufschlagen.
Ihre nicht mehr ganz so frische Optik scheinen diese mit jungen Gogo-Tänzerinnen – Pardon, „Background-Sängerinnen“ – aufhübschen zu wollen, die zumindest gefühlt öfter auf den Leinwänden gezeigt werden als die Band selbst. Das geht jedoch ziemlich nach hinten los, denn die Zeiten solcher Inszenierungen sind nun wirklich vorbei. Von dieser anachronistischen Darbietung abgesehen läuft es zumindest musikalisch glatt, auch wenn zumindest beim Gesang mehrmals Zweifel in unserer Gruppe aufkommen, ob dieser überhaupt live ist. Mehr Indizien dagegen erreichen uns im Anschluss vom Hellfest. Vor allem im direkten Vergleich zu DEF LEPPARD, die später auf der Hauptbühne spielen werden und mit denen MÖTLEY CRÜE derzeit auf Tour sind, ist der Lack doch sehr ab.
Zwischendurch geht es für uns noch zur Gehenna Stage, wo DANCE WITH THE DEAD auf der kleinsten Bühne des Festivals eine sehr coole Show servieren. Irgendwo zwischen PERTURBATOR und LONG DISTANCE CALLING trifft ihr instrumentaler Gitarren-Synth voll ins Schwarze und sorgt für ordentlich Bewegung im Copenhell-Publikum. Dieses haben DEF LEPPARD im Anschluss für sich allein, denn während des Headliners spielen auf keiner der anderen Bühnen Bands. Einerseits können so alle die Headliner sehen, andererseits müssen danach gleich drei Bands das letzte Slot des Abends teilen. Dies führt an allen Festivaltagen zu schwierigen Entscheidungen.
Galerie mit 21 Bildern: Dance With The Dead - Copenhell 2023Nachdem DEF LEPPARD ihr Set routiniert und mit Recht gefeiert zu Ende gebracht haben, teilen wir uns schweren Herzens auf, denn für Redakteurin Angela kann es nur ZEAL & ARDOR geben, während Fotografin Andrea nicht ohne PARKWAY DRIVE kann. Wir hätten jedoch auch gerne die Dänen IOTUNN gesehen, die mit ihrer Beschreibung als ‚progressive cosmic power metal with elements of both death, thrash and black metal‘ äußerst interessant klingen und auch auf Platte gefallen haben. Hoffentlich ergibt sich hier bald eine weitere Chance. PARKWAY DRIVE veranstalten den Abriss, den man von ihnen gewohnt ist, während bei ZEAL & ARDOR eine wahre Staubschlacht im Pit ausbricht. Die Schweizer haben eine perfekte Setlist mit vielen Stücken vom aktuellen Album am Start, die an dieser Stelle ausdrücklich gewürdigt werden muss.
Galerie mit 33 Bildern: Parkway Drive - Copenhell 2023Somit ist der erste Festivaltag zu Ende und der Heimweg zurück in die Stadt steht an. Dies stellt sich aber als gar nicht so einfach heraus. An der Shuttlebus-Haltestelle finden wir eine sicher hundert Meter lange Warteschlange vor, die sich auch nicht bewegt, denn Busse sind zu diesem Zeitpunkt nicht in Sicht. Der Grund für das Chaos ist schnell ausgemacht. Die einzige Zufahrtsstraße zum auf einer Halbinsel gelegenen Festival ist von Fahrrädern und Fußgänger:innen überlaufen, sodass auch nachkommende Shuttlebusse und Taxen kaum durchkommen. Letztendlich versuchen wir es mit Mietfahrrädern, was jedoch ebenfalls schwierig ist, denn diese sind natürlich längst abgegrast. Am Ende werden wir fündig und schnappen anderen Festivalbesuchern die Räder vor der Nase weg. In diesem Fall sorry, not sorry. Die Radfahrt durch das nächtliche Kopenhagen hat übrigens einen ganz besonderen Charme und ist sehr zu empfehlen.
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Bands | |
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Stile | Black Metal, Death Metal, Doom Metal, Gothic / Darkwave, Hardcore / Grindcore, Heavy Metal, Modern Metal, Pagan / Viking Metal, Post-Rock/Metal, Progressive Rock/Metal, Rock, Thrash Metal |
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Hallo metal.de,
als passionierter Festivalgänger, der auch schon das ein oder andere Festival im Ausland besucht hat, habe ich euren Bericht voller Interesse gelesen. Danke dafür!
Irgendwie erschließt sich mir hier leider überhaupt nicht, warum ich mir die Mühe für die lange Anreise für das Coppenhell antun soll außer ich hätte ein besonderes Interesse an Dänemark/dänischen Bands.
– Völlig überzogene Preise: Ja, Dänemark mag generell teuer sein, aber 8 Euro für ein Bier und 25 % Aufschlag fürs Festival? Also bitte, finde ich nicht gerade unterstützenswert.
– Umständliche Anreise jeden Tag, selbst vom Campground aus: Klar, machbar ist vieles wenn man nur will, mir würde das aber ziemlich schnell den letzten Nerv rauben.
– Seltsame Aufteilung der Running Order: Es ist nicht ersichtlich, wann welche Band fertig ist? Und während des Headliners bleiben drei Bühnen leer nur um dann hinterher gleichzeitig bespielt zu werden? Wer denkt sich sowas bloß aus..?
– Ziemlich viel Klimbim an Programm der mit der Musik nur noch bestenfalls am Rande zu tun hat aber dann auf der anderen Seite Mondpreise (womit wir wieder beim ersten Punkt wären)?
Keine Ahnung, vielleicht lese ich das auch zu negativ und jeder Jeck ist anders. Ihr scheint ja trotzdem euren Spaß gehabt zu haben. Ich bin wohl generell nicht mehr die Zielgruppe für Festivals in dieser Größenordnung. Und klar sehe ich das aus meiner „deutschen Sicht“ vielleicht auch zu kritisch, in Dänemark wird es nun mal nicht die große Auswahl an Metal-Festivals geben wie hier aber irgendwie sehe ich hier überhaupt keinen Anreiz mir das auch zu geben.