Pripjat
Thrash ohne Gnade
Konzertbericht
„Wir sind ja eigentlich eher eine unpolitische Band“, gibt FABULOUS DESASTER-Frontmann Jan Niederstein zu Protokoll. Aber ein musikalisches Statement gegen Nazis lässt sich die Band trotzdem nicht nehmen. Das kommt sogleich in Form von „Customized“. Damit reißt das Quartett die Bude auf halben Weg durch ihren Gig so richtig ab.
Obwohl die Band aus organisatorischen Gründen eine Viertelstunde vor dem offiziellen Konzertbeginn auf den Brettern steht, ist das Kölner MTC gut gefüllt. Im Laufe der 40 Minuten fliegen eine Menge Haare durch die Luft und die Fans starten die ersten Moshpits. Zwar tropft es noch nicht von der Decke, wie Niederstein laut eigener Aussage erwartet hatte. Doch das kommt noch.
HARLOTT legen ordentlich nach
25 Stunden Flug haben HARLOTT hinter sich gebracht, um endlich wieder in Europa aufzutreten. „Dank euch ist es die Anstrengung wert“, verlautet Sänger Andrew Hudson. Die Australier legen eine schweißtreibende Show aufs Parkett, bei der sie wenige Worte verlieren und die Musik für sich sprechen lassen.
Das Zusammenspiel der Truppe zeichnet sich durch punktgenaue Arbeit an den Instrumenten und jede Menge Energie aus. Die Moshpits nehmen zu, die Fans drehen durch. Der Ansturm am Merchstand nach der Show zeigt, dass HARLOTT heute alles richtig gemacht haben.
PRIPJAT geben alles
Zum Abschluss entern PRIPJAT die Bühne. Und es zeigt sich schnell, dass die Kölner Lokalmatadore für viele Anwesenden der Hauptgrund sind, heute im MTC zu sein. Beim ersten Ton explodiert der Laden förmlich einem Inferno aus brachialem Thrash und ebenso brachialen Publikumsreaktionen. Egal ob „Nuclear Chainsaw“ oder „Bowed, Yet Unbroken“ – das Material von PRIPJAT killt einfach alles weg. So auch heute Abend.
Wie gewohnt kommen Kommentare zur weltpolitischen und sozialen Lage bei dem Quartett nicht zu kurz. Gitarrist Eugen Lyubavskyy und Sänger Kirill Gromada sind ukrainischer Herkunft. Dementsprechend hart trifft sie der Krieg in der Ukraine: „Bald ist der fünfhundertste Tag des Krieges. Es waren 500 verdammt harte Tage“, betont Lyubavskyy. Im gleichen Zuge bedankt er sich bei jeder Form von Unterstützung, sei es durch Spenden oder anteilnehmende Worte. „Kiev Burns!“ reißt nach dieser Ansage nochmal ganz anders mit.
Der Aufruf, sich einzumischen, wenn man Unrecht beobachtet, sorgt für großen Applaus. Die Gegenteilige Reaktion kommt nach der Ansage, dass der letzte Song auf dem Programm steht. „Ihr kennt uns, wir spielen keine Zugabe“, heißt es da noch. Dementsprechend nutzen die Fans „Chain Reaction“, um die Hütte endgültig abzureißen.
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