Morbid Angel - Altars Of Madness

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Zusammen mit “Seven Churches” von POSSESSED, “Severed Survival” von AUTOPSY und “Scream Bloody Gore” von DEATH zählt “Altars Of Madness” von MORBID ANGEL zu den ursprünglichsten und stilprägendsten US-Death-Metal-Alben überhaupt und dürfte jedem Menschen, der sich für Death Metal begeistern kann, geläufig sein. Zudem ist das Debüt von Trey Azagthoth und Co. eines der idealen Einstiegsalben für Leute, die sich bisher für das Genre nicht erwärmen konnten. Doch halt: Ist “Altars Of Madness” überhaupt das erste richtige Album der Band?

“Altars Of Madness” – das legendäre zweite erste Album

Der eigentliche Erstling von MORBID ANGEL hieß “Abominations Of Desolation” und wurde mit anderem Line-up bereits 1986 aufgenommen. Damals war noch Sänger und Drummer Mike Browning (später NOCTURNUS bzw. NOCTURNUS A.D.) in der Band, der später durch David Vincent (Gesang und Bass) und Jahrhundert-Drummer Pete Sandoval ersetzt wurde. Beide trümmerten zuvor mit den Grindcorelern TERRORIZER das Kultalbum “World Downfall” ein. Mit den Recordings waren MORBID ANGEL allerdings nicht zufrieden, sodass “Abominations …” erst 1991 nachträglich veröffentlicht wurde. Gemeinsam mit dem zweiten Gitarristen Richard Brunelle zog die Band bereits im Dezember 1988 ins legendäre Morrisound Studio, um gewissermaßen ihr zweites Debüt einzuprügeln, da mit der Hinzunahme von David Vincent auch einige neue Songs geschrieben wurden, die ihren Weg auf “Altars Of Madness” fanden.

Was MORBID ANGEL bereits in ihrer Frühphase von den einleitend genannten damaligen Death-Metal-Bands unterschied, war neben ihrer gesteigerten Ernsthaftigkeit ihr revolutionäres musikalisches Verständnis und die ausgefeilte Virtuosität der Musiker. Neben frühem Thrash und Death Metal betonte das Quartett immer wieder den Einfluss von Trance und Techno, von klassischer Musik wie Mozart oder Psychedelic Rockern à la PINK FLOYD. Außerdem verweisen die zahlreichen verschachtelten Breaks und Riffs auf den deutlichen Einfluss von MERCYFUL FATE: so findet man das markante Intro-Riff von “Maze Of Torment” ziemlich ähnlich in “Desecration Of Souls” der Dänen. Wie dem auch sei: Nach den punkig-grindigen Pionieralben von DEATH, AUTOPSY und POSSESSED eröffneten MORBID ANGEL definitiv ein neues Dimensionsportal für Death Metal, da sie in ihrem Ansatz sowohl technisch als auch progressiv waren, ohne eine Technical- oder Progressive-Death-Metal-Band zu sein.

MORBID ANGEL: Revolutionäre Pionierarbeit

Denn dafür sind und waren MORBID ANGEL zu wild, zu brutal. Dafür sorgen das pfeilschnelle Drumming und der kehlige Growlgesang von David Vincent, der auch einige Black-Metal-Sänger inspiriert hat. Nicht von dieser Welt sind allerdings die fantasievollen, oft verstörenden Riffs und dissonanten Soli, die sich Azagthoth und Brunelle aus dem Ärmel schütteln und mit einigen außerordentlich innovativen Techniken anreichern.

Dabei kann man recht gut erkennen, welche Tracks auf “Altars Of Madness” zur damaligen Zeit noch relativ frisch und welche schon auf den Demos “Bleed For The Devil”, “Total Hideous Death”, “Scream Forth Blasphemies” und “Thy Kingdom Come” befanden. Die anspruchsvolleren neueren Songs wurden dabei überwiegend auf die A-Seite gepresst und sind ausschließlich Klassiker, die regelmäßig live gespielt werden: des majestätisch-schreitende Opener “Immortal Rites”, das mit einem saucoolen Bass-Break versehene “Suffocation”, das verstörend-melodische “Visions From The Dark Side” und der thrashige Überhit “Maze Of Torment”. Die B-Seite wird vom ebenfalls häufig gespielten “Chapel Of Ghouls” eröffnet und schiebt die etwas unscheinbareren, bereits auf frühen Demos vorhandenen “Bleed For The Devil”, “Damnation”, “Blasphemy” und “Evil Spells” hinterher. In der CD-Version befindet sich noch eine Live-Version von “Lord Of All Fevers And Plagues” in der Scharnierposition zwischen den Vinylseiten.

Death-Metal-Klassiker sucht seinesgleichen

Den Status von “Altars Of Madness” kann man gut erkennen, indem man sich mal anschaut, welche Bands sich alles nach einem Songtitel dieses Albums benannt haben. Das kommt natürlich nicht von ungefähr: Neben der Revolution eines ganzen, damals noch jungen Genres, ist es nicht nur das geniale Songwriting, sondern auch die völlig besessene Leidenschaft, die MORBID ANGEL in dieser Ära so überzeugend machen. Interessiert man sich für die Entwicklung von Death Metal bzw. extremen Metal allgemein, so kann man “Altars Of Madness” nicht nicht kennen.

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05.07.2023

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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11 Kommentare zu Morbid Angel - Altars Of Madness

  1. zircular sagt:

    Ein wahrhaftiger Klassiker, der bis heute nichts an Charme verloren hat und aus einer Ära stammt, die mit der heutigen sogenannten „Szene“ glücklicherweise nichts zu tun hat. Death to false metal and commercial supporters! Hoch lebe der Untergrund und die wahren Veteranen.

    10/10
  2. blackthrash sagt:

    für mich eine klare 10/10.
    Ein paar Tage zuvor, habe ich mir den Grind Crusher Sampler geholt und konnte so schon einen Song von diesem Album geniessen. Danach musste ich mir sofort die „Altar of madness“ kaufen. Zwar hatte ich schon das Demo, was aber mehr eine Kopie, von einer Kopie, die Kopie war,…..

    10/10
  3. ultra.silvam sagt:

    Meilenstein des Death Metal. Kommt nach wie vor nichts ran an die Scheibe, und das kann man auch sagen ohne sich mit infantilen Äußerungen über eine heutige Szene lustig zu machen die absolut einige Hammer Bands (Degial, Taphos, Thulsa Doom, Ascended Dead, etc) hat die alten Größen, insbesondere Morbid Angel huldigen.

    10/10
  4. doktor von pain sagt:

    Von Morbid Angel habe ich nur „Blessed Are the Sick“ und „Domination“ im Regal. Das war aber auch nie so wirklich „meine Band“. „Altars of Madness“ habe ich irgendwann man gehört, kann mich aber nicht mehr im Detail daran erinnern. Huiuiui, Blasphemie…

  5. destrukt. sagt:

    Blasphemie vllt nicht… wenn einen ein Genre nicht übermäßig interessiert, ist es normal, dass einem da auch Klassiker durch die Lappen gehen.
    Zum Album: Exzellent.

    10/10
  6. onlythewindremembers sagt:

    @zircular: „Death to false metal and commercial supporters! Hoch lebe der Untergrund und die wahren Veteranen.“
    Das ist mal hochpeinlich, so als Statement. Aber naja, gut, auch egal.

    Zum Album: Ist halt ein Klassiker. „Chapel of Ghouls“ ist ein richtig fieses Brett und macht richtig Laune.
    Insgesamt bin ich aber eher bei Death, wenn es um die Pioniere geht.

  7. nili68 sagt:

    Morbid Angel sind ganz cool, neben Hate Eternal. Lieblingsalbum? Keine Ahnung, klingt alles gleich, aber für Death Metal ist’s dennoch ganz okay, im Gegensatz zu Cannibal Corpse und ähnlichem Trash. Vielleicht mag ich MA auch z.T. wegen der low bar und weil man manchmal halt etwas Abwechslung braucht.

  8. Hellboy sagt:

    Für mich damals ein ähnliches, musikalisches Erweckungserlebnis wie die „Reign in Blood“.

    10/10
  9. Heilige Scheisse sagt:

    Also für meine musikalische Hinwendung zu extremer Musik in der Zeit als die Platte erschien, war dieses Album komplett unwichtig. Ich kaufte es mir damals zwar, da es überall als Überalbum rezensiert wurde (wenn ich mich richtig erinnere), habe es aber vielleicht insgesamt 10 mal gehört. Das Songwriting spricht mich auch heute noch Null an und ich fand das damals (im Vergleich zu anderen Platten) extrem unspannend und gleichförmig, trotz meiner damaligen Vorliebe für Death Metal.
    Eher hat mich der optische Style der Band (und das Cover von Seagrave) damals inspiriert, fällt mir ein – oh Gott :-)) Der/das war cool damals.
    Musikalisch viel spannender fand ich die fast zur gleichen Zeit veröffentlichten „Slaughter In The Vatican“ (von Exhorder) oder „Spiritual Healing“ (von Death), obwohl „Slaughter…“ ja auch schon 1987 als Demo fertig war…
    Auf der CD, die ich hier habe, sind übrigens noch Remixe von 3 Songs drauf, die jedoch fast genau wie die Albumversionen klingen. Wenn ich es heute bewerten müsste: ’ne mittelmäßige 5 vielleicht
    Christoph 🙂

  10. dasch14 sagt:

    Hmm ich habe das Album Anfang der Neunziger gehört aber irgendwie hat es mich nicht gepackt, das erste / zweite auch nicht so wirklich. Geht mir heute immer noch so , kann aber nicht genau sagen warum. Erst ab Covenant fand ich dann irgendwie Zugang zur Band, Rapture und God of Emptiness sind für mich immer noch die beiden besten Songs …. keine Wertung da es trotzdem ein Klassiker ist auch wenn ich eher Covenant als DAS Morbid Angel Album schlechthin sehe ….