Kvelertak
European Tour 2011
Konzertbericht
KVELERTAK haben vor allem durch pausenloses Touren ihre Anhänger gesammelt. Dabei genießen die Norweger den Ruf eine hervorragende Live-Band zu sein. Nachdem sich das Sextett im Vorprogramm von unter anderen CONVERGE oder COLISEUM den Hinter wund getourt hat, so ziemlich jedes relevante Festival mitgenommen wurde, sind sie nun auf eigener Headliner-Tour durch Europa. Letzten Mittwoch gastierte der Tourtross im Karlsruher Substage.
Wolves Like Us
Leider vermiest einem der viele Stau um Stuttgart herum die Anreise und als das Substage erreicht wird sind WOLVES LIKE US bereits mitten in ihrem Set. Neben KVELERTAK die zweite norwegische Band im Line-Up und ebenso wie ihre Landmänner auf dem aufsteigenden Ast. Zwar backen die Wölfe noch kleinere Brötchen als der Headliner, doch bekam ihr Debüt-Album in diesem Jahr ein durchweg positives Echo seitens Presse und Hörerschaft. Nicht zu unrecht, ist „Late Love“ ein schön entspanntes Rockalbum mit viel Herzblut. Der erste Song den ich mitbekomme, ist „Deathless“. Großartige Nummer und genau der richtige Anfang für diesen Abend. Die Band ist bemüht und geht bei gutem, druckvollen Sound beherzt zu Werke. Der gut zur Hälfte gefüllte Club lässt sich aber noch ein wenig bitten und zeigt sich eher verhalten. Leider ist nach dem nächsten Song, „Sin After Sin“ auch schon wieder Schluss. Schade, ich hätte gerne etwas mehr gesehen und gehört. Wir halten einmal mehr fest: Stau stinkt.
The Secret
Die Umbaupause ist kurz. Sehr angenehm. Es reicht gerade dafür eine kurze Kippe zu paffen und ein Bier zu holen, da stehen schon THE SECRET auf der in rotem Licht getränkten Bühne. Die Italiener waren kurzfristig für die leider krankheitsbedingt von der Tour abgesprungenen TRAP THEM dazugebucht worden und bieten einen recht seltsamen ersten Eindruck. Feedbackgewitter und Noise gepaart mit stoischem sich in Stimmung schunkeln bestimmen die ersten Minuten des Set. Dann gesellt sich auch der Sänger dazu. Mit dem Rücken zum Publikum schunkelt auch er erstmal ein wenig mit, immer noch unterlegt von Feedback. Dann entschließt er sich dazu einen Satz mehrfach zu wiederholen. Das Schlagzeug setzt nun ein. Wenn auch spärlich. THE SECRET wollen auf Teufel komm raus Atmosphäre schaffen und schießen dabei ein wenig übers Ziel hinaus, was im weiten Rund für den ein oder anderen verwirrte Gesichtsausdruck sorgt. Dann endlich wird losgeballert. Die Mischung aus Grind und Black mit bis in den Keller gestimmten Gitarren kommt ganz gut. Der Sound könnte noch ein wenig differenzierter sein, aber die Band knüppelt sich, wenn auch recht bewegungsarm, präzise durch ihre Stücke. Dabei gelingt ihnen die Balance zwischen Technik und Straightness ganz gut und dachte ich am Anfang noch so „What The Fuck?“, war ich nach ein paar Songs mehr bei so „Gar nicht mal so mies.“ und dann am Ende der halben Stunde Spielzeit letztlich bei so „Eigentlich ganz fett!“. Das sahen wohl auch einige im Publikum so und THE SECRET haben die großartigen TRAP THEM gebührend vertreten.
Toxic Holocaust
Warum gerade TOXIC HOLOCAUST als direkter Support ran dürfen erschließt sich mir persönlich dann nicht so ganz. Sind die wirklich so gut oder werden die Amis einfach von diesem ganzen Thrash-Revival begünstigt? Der mittlerweile sehr gut gefüllte Club lässt auf ersteres schließen, nach ungefähr viereinhalb Songs würde ich sagen: letzteres! Auf jeden Fall! Definitiv! Da hat jemand die alte Schule ganz genau studiert. Sei es Aussehen – die Jungs wurden ja mal straight aus den Achtzigern hergebeamt – Riffing oder Stage-Acting, das Trio aus den U.S. of A. schwitzt aus jeder Pore Thrash. Muss man mögen. Mir sagt das einfach nicht so zu. Vor allem die Titel schmeißen mit Klischees um sich, das einem schwindelig wird. Von „War Is Hell“ über „Nuke The Cross“ bis „666“ wird das Phrasenschwein mehrfach um den Block gejagt bis es kotzt. Ne, muss nicht sein. Und da auch mein Körper wieder nach Nicotin verlangt, gebe ich mich erstmal draußen lustvoll diesem Laster hin. Nur um beim wieder betreten des Substage festzustellen, dass die Truppe immer noch zockt und nicht wenige Gefallen daran finden. Da fliegen die Haare wild umher oder Körper durch den (Circle-)Pit. Vielleicht wann anders mit frischen Ohren noch mal reinhören. Heute wird das auf jeden Fall nichts mehr mit mir und TOXIC HOLOCAUST.
Kvelertak
KVELERTAK lassen sich im Anschluss, wie sich das für einen Hauptact gehört, ein wenig mehr Zeit. Emsig checkt ein Roadie schön der Reihe nach alle Instrumente und Mics, während ein anderer Handtücher und Wasserflaschen bereitlegt. Nur keine Hektik aufkommen lassen und immer mal wieder die Wollmützchen zurecht rücken. Gute 25 Minuten dauert das Spektakel. Dann ist es endlich soweit. Das Intro erklingt und als die ersten Töne von „Sjøhyenar (Havets Herrer)“ zu hören sind, bricht ein Sturm über Karlsruhe herein der alles wegbläst. Selten bei einer Band so eine Energie gesehen wie bei diesen sechs Norwegern. Binnen Minuten ist der Bassist schweißgetränkt, Sänger Erlend bangt sich in Ekstase, der Drummer kloppt wie blöd auf sein Arbeitsgerät ein und die Gitarristen rennen wie von der Tarantel gestochen über die Bühne. Keiner der Musiker steht auch nur eine Sekunde still und das Beste ist: man nimmt jedem Einzelnen, der da oben steht zu 100% ab, dass er gerade einfach eine verdammt gute Zeit hat! Kein Wunder, dass die Spielfreude auf das Publikum übergreift und der Pit sofort am brodeln ist.
Ohne Unterbrechung folgt „Fossegrim“ und sofort im Anschluss gleich „Blodtørst“. Zum Verschnaufen ist bei solcher geballter Power keine Zeit. Erst einige Songs und literweise Schweiß später bietet sich dazu die erste Gelegenheit. KVELERTAK spielen ein neues Stück. Sofort wird das Moshen – auch die Band scheint sich mehr auf ihre Instrumente konzentrieren zu müssen – eingestellt und die Lauscher gespitzt. Die Nummer wirkt nicht ganz so druckvoll und energetisch wie das restliche Material. Noch eine Ecke rockiger. Fast schon entspannt. Doch kaum ist der Song verklungen wird das Gaspedal wieder gen Boden durchgedrückt. Schon krass wie dem Drummer wirklich kaum eine Pause gegönnt wird, dieser aber Song für Song kein bisschen in der Wucht nachlässt mit der er die Felle verdrischt. Auch der Rest der Band holt noch mal alles aus sich raus und spielt fast das gesamte Debüt-Album durch. Den Schlusspunkt setzt, wenn mich nicht alles täuscht, „Mjød“. Ich muss sagen, dass die Show schon recht beeindruckend war und KVELERTAK in einem kleineren Club deutlich besser zur Geltung kommen als noch auf dem Summer Breeze. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass im Soundbild das ein oder andere interessante Detail untergeht. Dafür ist der Eintrittspreis mit 19 Euro an der Abendkasse für so ein amtliches Package mehr als fair!
Text: Radu Todoran
Fotos: Simon Bendig
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