Dark Fortress
The Cosmic End Tour 2023: Live in Leipzig
Konzertbericht
Es ist einer der ersten lauen Frühlingstage des Jahres im notorisch verregneten Leipziger Flachland. Trotz der freundlichen Temperaturen zieht ein düsterer Schatten durch Europa, denn die Landshuter Black Metaller DARK FORTRESS holen nicht nur ihre wegen Covid verlegte Tour zum letzten Album “Spectres From The Old World” nach, sondern haben auch verkündet, dass sie sich nach Beendigung der Tour auflösen werden. Die genauen Beweggründe verrät uns Gitarrist und Hauptsongwriter V.Santura im bald erscheinenden Interview.
Mit von der Partie sind die Saarbrückener Melodic-Black-Deather THE SPIRIT, deren fantastisches jüngstes Album “Of Clarity And Galactic Structures” ebenfalls überall gut ankam und die österreichischen Black Metaller ASPHAGOR. Eine Frage stellt sich mir allerdings bereits nachmittags, als ich dem Hellraiser für das Interview einen Besuch abstatte: Warum wird bei einer Abschiedstour, die fast überall ausverkauft ist, der kleine Saal mit einer Kapazität von ca. 250 Leuten gebucht, statt des großen, der bei knapp doppelter Kapazität dann nicht vollständig ausgebucht wäre, aber Bands und Publikum immerhin menschenwürdige Bedingungen gewähren würde? Wir wissen es nicht, aber wir stellen uns darauf ein, an diesem Abend ohne Sauerstoff und Bewegungsfreiheit einige überflüssige Kilos wegzuschwitzen.
ASPHAGOR – Ordentliches Anheizen
Die für den abgeordneten Schreiberling bisher unbekannten ASPHAGOR sind so etwas wie der ideale Anheizer an diesem Abend. Die Tiroler zeigen sich hochgradig motiviert, geben sich tight und eingespielt und auch ihr Black Metal weiß zu überzeugen. Selten eintönig, oft mit rotzig-punkigem Charme und gesundem Neunziger-Worshipping ausgestattet, erreichen ASPHAGOR zwar nicht den Originalitätsgrad der beiden Hauptacts, machen aber auch nicht wirklich viel falsch. Leider sind die Gitarren im Vergleich zu allem anderen ziemlich leise, was der engagierten Band ziemlich die Show stiehlt. Das scheint allerdings gar nicht mal so viele zu stören, denn noch bangen einige Fans überzeugt den Schädel mit.
THE SPIRIT – Spielfreude trotz widriger Umstände
THE SPIRIT beherbergen heute das bedauernswerte Bandmitglied, das in der brütenden Hitze zwei Mal unter die Scheinwerfer darf. Deren Sessionbassist Linus Klausenitzer (u. a. ALKALOID, OBSIDIOUS, NONEUCLID, ex-OBSCURA) wird nämlich später noch als Keyboarder für DARK FORTRESS fungieren, weil deren Stammkeyboarder Phenex privat verhindert ist. Wie dem auch sei: das live als Quartett verstärkte Studio-Duo steigt ebenfalls sehr spielfreudig mit “Repugnant Human Scum” und dem Titelsong von “Of Clarity And Galactic Structures” ein. Speziell Drummer Manuel ist ein Maschinentier und gibt alles. Leider hat sich der Sound im Vergleich zu ASPHAGOR nicht verbessert und die generell viel zu leisen Drums rauben dem progressiven, recht DEATH-lastigen Material der Band einige Details.
Die ungeheure Energie, die das Bühnenquartett ausstrahlt, ist allerdings umso beeindruckender. Frontmann Matthias quält sich zwar in der sauerstoffarmen Umgebung ordentlich einen weg, meistert die gesamte Show stimmlich allerdings souverän. Da dürfte ihm das in der Mitte des Sets platzierte Instrumental “Laniakea” als kleine Oase gelegen kommen. Insgesamt ist die Setlist übrigens gelungen zusammengestellt, berücksichtigt alle drei Alben gleichermaßen und findet mit “Timbre Of Infinity” und dem Debüt-Gassenhauer “The Clouds Of Damnation” einen triumphalen Abschluss. Lediglich der Sound ist eine Beleidigung für THE SPIRIT und wir hoffen, dass man die Jungs beim nächsten Leipzig-Aufenthalt in einer größeren Venue bewundern kann.
DARK FORTRESS – Erhabener Schwanengesang
Bei drittletzten Gig der Abschiedstour von DARK FORTRESS verbessert sich das letztgenannte Problem nur geringfügig. Zudem hat die Band regulär Keyboards in der Besetzung, die in dem lauten Matsch ebenfalls kaum hörbar sind. Immerhin kann man inzwischen ein wenig mehr von den Gitarren vernehmen. Die kaum noch vorhandene Atemluft im Hellraiser wird allerdings langsam zum echten Gesundheitsrisiko. Findet auch Fronter Morean, der nach etwa drei Songs bittet: „Eh, schaltet mal bitte die großen Scheinwerfer aus, ich sterbe hier sonst.“ Kein Wunder, denn so langsam schwitzt sich bei einigen Bandmitgliedern schon das Corpsepaint weg. Wer braucht allerdings auch schon helles Licht auf einem Black-Metal-Konzert? Im Halbdunkel funktioniert die Musik keinesfalls schlecht.
Die Landshuter spielen eine fantastische Setlist und feuern zu Beginn mit “CataWomb”, “The Silver Gate” und “Isa” gleich drei Highlights ab. Während mit dem Debüt-Song “Crimson Tears” der Nostalgie gefrönt wird, ist es vor allem die Mischung aus atmosphärischen Stücken wie “Chrysalis” oder “Ylem” mit angriffslustigen Rotzern der Marke “Cohorror” oder “Self Mutilation”, die zeigen, warum DARK FORTRESS eine völlig unterschätzte Ausnahmeband waren.
Mit dem epischen Übersong “Evenfall”, dessen Chorus vom Publikum überraschend textsicher und volltönend mitgetragen wird und dem unkaputtbaren “Baphomet”, der vielleicht der bekannteste Song der Band ist, zockt die Band noch zwei großartige Zugaben und verabschiedet sich dankbar vom Publikum. Dabei muss man noch mal erwähnen, wie souverän sich Frontmann Morean und auch Schlagzeugvirtuose Hannes Grossmann (ALKALOID, TRIPTYKON, ex-OBSCURA, ex-NECROPHAGIST) durch die widrigen Umstände geschlagen haben.
Festzuhalten bleibt: DARK FORTRESS haben eine beeindruckende Performance geliefert und auf ihren letzten Konzerten wahrhaftig alles gegeben. Es ist jammerschade, dass die Band nie die Größe erreicht hat, um in größeren Locations zu spielen. Für die Ewigkeit bleiben uns immerhin acht großartige Alben, die zeigen, wie anspruchsvoller und origineller Black Metal abseits der sonst so etablierten deutschen Nachahmungskultur klingen kann. Danke, DARK FORTRESS!
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Dark Fortress, The Spirit und Asphagor auf Tour
07.08. - 09.08.25 | metal.de präsentiertParty.San Metal Open Air 2025 (Festival)...And Oceans, Blockheads, Defleshed, DOOL, Dödsrit, Drudensang, Extermination Dismemberment, Friisk, Gorgoroth, Grave, Gutslit, Hellbutcher, I Am Morbid, Imperial Triumphant, Kvaen, Mass Worship, Napalm Death, Naxen, Nightbearer, Party Cannon, Skeletal Remains, Tiamat, The Spirit, The Vision Bleak und WayfarerParty.San Open Air, Obermehler |
13.09.25 | metal.de präsentiertDeath & Damnation Fest 2025 (Festival)Beherit, Primordial, Bölzer, Drudensang, Asphagor, Noctem und JesajahTurbinenhalle, Oberhausen |
Ihr solltet euch mal an den letzten 2 Asphagor Alben versuchen. Da hat sich einiges getan seit den Anfangstagen.
Die Konzerte von der Truppe sind jedenfalls immer einen Besuch wert gewesen.
Machts gut Dark Fortress! Eine der besten deutschen Black Metal Bands.
Ich hab den Wien-Termin sehen dürfen. Die Venue war ähnlich unterdimensioniert. Der Sound bei The Spirit auch eher zurückhaltend leise, bei Asphagor und Dark Fortress aber gut bis sehr gut.
Alle drei Bands haben aber einen wirklich starken Tag erwischt. Den starken Eindruck von Asphagor kann ich absolut bestätigen. The Spirit waren beeindruckend tight, aber eben leider ein wenig leise, wodurch ein wenig Aggressivität fehlte. Mit einem auffällig gut gelaunten Linus Klausenitzer stand ein Bassist auf der Bühne, der bekanntlich nicht nur mitspielt, sondern definitiv auch Ton angibt. Und Dark Fortress waren zu sechst eigentlich fast zu viele Leute für die Bühne, wonach Bühnenshow schon aus Zwang nach unten geschraubt werden musste. Die geniale Setlist, die tighten Songs und die durchgängig charismatische Band brachten aber doch eine sehr dynamische Show. Vor allem die technisch wirklich erhabenen Herren Grossmann und Santura zeigten eine Leistungsschau. Genial fand ich auch die offensichtlich gut gebrauchte BC-Rich von V.S., die aufgrund Gebrauchsspuren (abgewetztem Holz und weghängenden Lackfetzen) praktisch auch Corpsepaint trägt und so aussieht, als wäre sie Gründungsmitglied ;). Dark Fortress sind mit 27 Jahren wirklich gut gealtert, und es ist tatsächlich bitter und schade, nach Secrets Of The Moon nun die nächste persönliche Lieblingsband zu verlieren.
Die Musik bleibt doch erhalten. Dark Fortress hatten sich die letzte Dekade eh schon ziemlich rar gemacht.
Im Übrigen. Wie kommst du auf 27 Jahre?
Indem ich mich dummerweise verrechne…
Leider ist mein Kommentar damit völlig unlesbar geworden. Ich hoffe, das wird nie mehr wieder passieren.
Es sei dir verziehen. 😉