In Extremo
Live auf Schloss Merode
Konzertbericht
Zwar kann man nicht behaupten, dass das aktuelle Album von IN EXTREMO, „Sterneneisen“, ein Highlight der Karriere der Spielleute geworden ist, live überzeugt diese Gruppe allerdings immer wieder. Im Rahmen der Sterneneisen-Tour vollzog die Combo einen Auftritt bei Schloss Merode in Langerwehe bei Düren. Ursprünglich sollte das Konzert zwar auf Burg Nideggen stattfinden, aus organisatorischen Gründen wurden alle dort anstehenden Konzerte jedoch verlegt.
Als die Vorband DRITTE WAHL die Bühne betrat, war der Vorplatz zwar erst zu einem Viertel gefüllt, was mitunter auf die Verlegung des Austrageorts zurückzuführen ist. DRITTE WAHL konnte dieser Zustand jedoch nicht davon abhalten, ihren flotten Punk Rock unter die Menge zu bringen. Insgesamt konnte die Zielgruppe zwar nicht erreicht werden, allerdings konnte die Band durch ihre Spielfreude und durch einige coole Nummern trotzdem Punkten. Ein kurioses Bild boten ein paar ältere Damen, die wahrscheinlich an einer Schlossführung teilgenommen hatten und sich schließlich vor der Bühne wiederfanden. Grandios! Üble Stimmen sprachen vom Fanclub von DRITTE WAHL, was an dieser Stelle jedoch nicht bestätigt werden kann.
Nach einer Umbaupause von ca. 30 Minuten war es dann soweit. Die Mannen von IN EXTREMO enterten unter frenetischem Jubel die Bühne und begannen ihr Set mit „Sterneneisen“ vom gleichnamigen Album. Mit diesem stärkeren Song der Scheibe holten die Jungs schon mal die ersten Skeptiker auf ihre Seite. „Zigeunerskat“ hätte sich zwar eher angeboten, doch dieser Track fand sich später auf der Setlist wieder. Weiter ging es mit „Frei zu sein“, gefolgt vom abgefeierten „Erdbeermund“, bei dem die ersten Pyros in die Luft gingen. Der Song gestaltet sich gerade live als Granate. Doch auch das folgende „Liam“ steht dem Stück in nichts nach. Kuriosität Nr. 2 waren die Ansagen von Sänger Michael Rhein alias Das letzte Einhorn, der immer vom Schloss Marode statt Schloss Merode sprach. Anfangs glaubten viele an einen Scherz, doch dieser Scherz zog sich durch das gesamte Konzert. Mit „Zigeunerskat“ wurde der größte Hit von „Sterneneisen“ gezockt. Der Track hat es in sich und weiß sehr zu gefallen. Dies schienen auch die Zuschauer so zu sehen und feierten den Song nach Strich und Faden ab.
IN EXTREMO haben natürlich die Möglichkeit, auf einen sehr großen Fundus an Hits zurückgreifen zu können. Und so wundert es nicht, dass Publikum und Band mit Stücken wie „Vollmond“, „Herr Mannelig“, „Sängerkrieg“ oder „Poc Vecem“ (welches von Sänger Michael Rhein als Lieblingsstück von Schlagzeuger Specki T.D. angekündigt wurde) trumpfen konnten. Die Musiker, durch ihre professionelle Spielweise, die Zuschauer durch laute Kehlen, die jede Silbe mitsangen. Dr. Pymonte an der Harfe ließ sich ein paar Arschwackler nicht nehmen, was die Lockerheit der Band noch mehr untermauerte. Natürlich kann man ein Konzert von IN EXTREMO nicht nur auf den Sänger und den wuchtigen Kerl an der Harfe und Sackpfeife limitieren. Nein, alle Musiker boten eine klasse Leistung. Flex Der Biegsame und Yellow Pfeiffer sorgten bei ihrem Stageacting wie immer für feuchte Augen und begeisterte Ohren. „Viva La Vida“ wurde von Sänger Michael theatralisch und mit voller Überzeugung vorgetragen. Auf Platte konnte die Nummer nicht sofort punkten, auf der Setlist könnte sie aber auf Dauer einen Platz finden.
Mit „Siehst Du das Licht“, „Unsichtbar“ und „Stalker“ beendeten IN EXTREMO ihr Set und der Himmel weinte ihnen nach. Insgesamt hatten Band und Publikum allerdings Glück, das Wetter blieb beständig. Mit „Küss Mich“ enterte die Band erneut die Bühne und erntete wieder einmal Jubelchöre. Das folgende „Rasend Herz“ konnte die Stimmung locker halten und „Omnia Sol Temperat“ von „Sünder Ohne Zügel“ bot einen krönenden Abschluss mit einer fetten Portion Marktsackpfeifen. Aber natürlich darf ein Song nicht fehlen und wird bei IN EXTREMO wohl für den Rest ihrer musikalischen Tage gespielt werden müssen: „Spielmannsfluch“, die obligatorische Zugabe, wurde voller Enthusiasmus in die Menge gefeuert, welche freudig zu tanzen begann.
Neben der musikalischen Leistung der Band sei an dieser Stelle auch das Bühnenlicht und die große Anzahl von Pyroeffekten genannt. Auf Schloss Merode bekam nicht nur das Ohr etwas geboten, auch das Auge wurde bedient. Leider war der Sound sehr, sehr laut. Kein Wunder also, das gratis Ohrenstöpsel bei den Getränkeständen auslagen. Sehr lobenswert.
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