Nachdem InsideOut mich vor einiger Zeit schon mit LEPROUS‘ „Bilateral“ begeistern konnten, veröffentlicht das deutsche Label nun mit „This Mortal Coil“, dem fünften Album der US-Progger REDEMPTION, ein weiteres hochklassiges Progressive Metal-Album – das mich jedoch nicht ganz so begeistern kann wie das Album der Norweger.
Aber fangen wir bei den Hintergründen des Albums an, auf die zu schauen sich lohnt: Gitarrist und Hauptkomponist Nick van Dyk erkrankte vor drei Jahren an Leukämie und hatte eine insgesamt eher schlechte Prognose – fünf Jahre. Glücklicherweise ist Blutkrebs mittlerweile nicht mehr unheilbar, so dass van Dyk sich einer Therapie unterzog und heute als geheilt gilt. Nichtsdestoweniger war er durch die Diagnose gezwungen, sich mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen – und herausgekommen ist „This Mortal Coil“. Ohne ein echtes Konzeptalbum zu sein, ist die Vergänglichkeit zentrales Thema – doch auch der Wille zu überleben und der (wenn auch nur vorläufige) Sieg gegen den Schnitter werden thematisiert („Stronger Than Death“, „Departure Of The Pale Horse“). Lyrisch bewegen sich REDEMPTION also auf hochinteressantem Terrain.
Wie sieht das jetzt musikalisch aus? Wie schon erwähnt sind REDEMPTION Verfechter des Prog Metals – und das bereits seit 2003. Mit wem müssen sich REDEMPTION – gerade wenn man bedenkt, dass der Sechser aus den USA stammt – also messen lassen? Natürlich, DREAM THEATER. Da ist es irgendwie bezeichnend, dass genannte Band im deutschen Promo-Text ganze fünf Mal auftaucht. Und so ganz lassen sich die Ähnlichkeiten auch nicht von der Hand weisen, wenngleich REDEMPTION keinesfalls als Abklatsch gesehen werden dürfen, da sie ihre eigene Identität entwickelt haben.
Was mir direkt auffällt, ist der für Prog Metal ungewöhnlich metallische Gitarrensound. Damit meine ich weniger den schwarzmetallisch angehauchten Sound, den ich bei LEPROUS so gelobt habe, sondern vielmehr einen sehr thrashigen Touch, der sich zum Teil auch in den Riffs selbst wiederfindet. Das Schlagzeug ist ebenfalls ziemlich präsent, so dass in summa ein ordentliches Brett entsteht. Das ist insofern spannend, als der Hauptteil der Musik im Prinzip ziemlich gefälliger Prog Metal ist, der hier und da auch in klassische Heavy Metal- und gar Power Metal-Gefilde ausbricht (besonders der Gesang Ray Alders (FATES WARNING) ist in meinen Ohren eher auf der Heavy-Seite). In „Dreams From The Pit“ gibt es gar einen TOOLesken Bass.
So weit, so gut. Wie es sich für derart progressive Musik gehört, sind auf „This Mortal Coil“ ein paar passable Ohrwürmer zu finden – so klingt der Refrain von „No Tickets To The Funeral“ ziemlich nach der „Neues vom Süderhof“-Titelmelodie. Mir fehlen jedoch die echten Highlights – ohne die musikalische Qualität der elf Songs in irgendeiner Weise in Misskredit bringen zu wollen.
Ein weiterer Grund für mich, „nur“ die Sieben zu zücken, sind die für meinen Geschmack etwas ausladenden und dudeligen Soli an Gitarre und Keyboard. Noch dazu ist gerade der Sound der Gitarrensoli arg misslungen, die Picking-Geräusche sind viel zu deutlich hörbar und in den tieferen Regionen tauchen unangenehme Übersteuerungen auf. Das ist schade, weil es den sonst hohen Hörgenuss empfindlich einschränkt.
Insgesamt ist „This Mortal Coil“ also ein solides, gelungenes, wenn auch kein spitzenklassiges Prog Metal-Album, das Fans von DREAM THEATER und Konsorten sicher zu schätzen wissen.
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