Scornage
Metal Mayhem Mönchengladbach
Konzertbericht
Die Sonne strahlt für diesen Sommer ungewohnt heftig vom ungewohnt blauen Himmel, als sich eine Schar Banghungriger im Mönchengladbacher Step einfindet, um den harten Riffs zu frönen. Parallel sorgen andere Metal-Veranstaltungen für das Aufspalten der Riff-Gemeinde, so dass die Besucherzahl definitiv zu wünschen lässt. Am Rahmenprogramm kann dies nicht liegen – am heutigen Abend werden durchgehend gute Performances auf den Brettern gerockt.
Davon kann sich bei den Openern CROSS HEAD leider noch kaum einer überzeugen, denn der Saal bleibt beinahe leer. Die, die es doch gesehen haben, blieben zufrieden.
Ähnlich mau sieht die Beteiligung während des Gigs von ICHOR aus. Das ändert zum Glück nichts an der tollen Leistung der Deathcoreler. Besonders der Frontman sorgt mit seiner mächtigen und brutalen Stimme für anerkennende Mienen im Publikum. Von den lichten Reihen unbeirrt, ballert der Vierer einen Heavy-Brocken nach dem anderen ab. Das Gefrickel auf der Achtsaitigen bringt die nötige Abwechslung – gute Arbeit.
Mit einem gesteigertem Spaßfaktor geht es weiter mit SCORNAGE. Die Aachener Thrasher kann man eigentlich nur mögen. Vom sympatischen Sänger mit TANKARD-Charme angetrieben, wird hier im großen Stil den Achtzigern gefrönt – sowohl akustisch als auch visuell. Dass es die Jungs schon ein Paar Jahre gibt, merkt man der Bühnenshow angenehm an. Die sichtliche Spielfreude und ein ständiges Dauergrinsen überträgt sich schnell auf die Zuschauer – Matten schütteln und Bierbecher in die Luft recken ist Ehrensache. Leider bleibt der Großteil der Anwesenden unnötig weit hinten. Oder weit vorne. Je nachdem, ob man vom Bierstand oder von der Bühne ausgeht.
Wer Herr im Hause ist, zeigen die eindeutigen Headliner des Abends. WARFIELD WITHIN füllen den Saal nicht nur fast aus, sondern zeigen sich auch als eine wunderbar eingespielte und groovende Death-Thrash-Maschine. Klar – die Strangulationsnummer des Frontmans Sebastian sieht man nicht zum ersten Mal, was aber nicht viel am Spaßfaktor ändert. Stücke des kommenden Albums zünden genauso wie Songs vom aktuellen Album oder aus der ganz alten KHAOSICK-Zeit. Bei einem druckvollen Sound und der richtigen Laune steigen sogar kleine Circle Pits. Ein tolles Konzert und eine gestandene Band, die eigentlich längst für größere Bühnen bereit wäre.
Diesen Sprung haben die nachfolgenden JACK SLATER leider nie geschafft. Was vielleicht auch der Grund ist, dass der heutige Gig der viertletzte in der Karriere der Bonner Kult-Undergrounder darstellt. Allzu schwer wird einem der Abschied durch den Frontmann heute jedoch nicht gemacht. Sichtlich schlecht gelaunt und gereizt werden gehässige Sprüche ins Publikum geknallt – aufgelockert durch ein nervtötendes Suchen nach einem neuen Gürtel. Handwerklich läuft jedoch alles mehr als perfekt, und hier wird man definitv wehmütig, dass man Songs der Klasse „Eisenwichser“ bald nicht mehr live wird erleben können. Der Gitarrist rifft sich übermenschlich tight durch die vertrackten Drumattacken, der Bass drückt in der Magengegend, und wenn der Song denn läuft, macht der Frontmann seine Sache hervorragend. Im Laufe des Sets wird die Stimmung sichtlich lockerer, und wenn hier auch nicht mehr so viel los ist wie bei WARFIELD WITHIN, so kann man trotzdem von einem Erfolg sprechen.
Abgesehen davon, dass äußere Umstände dem METAL MAYHEM einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht haben, war die Veranstaltung für alle Anwesenden ein gelungener Abend mit toller Liveaction. Wie immer, eigentlich.
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