Der Bandvergleich ist der beste Freund des Musikjournalisten. Nun ja, wer bei „Gem“ von BOSCO SACRO nicht sogleich die CHELSEA WOLFE-Karte zieht, macht sich das Leben selbst unnötig schwer. Und so ganz kann der Hörer diesen Eindruck beim Hören der im Jahr 2020 gegründeten Band nicht abschütteln.
BOSCO SACRO lassen es auf ihrem Debütalbum ruhig angehen…
Dem Musikgenuss von „Gem“ tut dies allerdings keinen wirklichen Abbruch, denn das Debütalbum ist eine durchaus mitreißende Reise in ungeahnte Tiefen. Stets langsam, im Fachjargon doomig, sehr düster, selten gar dramatisch graben sich BOSCO SACRO Stück für Stück ins Herz von Freunden dunkler Klänge vor.
„Gem“ ist ein typisches Album, welches über die Gesamtstimmung lebt und atmet. Dabei fließt ein Stück in das Nächste über und ein düsteres und dichtes Gesamtkunstwerk lädt zum Fallenlassen und Schweifen der Gedanken ein. Sparsam und zumeist filigran fügt sich der sanfte Klagegesang von Giulia Parin Zecchin, welche gerade mit ihrem Projekt JULINKO als Vorband von MESSA auf Europatour ist, über diese Kompositionen.
Diese klingen übrigens, mit Verlaub, absolut fantastisch. Der renommierte Produzent Lorenzo Stecconi, welcher beispielsweise bereits mit AMERA und UFOMAMMUT gearbeitet hat, setzt die junge Band in das absolut richtige Licht, stark.
„Gem“ ist keine Revolution, aber…
BOSCO SACRO liefern kein Album nach dem Schema „Hits, Hits, Hits“, sondern konzentrieren sich ganz auf Stimmung und Gesamtkonzept. Dabei holt „Gem“ den aufgeschlossenen Hörer in diesen düsteren und verhangenen Tagen im Februar durchaus gut ab. In der Gesamtsumme ein sehr schönes Debütalbum.
Im Kontext eines Bandvergleiches bin ich hier eher bei The 3rd and the Mortal zu Painting on Glass Zeiten. Von diesem Jahrhundertwerk sind Bosco Sacro selbstredend noch Universen entfernt, aber schlecht ist das hier nicht. Meditativ, sehr ursprünglich und natürlich, bleibt für mich nur die Frage offen, ob das auch über eine ganze Albumlänge funktioniert.
Einzig das Video ist etwas merkwürdig. Von den dort aufgeführten E-Gitarren hört man nur mit sehr viel Fantasie etwas und das Schlagzeug wirkt auch eher mit „Kanonen nach Spatzen geschossen“. Vielleicht sind es auch die falschen Bilder zum richtigen Song oder andersherum. ;))