Omega Infinity - The Anticurrent

Review

Auweia, schon mit ihrem Debüt „Solar Spectre“ haben OMEGA INFINITY es der geneigten Hörerschaft gewiss nicht leicht gemacht und eine apokalyptische Klangkulisse für die Reise durch die Finsternis des Weltalls geschaffen. Mit „The Anticurrent“ will das deutsch-australische Projekt bestehend aus Xenoyr (NE OBLIVISCARIS, ANTIQVA) am Mikro und Tentakel P. (TODTGELICHTER) an sämtlichen Instrumenten nun aber offenbar nochmal einen draufsetzen und bricht noch stärker mit konventionellen Hörgewohnheiten oder traditionellen Songstrukturen.

OMEGA INFINITY vom Anfang und Ende

Diesmal widmen sich OMEGA INFINITY mit ihrem avantgardistischen Black/Death Metal, oder Void Metal wie sie es selbst nennen, dem Thema Zeit; nämlich dem Zeitraum von der Geburt des Universums über den Aufstieg und Fall menschlicher Zivilisationen bis hin zum unweigerlichen Ende des Universums. Ein ambitioniertes Unterfangen also, welches das Duo entsprechend gewaltig umsetzt.

So chaotisch wie der Urknall selbst steigt dann auch gleich „The Alpha“ mit einer regelrechten Soundwand in einen turbulenten akustischen Trip ein, der bisweilen droht, das Publikum zu überwältigen. Ein wüstes Riffgewitter, sich auftürmende und umeinanderwindende Drumpatterns, apokalyptische Synthies, die übereinander gelegten Urschreie von Xenoyr und dazwischen schließlich eine asiatisch anmutende Melodie, die in diesem Klangchaos eher verstörend als ohrenschmeichelnd wirkt. All dies könnte von Unbedarften auch als Warnschuss verstanden werden. Wer sich danach noch traut weiterzuhören und nicht einfach Kopf schüttelnd die Anlage abschaltet, wird allerdings feststellen, dass es in der Folge zumindest etwas Erleichterung gibt.

Zu einer Easy-Listening-Erfahrung wird „The Anticurrent“ natürlich trotzdem zu keinem Zeitpunkt, nach der Eröffnungskakophonie arbeiten OMEGA INFINITY aber zumindest mit so etwas wie Songstrukturen und es wirkt nicht mehr ganz, als wollen die beiden einen mit ihrer Musik zu Sternenstaub zermahlen. „Creation“ wirkt nach einem brachialen Einstieg mit seinen breiten Keyboardteppichen schon fast verträumt, auch wenn es ein unruhiger Fiebertraum ist.

Gäste hat man sich übrigens ebenfalls wieder ins Studio geholt. Beim sich langsam und bedrohlich aufbauenden „Iron Age“ gibt sich beispielsweise die fabelhafte Adrienne Cowan (SEVEN SPIRES) die Ehre. Die Amerikanerin mimt aber keinesfalls nur das lieblich trällernde Gegenstück zu Xenoyrs tiefem Gebrüll, sondern kann mit ihren eigenen Screams und Growls problemlos gleichziehen. Bei „Death Rays“ hilft ANTIQVA-Kollegin LINDSAY SCHOOLCRAFT aus und streut ein paar schaurige Spoken-Word-Passagen ein, während András Nagy von SEAR BLISS gleich zweimal mit von der Partie ist. Seinen ersten Einsatz hat er bei „Voices From The End Of Time“, welches sich von einer eiskalten SciFi-Black-Metal-Nummer zu einer überlangen Soundcollage entwickelt und den regulären Teil des Albums beendet.

Mit „The Anticurrent“ gegen den Strom

Abschließend gibt es noch zwei Coverversionen als Bonus, zum einen „Night Journey“ von SEAR BLISS, bei dem erneut András Nagy von eben jenen mit am Start ist und zum anderen „Ye Entrancemperium“ von EMPEROR und mit freundlicher Unterstützung von TODTGELICHTER-Sängerin Marta. Beide Songs sind zwar dem unterkühlten, modernisierten Sound von OMEGA INFINITY angepasst sowie mit einigen Synthies und Samples veredelt worden, entfernen sich strukturell aber nicht allzu weit von ihren Originalen und fühlen sich ein bisschen wie eine Belohnung fürs Durchhalten an.

Wie schon das Debüt von OMEGA INFINITY ist „The Anticurrent“ also ein tiefschwarzer, lebensfeindlicher und bisweilen anstrengender Brocken, mit dem man sich schon gezielt auseinandersetzen wollen muss. Mächtig, mitunter majestätisch und mitreißend, aber eben auch chaotisch, niederschmetternd und nervenaufreibend handelt es sich hier um ein Album, welches einen durchaus erstmal erschlagen kann und sich ganz gewiss nicht zum entspannten nebenbei hören eignet. Lässt man sich davon nicht abschrecken, dann bietet „The Anticurrent“ ein ungewöhnliches und atmosphärisch extrem dichtes Gesamterlebnis.

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20.02.2023

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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3 Kommentare zu Omega Infinity - The Anticurrent

  1. nili68 sagt:

    Klingt ganz gut. Mehr kann ich auf Anhieb nicht dazu sagen, da es doch ziemlich viel ist, was einem um die Ohren geblasen wird. Vielleicht manchmal etwas zu viel, wenn man nicht in Stimmung für sowas ist. Das astrophysische Konzept gefällt mir allerdings auch. Kommt auf die To Do-Liste (oder so)..

  2. nili68 sagt:

    Da das mit den To Do-Listen nicht nur leeres Gelaber sein soll, hab‘ ich heute mal in meine Notizen gesehen und mir die geholt.
    Relativ anstrengend, aber genau danach ist mir gerade, initiiert durch die neue Dodheimsgard. Irgendwas muss man dem aufkeimenden Frühling ja entgegen setzen.. lol Das Review trifft es aber ganz gut.
    Je nach Vorlieben, könnte ich mir vorstellen 0 Punkte oder..

    9/10
  3. elLargo sagt:

    Gefällt mir viel besser als der Vorgänger. Direktere Produktion und allein vom Feeling habe ich stärkere Spacevibes gehabt. Kann aber auch alles an der eigenen Stimmung liegen. Schönes lebensfeindliches Geballer.

    7/10