Clinging To The Trees Of A Forest Fire / Nesseria - Split EP

Review

Also wer bei ‚Funeral Grind‘ nicht wach wird, der… tja, der wird sich vielleicht im Grabe umdrehen ob so einer Stilbezeichnung. Auch wenn die natürlich mit einem kräftigen Augenzwinkern zu verstehen ist, fragt man sich, wie das wohl klingen könnte.

Einen Vorschlag machen die mit diesem Begriff von ihrem Labelchef geadelten CLINGING TO THE TREES OF A FOREST FIRE aus den USA, mit ihrem Einstiegstrack „Opaque“. Na hoppla, das haben doch auch E.N.T. schon mal versucht, als sie mit KLF ein ganz anderes Album aufnehmen wollten (auch wenn „The Black Room“ nie das Licht der Welt erblicken sollte). Soll heißen: Grindcore-Band macht plötzlich einen auf Slowy-Joey und bleibt dabei genauso heavy und brutal, bis man nach einem kurzen, amtlichem, Deathcore-betanktem Intermetzel ganz in Lava-Doom-Sludge-Gefilde vordringt („Lower Than Life…“). Bei „S.I.T.W.“ sind vom Grind dann nicht mal mehr Überreste zu spüren – Sludge, bis die Fingerkuppen auf den Saiten bluten.

Weder Funeral noch Grind, aber dennoch überzeugend, diese erste Seite der Split. Die zweite Hälfte haben NESSERIA aus Frankreich gemietet, die sonst eigentlich auch einen Zacken schneller unterwegs sind. Doch wenn schon die US-Boys das Begräbnis grinden, darf man natürlich nicht hinten anstehen. Geboten werden vier Songs mit ziemlich heftigem, dreckigen, ungeschliffenen Hardcore-Metal (nicht Metalcore!). Tiefgestimmte Seiten, Midtempo-Gebolze und dann so eine überraschend langsame Brecheisen-Nummer namens „Mercure“: Ganz ohne Gesang entdecken NESSERIA auch für sich die finsteren Seiten des Sludge. Der Fuß sitzt im Vergleich zu ihren Nachbarn dann aber doch noch etwas lockerer auf dem Gaspedal. Der (wie der Rest der Tracks) bedeutungsschwanger betitelte Song „1789“ glänzt durch ein ständiges Auf und Ab von geplegter Raserei und zermürbenden Moshparts.

Eine gesunde Vorstellung von beiden Bands, und insgesamt keine Split, die man bereuen müsste. Hier gilt übrigens das Prinzip „Jetzt schon anhören – später kaufen“. Das Teil ist auf der Bandcamp-Seite des Labels schon als Download erhältlich (für den man nach Lust und Laune bezahlen kann oder nicht), CD und Vinyl kommen dann später. Um diese gewagte Veröffentlichungsstrategie zu verfolgen, muss man schon ziemlich hardcore sein. Aber wer seine Promoschreiben mit „Fuck Lars Ulrich“ betitelt und zum Abschiedsgruß „Sorry for you ears“ dranklemmt, der braucht sich nicht als Fanatiker zu outen. Reschpeckt!

19.07.2011

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