Erode - Horizon
Bastian 
Metalhead goes electronic – anno 2011 wahrlich nichts überraschendes mehr, hat doch einst Mick Harris bewiesen, dass man einerseits mit einem Pedal die derbsten Grindcoreblasts kicken kann, und andererseits mit dem Who-is-Who der Elektronikszene dutzende völlig Gitarren- und Schlagzeugfreie Platten produzieren kann. Wichtig ist dabei weniger die eigene Affinität zu einem Genre oder einer Szene, sondern eben der musikalische Horizont. Passenderweise nennt sich das erste Soloalbum vom HEAVEN SHALL BURN-Gitarristen Alex Dietz „Horizon“. Für das, was er hier unter dem Namen ERODE produziert, kann man sich das Namedropping allerdings sparen.
ERODE ist eine völlig neue Identität, Dietz‘ Baby, geboren im eigenen Studio. Mit Hilfe von Mike Cadoo, den Elektronikkenner u.a. von GRIDLOCK kennen sollten, hat er ein recht vielseitiges, zugängliches Album aufgenommen, welches man wohl grob im Bereich IDM verorten könnte. Überwiegend sehr chillig, downtempo, ein paar Spuren von Drum’n’Bass und Drill’n’Bass („Annoy“), ein Hauch Dubstep („Wither“) und düster gehaltene Ambientpassagen. Prägend sind die stellenweise sehr opulent ausgearbeiteten melodischen Motive – Dietz setzt weniger auf komplexe Strukturen, starke Kontraste oder harsche Klänge, sondern vor allem auf eine geradlinige Dramaturgie, die den einzelnen Tracks immer wieder kleine Höhepunkte beschert. Ein kleines bisschen erinnert das an DETRITUS, während ganz speziell „Detect“ ein deutlicher Fingerzeig auf AUTECHRE sein könnte. Dietz scheint auf jeden Fall einen gut sortierten Fundus zu haben, aus dem er für dieses Album geschöpft hat.
Auf voller Länge vermag „Horizon“ leider nicht ganz zu überzeugen. Dem noch starken Anfang folgt ein langsames Abflauen der Stimmung, die späteren Tracks setzen leider keine prägnanten Signale abseits wohlig-wärmender Ambientklangflächen.
Insgesamt aber doch ein durchaus hörenswerter Einstieg. HSB-Fans werde ich das nicht explizit empfehlen können, dafür aber Hörern, die sich wie ERODE im Umfeld der Tympanik-Künstler zuhause fühlen.
Großartiges Album!