FortaRock Festival
Arch Enemy, Immortal, Sacred Reich u.a. live in Nijmegen
Konzertbericht
Etwas ungewöhnlich ist die Location schon: Park Brakkenstein im Süden von Nijmegen, flankiert von Tennisplätzen, alter Baumbestand, und mit dem Chalet Brakkestein befindet sich ein exklusives Restaurant auf dem Areal. Hier findet das FortaRock Festival statt, ein schickes Eintagesfestival mit einem ausgesuchten und abwechslungsreichen Billing: ARCH ENEMY werden genauso auftreten wie die Söhne der nordischen Finsternis, die Norweger IMMORTAL. PARADISE LOST sind genauso mit dabei wie DARK TRANQUILLITY wie SACRED REICH wie PARKWAY DRIVE wie AGNOSTIC FRONT. Außerdem starten die Lokalmatadoren GOD DETHRONED auf ihrer bis Dezember andauernden Abschiedsrunde, während die jüngst reformierten CHANNEL ZERO neuen Anlauf nehmen.
Genügend Gründe also für einen eintägigen Abstecher in das sympathische Nachbarland, wenn dort komprimiert ein solch hochklassig besetztes Festival geboten wird. Und wie gesagt, etwas ungewöhnlich ist es schon: Davon zeugen unter anderem die zahlreichen Einheimischen, die einfach mal mit ihrem Drahtesel vorfahren und diesen am langen Zaun rund um das Festivalareal festketten. Wer ordentlich feiert – und, das sei vorweggenommen, am Ende kann kaum noch jemand gerade stehen – muss halt sehen, dass er nicht mit dem eigenen Auto unterwegs ist.
KVELERTAK
Der Festivaltag beginnt im halboffenen Zelt mit den Norwegern KVELERTAK – ulkiger Name, aber mit den schicksten Shirts am heutigen Tag. Leider erwische ich die Punk-Blackies aus Stavanger erst in den Endzügen, da Anfahrt, Akkreditierung und Einlass ihre Zeit brauchen, aber der Stimmung unter den Anwesenden nach zu urteilen, haben sie ihre Sache gut gemacht.
VALIENT THORR
Weiter geht es auf der am anderen Ende des Geländes aufgebauten Bühne mit den amerikanischen Rauschebart-Rockern VALIENT THORR. Die haben bereits einige überzeugende Platten veröffentlicht, tourten einst als Einheizer von MOTÖRHEAD durch good old Europe und sind ein guter Grund, auf dem Festival vorbeizuschauen, auch wenn sie bereits auf der Bühne stehen müssen, wo so mancher noch kein Bier anrührt. Aber hey, die Jungs sind einfach klasse, spielen tight zusammen und haben in ihrem kurzen Set überhaupt keinen Platz für irgendwelche Langweilernummern: „Heatseeker“, „Sleeper Awakes“, „Double Crossed“… keine Fragen. Zudem steht da mit Valient Himself ein Frontmann auf der Bühne, der es versteht, die Stimmung am Brodeln zu halten. Und sei es, dass er von der Bühne klettert und sich mitten zwischen die Zuschauer setzt, sie auffordert, es ihm gleichzutun, um dann in einer konzertierten Aktion aufzuspringen. Schick! Außerdem präsentiert der Bassist mit der lustigen Pudelfrisur und dem noch lustigeren Namen Dr. Professor Nitewolf Strangees sein unbezahlbares Können, indem er in die Luft spuckt und den Schwall wieder auffängt. Prost!
GOD DETHRONED
Die letzten Klänge von der Bühne sind noch nicht verhallt, da zeugt nähmaschinenartiges Geknatter im Zelt davon, dass nun Zeit ist für härtere Klänge, für Death Metal… für GOD DETHRONED. Die Tulpenschlächter machen nach zwanzig Jahren Schluss, und bis Ende des Jahres sollte man die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen, den Vierer noch einmal live zu erwischen. Also dann mal mitten rein in das Geschehen: Hinten das Backdrop mit dem Coverartwork ihres aktuellen Albums „The Sign Of The Iron Cross“, davor sitzt Mike van der Plicht auf seinem Drumschemel, und der kahlköpfige Henri Sattler wird links flankiert von Gitarrist Danny Tunker und rechts von Bassist Henk Zinger, dem ein ums andere Mal eine Grimasse über das Gesicht huscht. Songtechnisch geht es ohne größere Atempause quer durch die Diskographie der Niederländer: „Storm Of Steel“, „Poison Fog“, „Sign Of The Iron Cross“, „Villa Vampiria“. Sicherlich kein Gig, der durch sein Stageacting in Erinnerung bleibt – erwartet auch niemand, da Henri Sattler durch die Doppelbelastung Singen und Gitarrespielen eh zumeist hinter dem Mikrofon verharrt – aber die Fans haben ihre lokalen Helden natürlich lieb, und so gibt es etwas mehr als den üblichen Szenenapplaus für die Jungs. Gut so!
Setlist
- Under A Darkening Sky
- Soul Sweeper
- Nihilism
- Villa Vampiria
- Storm Of Steel
- Poison Fog
- Sign Of The Iron Cross
AGNOSTIC FRONT
Nach Death Metal kommt Hardcore, und der in Form der NYHC-Legende AGNOSTIC FRONT. Zunächst entert Gitarrist und Gründungsmitglied Vinnie Stigma die Bühne und reißt seine Gitarre (mit dem fetten „Stigma“-Schriftzug auf der Rückseite) in die Höhe, dann erscheint mit dem Rest der Crew Frontmann Roger Miret auf der Bildfläche – und der Mann ist ernsthaft angeschlagen. Aber eine simple Erkältung ist natürlich kein Grund für irgendwas, also nimmt Roger dezent das Mikrofon beiseite, wenn er husten muss – hört man eh nicht. Und für eine Band wie AGNOSTIC FRONT ist das sowieso kein Grund, nicht alles zu geben. Also: „City Streets“ ist mit dabei, „All Is Not Forgotten“, „Friend Or Foe“, „For My Family“ und „Addiction“. Gewohnt schmissig gespielt, gewohnt engagiertes Treiben und Hüpfen auf der Bühne, vor der Bühne gibt’s schnell einen Moshpit und Bierbecher fliegen reihenweise in die Luft. Und viele der Anwesenden können alle Texte mitsingen. Passt!
GOJIRA
Schnell weiter zum Zelt, denn da machen die Franzosen GOJIRA nahtlos weiter – anfangs gibt es nämlich keine einzige Minute Pause zwischen den Bands, die abwechselnd im Zelt und auf der Freilichtbühne spielen. Die Bühne ist ganz in blaues Licht gehüllt, und passend dazu gibt es mit dem Extremmetal der Franzosen effektvolles Saitendehnen auf den Gitarren. Auch wenn man nicht mit den einzelnen Songs vertraut ist, so ist doch deren Atmosphäre äußerst stimmig. Außerdem sind die vier Mitglieder von GOJIRA quasi mit der Musik verwachsen: Gibt es mal eine instrumentale Passage, steigen die beiden Gitarristen in eine Art synchrones Extremstageacting ein, wobei die Gitarren durch die Luft gleiten. Der Fanschar gefällt’s, nicht nur, weil die Franzosen mit „Flying Whales“ und „The Heaviest Matter Of The Universe“ wahre Metalmonster am Start haben.
PARKWAY DRIVE
Auf der Freilichtbühne herrscht derweil Tattoo-Alarm: Mit PARKWAY DRIVE stehen dort junge Musiker auf der Bühne, die den bunten Bildchen auf der Haut ernsthaft zusprechen. Allerdings auch anderem Schabernack: Gitarrist Jeff Ling läuft die ganze Zeit mit einem Freibeuterdreispitz umher, während sein Kollege Luke Kilpatrick auf der anderen Bühnenseite im Rollstuhl seine Runden dreht. Offensichtlich hat er neulich die Zeit zwischen zwei Tätowierterminen dazu genutzt, sich das Bein zu brechen… Dem äußerst athletischen Treiben auf der Bühne tut das aber keinen Abbruch: Die australischen Metalcoreler hüpfen ohne Unterlass, Sänger Winston McCall windet sich und klappt ständig wie ein Schweizer Taschenmesser auf und zu, während sich vor der Bühne bald ein Circle Pit bildet. Dabei geht ein bisschen unter, dass das Mikro des Sängers ein ums andere Mal den Dienst quittiert – oder war es doch seine Stimme? Egal, dem anwesenden Publikum gefällt auch so, was es hört, und das reicht von „Samsara“ bis zu „Carrion“.
GHOST
Welch ein Kontrastprogramm dazu im Zelt, denn dort steigen die Vorbereitungen für eine Schwarze Messe: Backline in Kirchenfensteroptik, Nebelschwaden ziehen über die Bühne, und dann erscheinen die sechs Mitglieder von GHOST zu sakralen Orgelklängen auf der Bildfläche. Jubel. GHOST umgibt nach wie vor eine Aura des Geheimnisvollen: Sechs Mitglieder, keine Namen, keine Gesichter. Böse Menschen wollen mittlerweile zumindest drei der Mitglieder identifiziert haben, aber daran denkt hier natürlich niemand. Hier stehen fünf verhüllte und in Mönchsroben gekleidete Musiker auf der Bühne und ein Sänger mit Mitra, Totenkopfmaske und einem mit umgedrehten Kreuzen verzierten Umhang. Und in der rechten Hand der Weihrauchschwenker. Der harte Beat von „Con Clavi Con Dio“: Sixties-Okkult-Rock? MERCYFUL FATE in Reinkultur? Die Musik von GHOST ist irgendwo dazwischen angesiedelt. „Elizabeth“, „Satan Prayer“, „Prime Mover“ – kennt man ja von ihrem Debüt „Opus Eponymous“ und von den Gigs im Vorprogramm von PARADISE LOST, auch wenn die Stücke teils ein gutes Stück in die Länge gezogen werden. Beim großen Finale „Ritual“ wirft der Sänger diesmal aber keine Hostien ins Publikum, sondern nimmt eine Nikolauspuppe in die Hand. Nein, wir sprechen hier natürlich nicht von Selbstironie: Das hier ist groß, ganz groß!
Setlist:
- Con Clavi Con Dio
- Elizabeth
- Death Knell
- Satan Prayer
- Prime Mover
- Genesis
- Ritual
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