Bei uns sind THE INSPECTOR CLUZO vielleicht nicht jedem sofort ein Begriff. In Frankreich zählen Mathieu ‚Phil‘ Jourdain (Schlagzeug) und Laurent ‚Malcom‘ Lacrouts (Gitarre & Gesang) allerdings schon länger zu den erfolgreichsten Rock-Acts des Landes und veröffentlichen mit „Horizons“ nun bereits ihr neuntes Album. Seit 2013 bewirtschaftet das DIY-Duo außerdem gemeinsam einen Biobauernhof in der Gascogne; ein Themenkomplex, den THE INSPECTOR CLUZO sowohl mit Leidenschaft als auch mit einem großen Augenzwinkern immer wieder in ihren Texten aufgreifen.
THE INSPECTOR CLUZO riechen überhaupt nicht nach Stallmief
Wer beim Thema Bauernhof jetzt an Banjo, Fiedel und Mundharmonika denkt und sich dabei einen stattlichen Kerl mit Latzhose und Strohhalm im Mundwinkel vorstellt, liegt schwer daneben und ist bei STEVE `N` SEAGULLS vermutlich besser aufgehoben. Bei THE INSPECTOR CLUZO gibt es stattdessen vielseitigen Rock auf die Ohren, wobei sich die beiden Franzosen in kein Korsett zwängen lassen und sich fröhlich bei Blues, Funk sowie anderen benachbarten Genres bedienen. Beeindruckend ist dabei, dass das von jeher ohne Bassisten agierende Duo auch ohne Viersaiter einen ordentlichen Drive entwickelt.
Mit „Act Local Think Global“ wir zum Einstieg sogleich nachhaltig drauflos gegroovt, wobei besonders das markante Reibeisen von Laurent Lacrouts zu jeder Sekunde puren Rock `n` Roll verströmt. Bei „Wolf’s At The Door“ das sich mit dem Kampf der beiden Landwirte gegen den benachbarten Entenmastbetrieb beschäftigt, wird einen Gang zurückgeschraubt und der Blues erhält Einzug. Ein bisschen Boogie lädt bei „Running A Family Farm Is More Rock Than Playing Rock ‘n’ Roll“ zum gepflegten Hüftschwung ein und spätestens hier fällt auch auf, dass Laurent Lacrouts in den tieferen Stimmlagen ein wenig nach IGGY POP klingt.
Da passt es natürlich wunderbar, dass sich der Urvater des Punk später beim lässigen „Rockophobia“ selbst ein Stelldichein gibt. Dazwischen zeigen die Classic-Rock-Hymne „Shenanigans“, das nach verrauchter Blues-Kneipe klingende „The Outsider“ und die schöne Akustiknummer „Swallows – Where Are The Swallows Gonna Build Their Nest“ nicht nur die Vielseitigkeit der Band, sondern dass THE INSPECTOR CLUZO auch bei ruhigen Tönen brillieren.
Energetisch und doch unaufgeregt
Überhaupt ist „Horizons“ ein Album, dass trotz eines steten Vorwärtstriebes ziemlich unaufgeregt daherkommt und gekonnt energiegeladenen Rock `n` Roll mit eher besinnlichen, nachdenklichen Songs verbindet. Während „The Armchair Activist“ z. B. die Fühler gen Punk ausstreckt, klingt die Scheibe mit „When Will The Swallows Return“ melancholisch schmachtend aus.
Klar, für ein reines Metal-Publikum sind THE INSPECTOR CLUZO wohl nur bedingt interessant. Wer aber auf zeitlose Rockmusik steht, die ihren Ursprung zwar im Kern in den 60ern und frühen 70ern hat, dabei aber jeden Mief von Vintage-Anbiederung vermeidet, sollte „Horizons“ unbedingt mal ein Ohr schenken. Denn die rockenden Biobauern erfinden das Rad zwar nicht neu, die zwanglose Mischung verschiedener Subgenres der Gitarrenmusik in Verbindung mit dem originellen lyrischen Konzept weiß aber durchweg zu unterhalten.
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