STONELAKE, die mir bisher vor allem durch eine beständige Mittelmäßigkeit aufgefallen sind, können mich mit ihrem fünften Studioalbum, „Marching On Timeless Tales“, wirklich überraschen. Hat wohl der Wechsel zu Massacre Records zu dieser unerwarteten Steigerung geführt oder haben die Schweden das Werk zuerst fertiggestellt und konnten damit das renommierte Metal-Label auf sich aufmerksam machen? Nun, wie auch immer, auf jeden Fall ist „Marching On Timeless Tales“ mit Abstand das Beste, das ich bislang aus dem Hause STONELAKE gehört habe.
Zum Teil haben STONELAKE den seichten, abwechslungsarmen Melodic Metal früherer Tage beiseite gelegt und sich mehr dem dynamischen Power Metal zugewandt. Zwar existieren nach wie vor einprägsams Hooks und Höhepunkte, aber gerade die Rhythmusarbeit ist um einiges tougher geworden.
Doch auch das Songwriting glänzt mit neuer Qualität. Die Kompositionen sind wohldurchdacht, haben mitunter sogar vielschichtigere, progressive Strukturen und überzeugen mit einer ausgewogenen Ballance aus Anspruch und Eingängigkeit. Schon der Opener „Red Canyon“ fährt diese Eigenheiten auf, hat Groove, ist trotzdem melodiös, und der Aufbau ist vielseitig, während der Höhepunkt sich gut einprägt. „Liar“ ist treibender und anfangs recht geradlinig, im weiteren Verlauf kommen auch noch ein paar technische Elemente zum Vorschein, insgesamt ist der Track aber sehr energievoll.
In „Sound Of A Whisper“ werden ein kraftvoller Groove und dynamische Riffs mit symphonischer Umrahmung geschmückt, was auch gut funktioniert. Das recht straighte und eingängige „SnakeChild“ ist etwas für die Freunde hymnischer Höhepunkte, bevor bei „Fool With No Denial“ erneut die gelungene Ballance aus progressiver Komplexität und druckvoller Power zum Vorschein kommt. In „Rain“ finden einige kleine emotionale Anleihen Einzug, die allgemeine Marschrichtung des Songs ist trotzdem geprägt von dynamischer Rhythmusarbeit und variantenreichem Riffing.
Das Songwriting ist überwiegend gutklassig, und es schleichen sich keine schwachen Songs auf „Marching On Timeless Tales“ ein. Auch die restlichen Stücke schließen sich dem bisherigen Standard an. STONELAKE haben endlich genau das richtig gemacht, was ich schon bei den früheren Werken angemerkt hatte: sie haben sich intensiv mit dem Songwriting befasst, Kompositionen gut ausgearbeitet und vor allen Dingen viel Abwechslung in das Album gebracht. Genau so muss es laufen, und wenn es für die Schweden einen Weg zum Erfolg gibt, sieht er so aus.
„Marching On Timeless Tales“ verpasst haarscharf die acht Punkte und somit die astreine Empfehlung. Wenn STONELAKE aber in Zukunft auf dieser Linie weitermachen, werden sie sich zweifelsohne ins Augenmerk der Metal-Gemeinde spielen können. Doch wer vielseitigen Power Metal mit progressiver Schlagseite mag, sollte ruhig schon mal ein Auge auf „Marching On Timeless Tales“ werfen.
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