Atrocity - Okkult III

Review

Soundcheck Januar 2023# 7 Galerie mit 23 Bildern: Atrocity – 30 Year Anniversary Processions 2023 in Essen

Mastermind und Sympathieträger Alex Krull hat die vergangenen zehn Jahre damit verbracht, eine weitere Großtat innerhalb seines kreativen Kosmos zu erschaffen. Eine bis ins Detail durchdachte Geschichte wird auf der Album-Trilogie unter dem Namen “Okkult” erzählt, die so manche Verschwörungstheorie, geschichtliche Meilensteine und natürlich auch das Übersinnliche thematisiert. Mit “Okkult III” findet die Serie jetzt ihren Abschluss und offeriert neben knallhartem Death Metal der alten Schule auch modernere Arrangements mit Keyboards und weiblichem Gesang.

“Okkult III”: Alte Schule trifft auf Moderne

Krull hat bei der Produktion wie immer selbst Hand angelegt, was einen ausgezeichnet austarierten Gesamtmix verspricht. Als bekennender Schlagzeug-Fetischist, ballert die Schießbude ordentlich getrimmt durch die Spielzeit und wird von den extrem präzisen Gitarren flankiert. Die beiden neuen Männer an den 6-Saitern, Micki Richter und Luc Gebhardt hören in ihrer Freizeit vermutlich gerne Bands wie CANNIBAL CORPSE ( “Priest Of Plague”), BLOOD INCANTATION und MORBID ANGEL. Krull selbst holt so ziemlich alles aus seiner Stimme heraus, was man sich im Bereich Death Metal wünschen kann.

Von der Produktion bis hin zum Songwriting lassen ATROCITY kaum Wünsche offen

Eine Analyse der einzelnen Tracks findet sich in unserem Bericht zur Pre-Lesting-Session in den Mastersound-Studios, wobei sich der erste Eindruck beim nun finalen Hören des Albums noch einmal bestätigt. ATROCITY werden ihrem stets sehr hohen Standard scheinbar mühelos gerecht und liefern ein Donnergrollen aus extrem harten Songs, die in ihrer Abfolge dynamisch aufbereitet sind und gerade Freunde des frühen Death Metal in den siebten Himmel hieven werden. Was könnte sich hinter einem Songtitel wie “Bleeding For Blasphemy” auch anderes verbergen?

Krull im Kampf gegen die Eintönigkeit

Der kreative Output steht bei dieser Band seit jeher im Vordergrund und auch kleinere Experimente wirken keineswegs aufgesetzt, sondern fügen sich auch dann in die Musik ein, wenn andere Bands auf Nummer Sicher gehen würden. Mit “Malicious Sukkubus” greift Alex Krull dann tief in die Trickkiste und bedient sich Gothic-Anleihen mit tiefen Synths. Nicht zuletzt erhält der Track einen weiteren bösartigen Touch durch die Gastbeiträge von Elina Siirala (LEAVES EYES) und Zoe Marie Federoff (CRADLE OF FILTH). Mit dem folgenden “Lycanthropia” folgt der absolute Album-Höhepunkt und pustet jeglichen Staub aus den Gehörgängen.

Was bleibt, ist ein grandioser Abschluss der Okkult-Trilogie, der getreu dem Motto “Das beste zum Schluss” die Messlatte für das VÖ-Jahr 2023 sehr hoch legt. Wenn man ein Haar in der Suppe finden möchte, dann vielleicht, dass der Ideenreichtum des Herrn Krull teilweise zu Irritationen führen kann. Die Spannbreite der bedienten Stilelemente kann in der ATROCITY-Kreativschmiede zuweilen sehr weit gefasst sein und den Komfortbereich einiger Hörer*innen zu weit verlassen.

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13.01.2023

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6 Kommentare zu Atrocity - Okkult III

  1. Watutinki sagt:

    Ja, ich muss zu allem mein Senf abgeben, warum auch nicht. :))
    Atrocity ist noch nie an mich rangegangen, ich muss dazu nicht einmal die Musik hören. Wer einen großen Bogen um bis zum Anschlag Klischee triefende Konzepte macht, ich nehme da immer gerne auch Belphegor als formidables Beispiel, der macht auch einen großen Bogen um Atrocity. Ganz brutal ausgedrückt, würde ich Atrocity als Crematory für Anspruchsvolle auf- oder abwerten, je nachdem. Einen gewissen Charme hat das Ganze aber und objektiv gesehen hat die Musik auch Qualität. In der Tat also eine Frage des Geschmacks und wem überbordende Klischees nichts ausmachen, dem sollte der Genuss auch nicht im Wege stehen. Die Wertungen dürften wohl zwischen 2-9 pendeln, ich selbst enthalte mich mal.

  2. nili68 sagt:

    >einen großen Bogen um bis zum Anschlag Klischee triefende Konzepte<

    Hm… vielleicht sollte man dann Metal ganz meiden, hini? Zuweilen habe ich da auch meine Schwierigkeiten mit, aber einiges gefällt mir doch zu gut. Ja, ich weiß, es gibt Avantgarde und Prog, aber Metal ist kein Genre, dass für seine Zurückhaltung und subtilen Zwischentöne berühmt ist, weder musikalisch noch inhaltlich. Das liegt schon in der Natur des Metal. Wer das behauptet, kennt wahrscheinlich nicht viel anderes.

  3. Watutinki sagt:

    Ach ob das so nur auf den Metal zutrifft. Da hast Du Creamtory beim Metal, Marusha beim Techno, Dj Bobo beim Pop oder Laniakea im metal.de „Forum“, überall gibt’s geschmacklose Abgründe. :))

  4. nili68 sagt:

    Stimmt auch wieder. Klischee ist in jeder Populärmusik kein Fremdwort und im Metal nicht mehr als anderswo. Man kann ja nicht alles mit Mozart oder Beethoven vergleichen. Ein weiterer Kommentar halt, den die Welt nicht gebraucht hätte, aber nun ist er da, in Stein gemeißelt.. 😀

  5. sardine sagt:

    Platte ist aus Gründen vorbestellt. Nächsten Freitag kann man da sicher mehr sagen und ein sauberes Bild davon haben.
    Aber Atrocity haben schon ihren Status zurecht, Todessehnsucht und Hallucinations waren/sind schon Meilensteine im Death Metal insbesondere in Deutschland.
    Dass da dann ein paar mehr oder weniger gelungene Experimente kamen….geschenkt. Wenn eine Band 20 Jahre lang das selbe zockt wird das dann auch verrissen. Man kann es eben nie allen recht machen.
    Ich persönlich fand die Okkult II auch echt ok, zum Teil etwas zu dick aufgetragen aber in Summe gut hörbar. Daher denke ich wird die III auch gut.

  6. Dor Leo sagt:

    Die ollen Herren lassen’s nochmal richtig krachen. Klasse Scheibe !
    Seh hier auch die alte Ami Schule als Vorlage, gibt wohl schlimmeres.
    Stand bei Faces from Beyond etwa sogar „Massacre of the unborn“ Pate ? Groove und Gesang erinnern mich total an die ersten Incubus.
    Achja…und dann noch die Songtitel, nicht jeder bedarf immer unbedingt einer oder mehrerer Wiederholung/en im Refrain😉. Hab mich beim Hören irgendwie daran festgefressen. Vllt weil man’s nicht mehr so gewöhnt ist. Spätestens bei sukkubus brauchste nicht mehr nach schauen wie der Song heißt, wartest einfach auf den Refrain. Na , passt ja auch irgendwie wieder ins Old School Thema. Davon abgesehen chapeau die Herren, stark!

    8/10