Metalfest
Bericht vom Metalfest Germany 2011 mit u.a. Amon Amarth, Arch Enemy, Cradle Of Filth
Konzertbericht
Im vergangenen Jahr wurde auf dem Metalfest in Dessau gewaltig gefroren und mit den Zähnen geklappert. Der diesjährige Frühling hingegen versprach mit seinen sommerlichen Temperaturen ein wahrer Hoffnungsträger für einen gelungen Start in die Festivalsaison zu werden. Diejenigen, die sich bereits am Donnerstag den Weg gen Osten nach Dessau freigeschlagen hatten, wurden vor Ort mit einladendem Sonnenschein, weniger hinreißenden, holprigen Ost-Straßen und einer steifen Briese in Empfang genommen. Aber nicht nur das Wetter schien durchaus vielversprechend zu sein. Das Billing war für die folgenden drei Tage ausgefüllt mit Hochkarätern wie AMON AMARTH, ARCH ENEMY, SAXON, SABATON und vielen mehr. Doch zunächst steht das Suchen des richtigen Parkplatzes auf dem Plan, denn den gesamten Weg nach der Autobahn gibt es kein einziges Hinweisschild, welches die Freude auf das bevorstehende Wochenende und die Ankunft an das Ziel anpreist. Das schmerzlich vermisste Hinweisschild lässt sich letztendlich direkt neben dem Ziel auffinden. Auf dem kleinen Parkplatz vor dem eigentlichen Campinggelände tummeln sich schon am Tag vor dem eigentlichen Festivalbeginn eine Menge Fans, die darauf warten, auf das Gelände losgelassen zu werden.
Bereits am Abend ist die Stimmung dort ausgelassen und der Gerstensaft fließt reichlich, wie sich bei einem Streifzug über das Gelände recht schnell feststellen lässt. Der Spaß und die Vorfreude auf die drei bevorstehenden Tage sind nicht zu übersehen und die Kreativität der Metalheads kennt dabei keine Grenzen.
Doch Vorsicht ist bei dem genüsslichen Verzehr von Alkohol geboten, denn am Freitag steht bereits die erste Band KULTASIIPI auf der Main Stage, um den Frühaufstehern den ersten Dreck aus den Ohren zu blasen. Der erste Soundcheck verläuft noch ziemlich holprig, und so werden die ersten Metalfest-Besucher erst kurz vor zwölf auf das Festivalgelände gelassen.
KULTASIIPI spielen ihren Gig demnach vor einem ziemlich dünn besiedelten Publikum. Während KULTASIIPI schon beinahe zu liebliche Musik mit hellem, zartem Gesang und Pipes als Morgenkost zu bieten haben, folgen PURGATORY mit einer ganz anderen Schiene à la „Knüppel aus dem Sack“.
Die Old-School-Death-Metaller ziehen ohne große Chance zur Flucht ihre Musikkeule hervor, und rütteln auch den letzten verschlafenen Geist wach, sofern er bereits den Weg auf das Festivalgelände gefunden hat. Die ersten Festivalbesucher wärmen bereits mit kreisenden Häuptern ihre Nackenmuskulatur für das bevorstehende Wochenende auf, und PURGATORY legen sich, trotz der eher kleinen Menschentraube, recht ordentlich ins Zeug. Ohne irgendeinen überflüssigen Ton haut das Quartett ihren Gig in die Saiten.
Um die unterschiedlichen Gemüter bei Laune zu halten, schwenkt die Running Order gleich wieder zurück zu fröhlich-kitschigem Fantasy-Folk-Metal von den Finnen KIVIMETSÄN DRUIDI um Frontfrau Leeni-Maria Hovila. Die blonde Finnin präsentiert eine astreine Stimme und trägt eine enorme Präsenz zu Tage, auch wenn diese von dem ein oder anderen komisch beäugt wird. Wie eine Elfe hüpft sie in den gesangsfreien Parts Barfuß über die Bühne und ist augenscheinlich sehr von sich überzeugt. Die Resonanz aus dem Publikum auf diese Show ist durchaus in Ordnung. Zwar füllen sich die Reihen vor der Mainstage nach wie vor eher spärlich, aber viele der Festivalbesucher reisen auch am heutigen Freitag erst an. Bis Zelt und Co. aufgebaut sind, und die ersten Biere ihren Weg in das Körperinnere gefunden haben, dauert es halt seine Zeit. Verglichen zu ihrem Auftritt auf dem Paganfest 2011, gehen die männlichen Bandmitglieder von KIVIMETSÄN DRUIDI nicht vollkommen neben ihrer starken Frontfrau unter. Außerdem scheint Leeni-Maria auf dieser kürzlich abgeschlossenen Tour dazu gelernt zu haben, dass ihr Indianer-ähnliches Gejohle lediglich zur Aufheiterung des Publikums beiträgt. Sie kann sich den ein oder anderen Ton zwar nicht unterdrücken, achtet jedoch genau darauf, eine entsprechende Entfernung zum Mikro zu haben. Wie auch bei den Bands zuvor haben KIVIMETSÄN DRUIDI dreißig Minuten Spielzeit, die sie recht ordentlich ausfüllen.
Weiter im Takt geht es mit den Melodic Death Metallern SCAR SYMMETRY aus Schweden. Nach kurzer Spielzeit wird in Windeseile deutlich, dass sie als erste Band wirklich gut ankommen. Der Gig von SCAR SYMMETRY wirkt gleich zu Beginn sehr routiniert aber nicht einstudiert. Mit einer gehörigen Portion kraftvoller, melodischer Parts geht die Musik schnell ins Ohr und wird für gut befunden. Jeder der Bandmitglieder ist voll bei der Sache, sei es bei diversen Gitarrensoli oder den Vocals. Sowohl der Klargesang als auch die düster gegrowlten Parts kommen überzeugend beim Hörer an und ergänzen sich hervorragend. Besonders stark wummert der Bass zu früher Stunde in der Magengegend. Ein verkaterter Bauchraum hätte in der Nähe der Boxen wohl so seine Schwierigkeiten. SCAR SYMMETRY wirken zu Recht sehr zufrieden mit dem positiven Feedback, dass aus dem Publikum kommt. Ohne Aufforderungen von Seiten der Band aus, ernten die Schweden netten Jubel und so manche Pommesgabel.
Wenn Ziegenmasken die Bühne betreten, weiß jeder, dass nun gepflegter Deathgrind folgt, der bei entsprechendem Publikum keinen Stein auf dem anderen lässt. Nachdem Band-Ansagerin Audrey Dujardin mit Wolfskostüm und schrägem Gejaule MILKING THE GOATMACHINE angesagt hat, betritt das Plastik-Gehörnte Quartett unter der Melodie des Star Wars-Intro die Main Stage und sorgt innerhalb kürzester Zeit für eine enorme Staubentwicklung vor der Bühne. Überall im Publikum wird zu den derben Drums und der niederschmetternden Geschwindigkeit gemosht, was das Zeug hält. Unter all den Masken ist es gar nicht so einfach herauszufinden, von wem die Stimmband-malträtierenden Vocals stammen, die im Übrigen einem ordentlichen Ziegen-Gemecker gar nicht so unähnlich sind. Schließlich geht die unwissende Menschheit nicht davon aus, dass Drummer Goatleeb Udder neben dem eindreschen auf sein Drumset auch noch die Luft und Energie dazu hat, einen gesamten Gig hindurch die Vocals beizusteuern. Zwischen dem zermürbenden Grindcore findet sich hin und wieder auch mal ein kleiner Moment der Ruhe und Besinnlichkeit, wie zum Beispiel beim lieblichen Heide-Melodie-Intro. Doch all der sachte Schein nützt nichts. MILKING THE GOATMACHINE preschen radikal voran und bringen die ersten Fans zum Crowdsurfen, womit sie den Securitys endlich ein wenig Arbeit bescheren.
Nachdem die Fans des jüngeren Metal auf ihre Kosten gekommen sind, wird nun die Old-School- Thrash-Metal-Keule geschwungen. DESTRUCTION entern routiniert die Bühne und rufen so manchen Banger auf den Plan. Der Sound der deutschen Thrash-Metaller ruft offenbar bei so manchem älteren Semester die ein oder andere Erinnerung wach, und insbesondere diese sind es auch, die den Auftritt gebührend feiern. Dass sich DESTRUCTION bereits im Jahr 1982 gegründet haben, und dementsprechend auch eher ein gehobeneres Alter haben, merkt man ihnen jedoch schon ein wenig an. Die Show ist nicht ganz so Energiegelanden wie von den Vorgängern, oder wie man es von anderen, deutschen Thrash-Kollegen gewohnt ist. Aber das wichtigste, die musikalische Technik und der Sound stimmen. Als Lob dafür gibt es reichlich Pommesgablen und sogar den ein oder anderen Mosh Pit, der auch hier wieder eine enorme Staubwolke bis zur Bühne mit sich zieht. Zwischen den ganzen Festivalbesuchern kristallisieren sich auch diejenigen heraus, die offenbar richtige Fans zu sein scheinen und mit geballter Faust die Texte mitträllern.
Nach DESTRUCTION folgt ein Theaterstück der besonderen Art. Die Zeit für PRIMORDIAL ist gekommen, und das nicht zu knapp. Mit weißem Muskelshirt, weiß bemalten Gesicht und Haupt kommt Sänger Alan „Naihmass Nemtheanga“ Averill wild gestikulierend auf die Bühne. Das Hemd und Teile des Körpers sind mit hell rotem Kunstblut beschmiert und eindringlich beginnt der Gesang des charismatischen Fronters. Sehr episch und mit einer enormen Priese Überzeugung wird die gesamte Show der irischen Paganmetaller von vorne bis hinten durchgezogen. Alan „Naihmass Nemtheanga“ Averill geht voll und ganz in seiner Rolle auf und verkörpert seine Texte regelrecht, so dass die anderen Bandmitglieder neben ihm förmlich aufgeblendet werden und untergehen. Diese Überzeugung überträgt sich auch ohne große Schwierigkeiten auf das Publikum, dass zunehmend zu den schweren Klängen der Iren ihre Häupter Kreisen lässt. Trotz all der düsteren Fassade bei strahlendem Sonnenschein wirken und funktionieren PRIMORDIAL hervorragend, und beenden ihren Gig mit einem bestens gelaunten Publikum.
Das Kontrastprogramm geht weiter mit den freudestrahlenden Künstlern RAGE. Mit guter Laune, Power Metal und mit meisterhaften Gitarrenriffs erobern die Nordrhein Westfalen Bühne und Fans. Bei RAGE scheint es an nichts zu mangeln. Im Schein der gerade untergehenden Sonne spielen sich RAGE rasch in die Herzen der Power-Metal-Fans und denen, die auf urige Klassiker stehen. Das Peavy, Victor und Andrè ein eingespieltes Team sind, stellt niemand in Frage. Zwar sieht ihr Auftritt in der Tat ziemlich blass aus, wenn man ihn direkt mit PRIMORDIAL in den Vergleich stellt, aber RAGE überzeugen dennoch. Ihre musikalischen Qualitäten sind bekannt und niemand scheint diese in Frage zu stellen.
Weiter im durchaus geliebten Theater-Reigen geht es mit den englischen Herzensbrechern CRADLE OF FILTH, die sich bereits am Nachmittag von der großen Zahl an anwesenden Fans überzeugen konnten, die den Autogrammstand belagerten. Mit rotem Pumuckl-Look wirkt das Schauspiel von Dani Filth auf der Bühne noch auffälliger und passender in das skurrile Kabinett als zuvor. Die immer wieder hellen Schreie, die an das Schlachten einer Sau erinnern, dringen durch Mark und Bein und bekommen live erst ihre volle Wirkung. Das prägnante Markenzeichen von Dani Filth hinterlässt in der Tat nachhaltigen Eindruck. Auf Platte gehen diese wesentlich mehr unter. Zwar sparen sich CRADLE OF FILTH ihre Klassiker bis an das Ende ihres 60minütigen Gigs auf, aber das scheint nur bei den wenigstens Auswirkungen auf die Stimmung zu haben. Die eingefleischten Fans, die sich in den zunehmend enger werdenden Reihen aufhalten, sind so oder so textsicher. Die Stimmen von Keyboarderin Ashley „Ellyllon“ Jurgemeyer und Dani Filth ergänzen sich hervorragend in ihrem gruseligen Schauspiel, und lassen die Inszenierung perfekt erscheinen. Der Beifall gibt den Engländern recht, auch wenn der eigentliche Mammut-Auftritt des Abends noch aussteht.
AMON AMARTH haben nicht nur „Sutur Rising“ im Gepäck, sondern auch jede Menge Pyros und eine geballte Ladung Viking-Metal-Power, der sie gerechtfertigt um 22:55 Uhr als Headliner am Freitag auf der Bühne stehen lässt. Die charismatische und betörend dunkle Stimme von Johan Hegg ist überzeugend wie eh und je, und nicht zuletzt das Dauerfeuer der Pyros tut sein übriges, dass die Show der Schweden vom ersten Ton an ein voller Erfolg darstellt. Die übrigen Bandmitglieder sind dabei in keiner Weise zu unterschätzen. Die Agilität auf der Bühne lässt keine Langeweile aufkommen, und selbst die sympathischen Ansagen von Johan hört man sich durchaus gerne an. Breit grinsend und lachend stellt er allen den furchteinflößenden Herrn auf dem gigantischen Backdrop vor. Sutur, ein germanischer Gott, ist Namensträger des aktuellen Longplayers von AMON AMARTH, mit dem sie derzeit durch Deutschland touren, und einen Zwischenstopp auf dem Metalfest eingelegt haben. Doch nicht nur Stücke von diesem neuen, durchaus sehr starken Album haben sich ihren Platz auf die Setlist geschlagen. Auch viele alte Klassiker erfreuen die Ohren der Fans, die ihre geballten Fäuste laut grölend Richtung Himmel recken. Bei „Guardians Of Asgard“ holt sich Johan von ENTOMBED Sänger Lars Göran Petrov tatkräftige Unterstützung, bevor AMON AMARTH ihren Siegeszug mit „Pursuit Of Vikings“ beenden. Lars Göran Petrov hat gleich im Anschluss mit ENTOMBED seinen eigenen Gig auf der 2nd Stage. Auch dort finden sich noch beachtlich viele Fans ein, die sich zu verhältnismäßig früher Stunden noch gerne ein paar feine Death-Metal-Klänge auf die Ohren dreschen lassen. Mit einer vollgepackten Hitliste beenden sie den ersten Festivaltag äußerst erfolgreich.
Während die Besucher des Metalfest Österreich mit Regen zu kämpfen haben, verbringen die Fans in Dessau eine trockene Nacht mit angenehmen Temperaturen. All denen, die ein wenig über den Durst getrunken haben, wird jedoch keine allzu lange Nachtruhe gewährt, um den Kater aus dem Körper zu vertreiben. Nicht nur, dass der große, gelbe Feuerball die Zelte innerhalb kürzester Zeit zu Brutkästen werden lässt, hindert am Aufholen des nötigen Schlafes. Um Punkt 10:00 Uhr morgens tritt der Spielmannszug Blau-Weiss Roßlau an, um die Metalheads zum Frühshoppen mit Pauken und Trompeten zusammenzutrommeln. Dem Krach nach zu urteilen, der stark an den Kölner Karneval erinnert, begibt sich der Musikverein einmal quer über den Campingplatz, um letztendlich im Zelt auf der 2nd Stage einzukehren. Den Geräuschen nach zu urteilen haben die Metalheads ihren Spaß und so lässt auch ein imposantes und irgendwie amüsantes „Wall Of Death“-Gebrüll nicht lange auf sich warten.
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Es war ein sehr gemütliches Festival, das stimmt. Nicht zuletzt liegt es an der gemütlichen Größe, es ist alles andere als überfüllt.Was dieses Jahr sehr stark negativ aufgefallen war:
Staub: Der Weg vom Festivalgeländeeingang zur Mainstage wurde immer mehr zur Wüste mit Staubstürmen, einige Leute sind schon mit Atemmasken rumgelaufen. Weiterhin lag direkt vor der Bühne Bauschutt(!!) mit handgroßen Betontrümmern. Erstens ist es ungemütlich, dadrauf zu stehen, zweitens erzeugt jeder Moschpit ein mittelgroße Staubwolke, die einem jede Lust am Mitmoschen nimmt und drittens könnte jeder betrunke/aggressive Idiot mit den Trümmern um sich werfen und Fans oder sogar die Bandmitglieder ernsthaft verletzten. Und dabei wird am Festivaleingang abgetastet. Da hätte man auch gleich drauf verzichten können.
Sound: Die Bühne stand zu dicht am dahintergelegen Hangar(->Schallreflektion). Der Sound wirkte breiig und war nur am Mischerhäuschen gut wirklich gut.