Defleshed
Alles oder nichts!
Interview
DEFLESHED sind nach 17 Jahren Pause zurück und verteilen mit ihrem Album „Grind Over Matter“ wieder deftige Backpfeifen. Wir haben bei Bassist und Sänger Gustaf Jorde angeklopft, um ihn zu fragen, warum jetzt die Zeit genau richtig für ein Comeback ist. Außerdem erzählt er, wofür er mal Klopapierrollen und Avocadokerne im Studio zweckentfremdet hat.
Hallo Gustaf, wie ist die Lage? Was macht ihr gerade, wo euer neues Album „Grind Over Matter“ veröffentlicht wurde?
Wir haben tatsächlich am selben Tag, an dem die Platte herauskam, in Uppsala gespielt, wir hatten eine Release-Party im Katalin. Der arbeitsreiche Tag begann damit, dass wir morgens zur japanischen Botschaft in Stockholm fuhren (wegen einer anstehenden Japan-Tour, Anm. d. A.), dann nach Gävle, um Merch abzuholen, und dann zum Katalin zum Soundcheck.
Wurdet ihr denn mit offenen Armen empfangen? Wenn ich mir euer Video zu „Heavy Haul“ anschaue, mit dem wütenden Mob mit den Mistgabeln, Kanthölzern und Spaten, lässt das ja nicht gerade vermuten, dass jeder nett zu euch ist.
Haha, genau – „Heavy Haul“ zeigt drei Eber, die sich verbarrikadieren und einen höllischen Lärm machen, was die Nachbarschaft zur Weißglut treibt. Aber der eigentliche Empfang war viel besser. Edle Lobesworte. Viele Leute scheinen es zu schätzen, dass wir zurück sind und das neue Album alles zu Mus macht.
Ihr habt eine ziemlich lange Pause eingelegt – oder hattet ihr euch sogar getrennt? Was hat euch dazu bewogen, es wieder zu probieren und neu anzufangen?
Wir haben die Band 2005 aufgelöst. Es gab keine Pläne, als DEFLESHED jemals wieder Musik zu machen. Wir waren wirklich enttäuscht von uns selbst und davon, dass wir ständig bei Plattenfirmen gelandet sind, die einen Scheiß gemacht haben, um uns in die richtige Richtung zu pushen. Es begann sich alles sinnlos anzufühlen, und diese Einstellung macht keine gute Musik. Also war es genauso gut, die Brocken hinzuwerfen. Jetzt fühlt es sich anders an, weil es so lange her ist. Und wir konnten die Band wieder ans Laufen bekommen, weil keiner von uns andere musikalische Bestrebungen hatten.
War es eigentlich klar, dass ihr drei in der gleichen Konstellation weitermachen würdet?
Ja, hätte einer von uns nicht mitmachen wollen, hätten wir gar nicht erst weitergemacht. Alles oder nichts.
Während der Corona-Zeit gab es nur begrenzte Auftritts- und Durchstartmöglichkeiten, einige Bands haben sogar ganz hingeschmissen. War die Zeit nicht etwas seltsam, um wieder loszulegen?
Vielleicht. Aber wir haben nicht darüber nachgedacht, ob es der richtige Zeitpunkt ist, noch einmal von vorne anzufangen oder nicht. Für uns war das Timing perfekt, weil wir alle begeistert waren und die nötige Zeit hatten. Wir schauen nicht auf den Markt, um unsere Entscheidungen zu treffen.
Zwischendurch habt ihr in verschiedenen Bands und Konstellationen gespielt – habt ihr aus diesen Erfahrungen etwas für DEFLESHED mitgenommen?
Ich glaube schon. Das Spielen mit anderen Bands erweitert den Bezugsrahmen, was immer sinnvoll und nützlich ist. Dann ist es schwer zu sagen, ob die neue Platte anders geklungen hätte, wenn wir nicht mit anderen Bands gespielt hätten, aber es fühlt sich gut an, 17 Jahre lang nicht völlig isoliert von der Szene gewesen zu sein.
Im Grunde macht „Grind Over Matter“ nicht viel anderes als eure damaligen Verbrechen. Warum ist diese Art von Musik immer noch so spannend?
Keine Ahnung. Wir mögen Thrash und wir mögen es schnell. Wir glauben nicht, dass andere Bands wirklich das tun, was wir tun, also ist das natürlich ein Motivator. Wir machen weiter, solange wir denken, dass es Spaß macht und wir relevantes Material aufzuführen haben.
Im Promo-Sheet steht, dass es am schwierigsten war, sich an den ursprünglichen Plan zu halten und sich nicht von impulsiven Ideen locken zu lassen. Wie sahen diese impulsiven Ideen aus? Hätten wir eine ganz neue Seite von DEFLESHED gesehen?
Hauptsächlich bin ich es, dem im Studio die Gäule durchbrennen und der verschiedene Dinge ausprobiert. An sich habe ich das immer gemacht. Bei „Abrah Kadavrah“ habe ich unter anderem durch Klopapierrollen gesungen und hatte Avocadokerne in den Wangen, um meine Stimme zu pimpen.
Warum sind die Songs der „Fleshless & Wild“-Single eigentlich nicht auf dem Album gelandet?
Wir denken, dass sie als Stand-alone gut funktionieren. Wir hatten elf neue Songs am Start, und sie haben eine Einheit gebildet, die für die anderen Songs nicht wirklich Platz gelassen haben.
Ihr habt das Album in den Rorysound Studios in Uppsala aufgenommen. Warum dort?
Lawrence Mackrory ist ein alter Freund der Band und hat auf „Fleshless and Wild“ bewiesen, dass er großartig im Mischen von Sounds ist. Als er dann mit dem Angebot kam, das ganze Album bei ihm aufzunehmen, zehn Gehminuten von unserem Proberaum entfernt, haben wir zugesagt.
Das bedeutete, dass wir grundsätzlich aufnehmen konnten, wann immer wir wollten, abends und am Wochenende, ohne uns von der Arbeit frei nehmen zu müssen.
Wie ist die Aufteilung innerhalb der Band?
Lars (Löfven, Gitarre, Anm. d. A.) schreibt alle Riffs und fügt sie zu Songs zusammen. Dann bekomme ich alles vorgelegt, und ich lege Songarrangements und Texte darauf. Zwischendurch müssen wir das Arrangement ein wenig verändern, damit es gut wird. Dann nehmen wir sie mit Matte (Modin, Drums, Anm. d. A.) auf, der dann seine Ideen einbringt. Zwischendurch setzen sich Lars und Matte zusammen, bevor ich die Songs bekomme, das hängt ein bisschen davon ab.
Dann mache ich das Coverkonzept und das Albumlayout sowie den ganzen Merch. Interviews werden meistens von mir geführt, zwischendurch aber auch von Lars. Social Media wird hauptsächlich von Matte und mir verwaltet.
Was kommt als nächstes? Ich schätze, ihr achtet darauf, es nicht zu übertreiben – aber können wir euch irgendwann in der Zukunft live sehen?
Ja, das hängt ein bisschen davon ab, wo man wohnt. Wir haben bereits dreimal live in Schweden gespielt – Uppsala, Karlstad und Linköping. Nächstes Wochenende gehen wir nach Deutschland und spielen auf der ‚Braincrusher in Hell‘-Party in Hirschhain. In der darauf folgenden Woche fliegen wir nach Japan. Nächsten Sommer spielen wir auch auf einigen Festivals, das sollte spaßig werden.
Das war’s schon – danke! Irgendwelche legendären Worte zum Abschluss?
Gerne! Checkt einfach „Grind Over Matter“ an, wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr einen musikalischen Schlag in die Fresse braucht! Prost!
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Stile | Death Metal, Thrash Metal |
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