Für diejenigen, die gerne klassische Metalkunst mit dem Schuss moderner Härte versehen wissen wollen, ohne dass der Mix am Ende irgendwelche Core-Kompromisse eingeht, kommt ein ziemlich heißer Tipp aus Pennsylvania. Zeke Sky ist ein Gitarrist mit noch vergleichsweise lichtem Portfolio, der aber schon seit 2018 in den Staaten Wellen zu schlagen scheint, beginnend mit seinem anno dazumal veröffentlichten Debüt „Animals Of God And War“. Zumindest scheint die Reichweite groß genug gewesen zu sein, um die Aufmerksamkeit von Atomic Fire Records zu wecken, unter denen nun das neue, hier zu besprechende Album „Intergalactic Demon King“ erscheint.
Zeke Sky steht für Muskeln und Epik
Aber was heißt die oben angerissene Beschreibung angesichts dessen, was den Hörer auf „Intergalactic Demon King“ erwartet? Nun, Zeke Sky wirft Metal-technisch praktisch alles in den Topf, was gefällt und nicht bei Drei auf den Bäumen sitzt. Es gibt jede Menge Tapping-Licks, wildes Skalengefummel, epische Gitarrenspitzen und vereinzelt sogar psychedelische Klampfenornamentik, kurz: jede Menge agile Riffkunst, zwischen der entweder bretthart gegroovt oder noch bretthärter gethrasht wird. Und irgendwie hat’s der Kerl geschafft, da noch symphonische Arrangements (wenn auch aus der digitalen Konserve), Heldenchöre, ein bisschen Hammond-Georgel hier und ein paar nach klassischen 70ern klingende Prog-Synths da sowie sogar mal einzelne richtig packende Klavier-Intermezzi dazwischen zu klemmen.
Wer sich das Ergebnis ungehörter Dinge wie eine quietschbunte Mische vorstellt, liegt nicht verkehrt. Zeke Sky wirbelt seine Einflüsse wild durch den Äther und mag damit im ersten Moment potentiell überfordern. Ausgerechnet das der „Ouverture“ folgende „On The Tip Of The Tongue“ legt als fast schon nach klassichem Prog klingender Opener los mit eröffnenden Klavierlinien, die aus dem Wakeman’schen Katalog stammen könnten, während der Song im weiteren Verlauf große, pathetische Theatralik zelebriert und zu einem straff groovenden Abschluss kommt. Der Gesang ist im ersten Moment nicht das, was man als den klassischen Heldentenor beschreiben würde. Aber Zekes entwaffnend ungekünstelte, irgendwie kriegerische Intonation passt tatsächlich zum gemeinhin vor Testosteron platzenden Sound wie die Faust aufs Auge und transportiert die epischen Linien ziemlich gekonnt.
Der „Intergalactic Demon King“ erobert mit beeindruckender Konsequenz …
Von hier an beginnt eine wilde Achterbahnfahrt, bei der kaum ein Auge und wahrscheinlich auch kaum ein Metallerhöschen trocken bleiben dürfte. Mal setzt Sky auf hohes Tempo wie im folgenden „Light The Sky“, dessen Nervosität geradezu ansteckend ist, das gleichzeitig aber auch mit einer ziemlich respektablen Hook aufwartet, mal auf geradezu sakrale Vibes wie in „Level The Heights“. „Light The Hollow“ fackelt die Bude richtig fulminant mit dem vielleicht härtesten Thrash-Einschlag der Platte ab, wiederum durch eine exzellente, hymnische Midtempo-Hook aufgebrochen – ein wahres Fest für sämtliche Windmühlen im Pit. „Faith And Sorrow“ lockert die Härteschraube ein Stück im Interesse einer unerwartet ätherischen, aber dennoch ausgesprochen effizienten Hook.
Mit „Endlessly Forever“ wirft er dann noch muskelbepackten Hard Rock auf der FOZZY-Wellenlänge mit in den Topf inklusive einer kurzen aber herrlich fantasievoll perlenden Klavier-Phrase als Intermezzo – warum auch nicht? Zu diesem Zeitpunkt hat sich Sky vor des Hörers Ohr ohnehin als Schrank ohne Schubladen etabliert. Dennoch hat dieser spezifische Schrank Stil und lässt in puncto Geschmackssicherheit nichts anbrennen. So wild der Ritt manchmal auch anmutet, man hat das Gefühl dass es irgendwie doch gut zusammen passt. Es ist eine ausgesprochen energetische Melange, die praktisch wie für das Stadion gemacht scheint, dabei jedoch reichlich Körperbewegung provoziert.
… auch wenn er gegen Ende etwas schwächelt
Wo sich Zeke Sky lediglich ein bisschen verklausuliert ist in den beiden abschließenden Tracks „Say Your Prayers“, das ein bisschen zu repetitiv geraten ist, sowie im auf heroische Epik ausgelegten Rausschmeißer „Lionheart“, der etwas zu verlegen fürs eigene Wohl klingt. Klangästheten dürften sich vermutlich auch am Sound stören, der hier und da etwas zu komprimiert wirken mag, gerade wenn mal aus allen Rohren gefeuert wird wie in „Light The Sky“. Insofern sei „Intergalactic Demon King“ vorsichtig all jenen zum Kauf empfohlen, die diese wilde, testosterongeladene und in praktisch jeder Ecke und jedem Beat wie mit He-Man ausgestopft klingenden Sause nicht verpassen wollen. „Intergalactic Demon King“ macht trotz seiner Schnitzer in der hinteren Albumhälfte einen Heidenspaß. Ist natürlich nichts für grimmige Black-Metal-Sophisten …
Die wenigsten passablen Gitarristen sind gute Songwriter. So auch hier. Das Ganze eingebettet in eine unterirdisch schlechte Produktion und mitunter doch gravierenden Timing – Problemen. Nun ja, das Tank Top sitzt immerhin wie angegossen. Mucke, die kein Mensch braucht.