Bereits seit fast zehn Jahren existieren MATA LEÃO aus dem Landkreis Ostwestfalen-Lippe, und doch bildet das hier thematisierte Album „Callousness“ erst das Debütwerk der Band. Wie bei so vielen anderen Vorhaben auch, war die Coronazeit auch für die seit dem Jahr 2019 line-up-technisch stabil agierende Truppe nicht gerade von Vorteil. Denn eigentlich sollte die Platte nach der EP „Cursed Existence“ aus dem Jahr 2016 bereits 2021 erscheinen, musste aber letztendlich mehrfach umgeplant werden.
Bitte nicht noch eine Genrebezeichnung
Wer auch immer auf Seiten des Quartetts auf die Idee gekommen sein mag, das Ganze als „Groovecore“ zu bezeichnen, der mag inhaltlich sicherlich nicht ganz unrecht haben, doch immer weiter zerstückelte Genrebezeichnungen in dem ohnehin schon elendig überschäumenden See an ebensolchen, machen nicht unbedingt Lust auf mehr. Dabei stellen sich MATA LEÃO keineswegs so einfältig an und erwecken in den ersten Tönen direkt Assoziationen mit den Schweizern von CATARACT, die nun bereits seit fast zehn Jahren zu Grabe getragen sind.
Während ebendiese in ihren besten Tagen nicht unwesentlich von pfeilschnellen Thrash-Arrangements in modernem Gewand profitierten, setzen die Nordrhein-Westfalen, ganz gemäß ihrer Eigenbezeichnung, deutlicher auf breite Gitarrenwände und groovige Heavyness. Sänger Larz setzt auf „Callousness“ bemerkenswert auf Vielschichtigkeit, was Fluch und Segen zugleich ist. Segen schlichtweg aus dem größeren Handlungsspielraum heraus und Fluch, weil wirklich alles abseits des harschen Grundtenors ohne die notwendige Würze daherkommt und manchmal sogar auf Kriegsfuß mit den Tönen steht.
Die stramme Keule steht „Callousness“ besser
Die Arrangements auf „Callousness“ sind hingegen teilweise sehr ordentlich gelungen wie etwa beim melodischen „Look In The Mirror“, der an eine interessante Mischung aus Neo-Thrash, Nu Metal und Metalcore erinnert. Dabei haben sich MATA LEÃO gemeinsam mit Produzent Michael Kolar auch um einen satten Mix gekümmert, sodass die Boxen hier druckvolle Arbeit verrichten. Die selbstbetitelt emotionalen Lyrics münden dann manchmal auch in entsprechend düsteren Songs wie „The Scar Remains“ oder das abschließende Akustik-Stück „Silk“. Der geradlinige Hammer steht MATA LEÃO allerdings besser zu Gesicht.
Auch wenn die Band bereits seit dem Jahr 2013 besteht, bleibt „Callousness“ ein Albumdebüt, was man dem Quartett auch anmerkt. Noch längst sind nicht alle Kanten geschliffen und auch die Gehversuche jenseits des Kernterrains erscheinen partiell relativ wackelig. Trotzdem ist hier eine positive Tendenz zu vernehmen, der Sound wuchtig und durchaus nette kompositorische Ansätze vorhanden.
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