Therion - Leviathan II

Review

Soundcheck Dezember 2022# 17 Galerie mit 14 Bildern: Therion - Therion Tour 2016

Die zu einer Trilogie heranwachsende „Leviathan“-Reihe von THERION bekommt mit „Leviathan II“ heuer den zweiten Teil spendiert. Dabei führt die Band den gewohnten, symphonischen Metal fort, der auch die grundsätzliche Linie des Vorgängers „Leviathan“ bildete. Im Mittelpunkt der Kompositionen stehen nicht unbedingt Selbstverwirklichungs-Trips oder Experimente von Mastermind Christofer Johnsson, sondern der berühmte „Fan-Service“, also die stilistische Ausrichtung an dem, was sich das geneigte Publikum vermeintlich wünscht.

THERION haben ihren Stil perfektioniert

„Leviathan II“ schließt musikalisch recht bruchfrei an den Vorgänger aus dem Jahr 2021 an. Natürlich hat Herr Johnsson den „Metal trifft auf Symphonie“-Stil zwischenzeitlich weitgehend perfektioniert und spielt hier in seiner eigenen Klasse. THERION liefern epischen und symphonischen Metal ab, der eine harmonische und ausgleichende Mischung zwischen den Gitarren, Chor und Orchester findet. Dabei neigen die Kompositionen mal mehr zur prächtig-theatralischen Seite, wie das imposante „Hades And Elysium“ oder „Lunar Coloured Fields“ zeigen. Mal wird, wie zum Einstieg des fast schock-rockig anmutenden „Midnight Star“ oder mit dem treibenden „Lucifuge Rofocale“, die metallische Ader etwas stärker betont. Durchgehend alle Titel sind dabei fix erfasst und auf eine schnelle Wirkung gepolt, gekonnt setzt die Band die eingängigen Melodien ein.

Aber wie wünschte sich der geschätzte Kollege Markus Endres schon zum Abschluss der Betrachtung von „Leviathan“? Fordernder könnte es in Zukunft sein. Aber genau das ist „Leviathan II“ nur sehr eingeschränkt – gefällig, handwerklich gekonnt, aber auch berechenbar und eben ein wenig spannungsarm. Zugegeben: Den richtigen Grad von Verlässlichkeit und bewusster Rückwärtsbesinnung zu finden, ohne sich in redundanten Eigenzitaten zu ergehen, ist nicht ganz einfach. Im Sinne der Zielsetzung ist das Gewohnte der späten 1990er und frühen 2000er-Jahre ja explizit gewollt – aber ein bisschen kantiger und unvorhersehbarer dürfte es dann doch sein, schließlich haben THERION selbst einmal viel Charme aus dem Mut zur stilistischen Verquickung und der Herausforderung der Hörerschaft gezogen. Die Werke von VOVIN bis SIRIUS B waren dahingehend allein aufgrund ihrer Eigenständigkeit und Experimentierfreude besonders – aber eher vor zwanzig Jahren.

Dass die Songs für sich oft eine eigene Entstehungsgeschichte haben – von umarrangierten Songmaterial für einen Song-Vorschlag an ALICE COOPER („Alchemy Of The Soul“) über angepasstes Material aus der Arbeit zu „Beloved Antichrist“ („Aeon Of Maat“) bis zu einem durchaus gelungen quasi ABBA-Metal-Tribute („Litany Of The Fallen“) – hätte dabei eine richtige Stärke von „Leviathan II“ sein können. Leider finden sich die aus der reinen Beschreibung erwartbaren Unterschiede zu sehr im Detail versteckt. So entsteht das Gefühl, als seien die Titel deutlich angeglichen worden, um den bombastischen Stil und die leichte Verdaulichkeit stets im Vordergrund zu behalten und den ungestörten Hörfluss nicht zu beeinträchtigen.

„Leviathan II“ gerät sehr gefällig – aber auch etwas reizarm

Fans von THERION in ihrer symphonischsten Ausprägung können sich „Leviathan II“ natürlich bedenkenlos für den kleinen Zwischenhappen in den Schrank stellen. Muss aber eine Auswahl der musikalischen Untermalung für den entspannten Orchester-Metal-Abend getroffen werden, so würden andere Werke von THERION sicherlich den Vorzug erhalten – nicht zuletzt wohl der direkte Vorgänger, der mit exotischeren Melodien und wagnerischer Opulenz stärker für Verzückung sorgte.

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25.10.2022

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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