Getestet und rezensiert von Gastautor Max Rensch
INIS ist ein Gebietskontrollspiel für 2-4 keltische Clan-Anführer. Es wurde von Designer Christian Martinez entworfen, den ihr schon durch KEMET kennen könntet. Erstmalig erschien INIS bereits 2016 beim Pegasus-Verlag und nachdem es nahezu restlos vergriffen war, konnte es durch ein Crowdfunding in der Spieleschmiede von GiantRoc erneut veröffentlicht werden.
INIS gehört definitiv zur Kategorie „easy to learn – hard to master“. Grundsätzlich werden immer und immer wieder zwei Phasen gespielt, bis ihr eines der drei Möglichkeiten das Spiel zu beenden auslöst und versucht, das Spiel für euch zu entscheiden.
In der ersten Phase einer Runde wird zunächst überprüft, ob die Siegbedingungen bereits erfüllt sind. Natürlich müsst ihr dies bereits in der vorherigen Runde angesagt haben. Danach räumt ihr noch ein wenig das Spielbrett auf, legt die Spielerreihenfolge neu fest und drafted Aktionskarten. Draften hat hier (leider) nichts mit Bier zu tun, sondern beschreibt einen gerne genutzten Spielmechanismus. Hierbei teilt ihr zunächst jeder Spielerin gleich viele Karten aus. Nun entscheidet ihr euch für eine Karte, legt sie verdeckt vor euch ab und gebt den Rest des Stapels reihum weiter. Gleichzeitig erhaltet ihr von eurem Nachbarn zur anderen Seite eine neue Kartenhand zur Auswahl. Um diesen Schritt etwas zu beschleunigen, legt ihr bei INIS ab der zweiten Draftrunde bereits zwei Karten verdeckt vor euch aus.
Das geht so lange weiter, bis ihr nur noch eine Karte weitergeben könnt und anschließend mit Phase zwei beginnt, in der ihr eure gedrafteten Handkarten reihum ausspielt.
Symphony Of Destruction
Bei euren ersten Spielen kommt euch die Draft-Phase sicher noch etwas lang vor, aber wenn ihr euch erstmal mit den Karten vertraut gemacht habt, werdet ihr damit beginnen sehr kalkuliert zu draften. Schnell kommt ihr in die missliche Situation, eine Karte unbedingt zu behalten, nur um sie eurem Gegenüber nicht zu überlassen. Das sogenannte „Hatedrafting“ (Toller Bandname, oder?).
Wie schon erwähnt werden in Phase zwei die Karten nacheinander gespielt. „Bewege Anzahl X Clans von einem Ort zum nächsten“, „Füge X Clans zum Spielbrett hinzu“ oder „Blockiere das Ausspielen einer Karte des Gegenspielers“, sind nur wenige Beispiele. Einige Aktionen können dazu führen, dass sich verfeindete Clans auf dem Spielfeld treffen. Jedoch ist ein Kampf hierbei nicht zwingend nötig, sondern alle Beteiligten können sich auch auf ein friedliches Miteinander einigen. Das kann natürlich auch von Vorteil sein, denn eine Schlacht bedeutet für die Teilnehmer oft Verluste, die von den Unbeteiligten Clans direkt ausgenutzt werden können. Ihr müsst jedoch immer die drei Siegbedingungen im Hinterkopf behalten.
Ihr könnt INIS gewinnen, indem ihr entweder die Präsenz in sechs Gebieten habt, sechs Kultstätten kontrolliert oder Häuptling von sechs gegnerischen Stämmen seid, indem ihr mehr Clans in Gebieten besitzt als andere. Das heißt, jemanden friedvoll in euer Gebiet zu lassen, kann sehr schnell gefährlich werden. Kommt es zum Kampf, wird dieser komplett ohne Würfel oder ähnliche Glückskomponenten abgehandelt: Reihum beginnend mit dem Verteidiger, entfernt ihr entweder eine eurer Figuren vom Spielbrett oder werft eine Aktionskarte ab bis es nur noch Clans einer Partei übrig sind oder der Frieden ausgerufen wird. Die Entscheidung dabei ist aber oft zerreißend, denn das Gebiet womöglich halten, aber eine Aktion weniger spielen zu können, kann eine folgenschwere Entscheidung mit sich bringen. Dies birgt aber auch echte Goldmomente, in denen ihr spielentscheidende Kämpfe durch das Abwerfen von „hategedrafteten“ Aktionskarten gewinnt. Ein echter Freundschaftskiller-Move.
Mein Haus, mein Boot, mein keltischer Clan
Ich kann über INIS nicht schreiben ohne über das Artwork des Spiels berichtet zuhaben. Kaum ein Spiel polarisiert nur Aufgrund der verwendeten Kunst. Wir haben schon festgestellt das beim Spielen keine berauschenden Substanzen (zwingend) zum Einsatz kommen müssen, aber bei der Gestaltung der Spielkarten kann ich dies wirklich nicht ausschließen. Persönlich finde ich es einfach nur fantastisch und erfrischend. Aber so wie das nun mal mit Geschmack ist – nur mein Geschmack ist der Richtige! (Triggerwarnung).
Darf bei eurem Spieleabend auch mal um echte Konfrontation gehen? Möchtet ihr euch nicht mit veralteten Risiko Partien langweilen? Sucht noch einen gut zugänglichen Vertreter des Gebietskontroll-Genres? Dann kann ich euch INIS wirklich anstandslos empfehlen. Ihr verwaltet lieber eure Bauernhöfe, Zugstrecken und eifert um die meisten Punkte in einem sonstigen indirekten Konflikt? Dann sollte ihr doch eher einen Bogen um dieses Spiel machen. Meiner Meinung nach darf es aber in einer gut sortierten Brettspiel Sammlung nicht fehlen.
Spieleranzahl: 2-4 Clan-Häuptlinge
Spielzeit: 60 – 90 Minuten
Verlag: GiantRoc
Sprachen: deutsch
Festivaltauglichkeit: Eher für das Wochenende danach im örtlichen Pub geeignet, aber zumindest mit geringem Platzaufwand spielbar.
Musikempfehlungen:
ANTTI MARTIKAINEN – „Northern Steel“
ELUVEITIE – „Helvetios“
Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.
Was mich bei Inis tierisch nervt, ist die Sache, dass halt bei mehr als zwei Spielern die Partien teilweise ins Endlose laufen können. Immer, wenn einer der Spieler kurz davor ist, eine der Siegbedingungen zu erfüllen, können sich die anderen zusammenschließen und gemeinsam drauf hauen. Dadurch hat derjenige dann fast keine Chance mehr, seinen Plan auch wirklich durchzuziehen. Bei uns war es oft so, dass das letzte Drittel der Zielerreichung innerhalb eines Spiels dann mehl als doppelt so lange gedauert haben, wie die ersten ersten beiden…
Im Direktvergleich mit ähnlichen Mechaniken und ähnlichem Thema hat da Blood Rage mit seinem Zug-Limit und und dem durch Ragnarök fest „terminierten“ Ende in meinen Augen deutlich die Nase vorn.