Murkrat
Interview mit Mandy VKS Cattleprod zu "Drudging The Mire"

Interview

Murkrat

Mit „Drudging The Mire“ lieferten MURKRAT ein beeindruckendes Zweitwerk ab, das den Hörer mit kompromissloser Monotonie, rituell angehauchten Gesängen und verzehrender Schwere mühelos in tristeste Dämmerzustände versetzt. Mandy VKS Cattleprod, der Kopf hinter diesem höchst ungewöhnlichen Projekt, spricht im Folgenden von ihren Motivationen, Inspirationen und Zukunftsperspektiven:

Murkrat

Zuallererst muss ich sagen, dass ich von deinem neuen Album ziemlich beeindruckt war. Die Musik strahlt eine Aura vollkommener Hoffnungslosigkeit und inneren Zerfalls aus. Was ist die Motivation, die dich dazu antreibt, diese Art von Musik zu machen? Gibt es ein bestimmtes Konzept, dem MURKRAT als Projekt folgt?

Danke dir, ich denke, du hast die Gefühle hinter der Musik ziemlich gut erfasst. Es gibt kein wirkliches Konzept hinter MURKRAT, es ist ein sehr persönliches Projekt, das von meinen instinktiven Reaktionen gegenüber Menschen geprägt ist.

Würdest du sagen, dass sich das Material auf „Drudging The Mire“ stark von dem des vorherigen Albums unterscheidet?

Ja, ich denke, es ist sehr anders. Es war keine bewusste Entscheidung. MURKRAT ist einfach, was es ist. Ich denke, die Musik ist etwas ruhiger und trauriger geworden, weil die Lyrics weniger heftig, ein klein weniger einfühlsamer und verzweifelnder sind.

Deine Musik ist äußerst minimalistisch, dicht und ausdrucksstark. Welche Bands und Projekte beeinflussen deine Art, Musik zu schreiben, am meisten? Könntest du es dir vorstellen, deine Gedanken und Gefühle mithilfe einer weniger repetitiven Art von Musik auszudrücken, oder kommt es einfach aus dem Bauch heraus. Ich meine, ich kriege nicht allzu oft etwas derart Minimalistisches zu hören…

Die Liste meiner Einflüsse scheint sich mit jedem Mal, dass ich gefragt werde, zu verändern! Ich würde ganz besonders AGHAST hervorheben, ALICE COOPER („Billion Dollar Babys“), BLACK SABBATH, DEEP PURPLE, SIGH, das frühe Zeug von SIOUXNIE, der Gesang auf PINK FLOYD’s „The Wall“, THE 3RD AND THE MORAL. Und „White Rabbit“ von JEFFERSON AIRPLANE repräsentiert, wie MURKRAT gerne wären.

Was die Präsentation anbelangt, also Artwork und Layout, wären die einzigen beiden, die ich direkt als Referenz nennen könnte VOIVOD und NUCLEAR DEATH. Es gibt auch andere, aber diese beiden sind die ersten, die mir ins Gedächtnis springen und sie überschatten alle anderen.

Ich denke nicht, dass ich die Emotionen, die mit MURKRAT verbunden sind, ohne Minimalismus ausdrücken könnte. Oft, wenn ich schreibe, habe ich den Drang, ein Keyboard oder bestimmte Gitarrenspuren zur Zierde einzufügen, aber ich finde, dass es die Gefühle verwässert. Ich erwähnte in anderen Interviews, dass ich eine große Bewunderung für Bands wie SADISTIK EXEKUTION und PORTAL hege dafür, dass es ihnen gelingt, so viel Dunkelheit in solch hektische Musik zu packen.

Ich denke, dein Gesang ist eine der faszinierendsten Seiten deiner Musik. Er kreiert eine aufsaugende, rituelle Atmosphäre, die die Sinne einlullt. Außerdem ist er, im Gegensatz zum Rest der Musik, voll von diversen Stimmungen und Ausdrücken. Oft erscheint es mir so, als ob der Gesang etwas wäre, das Musiker einfach obendraufsetzen, um ihre Musiker etwas zu bereichern, aber im Fall von MURKRAT scheint er fast schon das Blut der Musik zu sein. Was sagst du dazu?

Du hast wahrscheinlich Recht. Das Album begann mit einer Reihe von Lyrics, von denen ich ausging, so gesehen war der Gesang dazu bestimmt, das Hauptinstrument zu werden.

Gibt es eine Verbindung zwischen dem Namen deines Projektes und Songtiteln wie „Blessed Are The Rats“ oder „I, Rodent“? Ratten werden bestimmte symbolische Qualitäten zugeschrieben, die in den düsteren Klang deiner Musik passen könnten.

Ja, es dreht sich alles um Ratten! Ich benutze das Motiv des Nagetieres immer wieder, weil es in vielerlei Hinsicht ein perfektes Symbol für die Band ist. MURKRAT handelt von Ekel, Empörung, Hass und Verzweiflung. Und Ekel vor sich selbst, es findet sich keine Spur von Selbstgerechtigkeit darin. Es ist geschrieben im Abwasserkanal. Ratten werden vom Menschen so verachtet, und dennoch gedeihen sie im Dreck, den er produziert. Ich sollte hervorheben, dass ich Ratten für schön halte und sie ungerechterweise als einen negativen Vergleich zum Menschen genommen habe.

Murkrat

Könntest du uns etwas über die australische (Funeral-) Doom-Metal-Szene in Australien erzählen? Dem Internet zufolge bist du in zahlreichen Doom-Metal-Projekten involviert. Würdest du MURKRAT als dein Hauptprojekt bezeichnen?

MURKRAT ist definitiv mein Hauptprojekt. Ich glaube nicht wirklich, dass es eine australische Doom-Metal-Szene gibt – alles ist ziemlich weit verteilt, und keine der Doom-Bands spielt besonders regelmäßig, wenn überhaupt.

Könntest du kurz beschreiben, auf welche Art und Weise das Schreiben deiner Songs erfolgt? Ist es ein bewusster, geplanter Vorgang oder „passiert es einfach“? Musst du in einer bestimmten Stimmung sein, um diese zutiefst hypnotische Musik zu schreiben?

Ich muss in einer bestimmten Stimmung sein, ganz besonders dann, wenn ich die Lyrics schreibe, die das Gefühl des jeweiligen Liedes festlegen. Allerdings bedarf es eines gewissen Grades an bewusster Planung, weil ich all die Musik selber schreibe. Ich kann nicht einfach „jammen“.

„Drudging The Mire“ ist das zweite Album, dass du via Aesthetic Death Records veröffentlicht hast. Ich denke, es ist ein sehr gutes Label für ein Projekt wie MURKRAT, gerade, was Erfahrung in diesem Genre anbelangt. Bist du mit ihrer Arbeit zufrieden?

Ich bin mehr als zufrieden mit Aesthetic Death. Ich schickte die erste MURKRAT-Demo an mehrere Labels und niemand war interessiert. Eines Tages kontaktierte mich Stu von Aesthetic Death vollkommen unerwartet, weil er eine Kopie der Demo von einer Untergrund-Verteiler namens „The Cave“ in Adelaide (Südaustralien) erhalten hatte. Er wartete sehr geduldig auf die drei zusätzlichen Lieder, um die selbstbetitelte Veröffentlichung fertigzustellen, und wartete dann noch geduldiger auf die Fertigstellung von „Drudging The Mire“. Er war es auch, der mein DUST TO DEARTH-Material veröffentlichte und „Slow Death“ in seinen Verteiler nahm, obwohl es eine unangesagte Art von Metal ist.

Denkst du, die Tatsache, dass du eine Frau bist, beeinflusst die Art, wie Leute deine Musik aufnehmen?

Ich habe wirklich keine Ahnung. Ich denke nicht, jedoch ist mein Gesang ganz klar weiblich, was den einen oder anderen eventuell abschrecken könnte.

Was sind deine Pläne für die Zukunft? Planst du, deine Musik auf die Bühne zu bringen?

Ich habe momentan keine Planungen, was Live-Auftritte mit MURKRAT anbelangt. Ich denke, dass es MURKRAT verändern und einiges von der Dunkelheit aus der Musik nehmen würde. Sobald du mehrere Musiker einbeziehst, neigen sie dazu, der Musik ihre Stempel aufzudrücken, solange bis daraus eine komplett andere Sache geworden ist. Ich bin noch nicht bereit, MURKRAT loszulassen.

Vielen Dank für deine Zeit, und halte deine inspirierende Arbeit am Leben. Die letzten Worte gehören dir.

Da gibt es nicht viel hinzuzufügen. Danke für das Interview.

15.04.2011

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