Schattenpfade
Leidenschaft für den Metal
Interview
Verborgen, in den Tiefen der Wälder…gibt es noch Underground-Labels ohne Gewinn- und Aufmerksamkeitsdruck, welche sich den gängigen Mechanismen des Marktes entziehen und gänzlich aus Liebe und Verbundenheit zur Musik handeln. Gibt es nicht? Doch, wir haben ein seltenes und vom Aussterben bedrohtes Exemplar namens Schattenpfade in seinem natürlichen Habitat ausfindig gemacht.
Grüß dich Adam, kannst du dich und dein Label kurz vorstellen, weil vielleicht noch nicht jeder Leser von metal.de Schattenpfade kennt.
Hallo Stefan! Zunächst möchte ich mich herzlich für die Möglichkeit zu diesem kleinen Plausch auf euren Seiten bedanken! Heutzutage, im Zeitalter der allgemeinen digitalen Überschwemmung und des Burnouts ist es nicht mehr ganz so selbstverständlich, dass man sich auch als Label einer größeren Leserschaft vorstellen darf. Ich selbst bin ein Schreiberling und seit Jahrzehnten ein leidenschaftlicher Metal-Hörer, der mit der Entscheidung, ein kleines Underground-Label zu gründen, sein metallisches Betätigungsfeld nur noch ein wenig mehr ausgeweitet hat.
Das Label Schattenpfade (mittlerweile noch um das Sublabel Lichtpfade erweitert) versteht sich somit ganz und gar als eine Art Fan-Label, das in erster Linie Unterstützungsarbeit leistet, um gemeinsam mit den gewillten Bands und Musikern, die lieber einen pragmatischen und unkomplizierten, an keine unzähligen Verpflichtungen gebundenen Weg gehen möchten, schöne und hochwertige physische Tonträger realisieren zu können. Schattenpfade ist also kein Label im herkömmlichen Sinne, denn ich setze keine mehrseitigen Knebelverträge oder etwas in der Art auf, noch möchte ich die Rechte an der Musik innehalten.
Grundsätzlich bin ich sowieso der Meinung, dass die Rechte an der Musik zu jeder Zeit und ausnahmslos bei den Künstlern selbst verbleiben sollten. Als Kleinunternehmer, der einem regulären Job nachgeht, bin ich zum Glück auch nicht darauf angewiesen, gewinnorientiert arbeiten zu müssen. Dennoch, jedes auch noch so kleine Label muss stets ein Auge darauf haben, dass zumindest die bei einer Produktion entstehenden Kosten mit dem Verkauf der Tonträger wieder reingeholt werden können. Nur so wird gewährleistet, dass sich die Mühle weiterdrehen kann. Dementsprechend fällt die Release-Rate von Schattenpfade naturgemäß recht gering aus. Eins nach dem anderen – nach diesem Motto gehe ich in der Regel vor.
Wie bist du selbst zum Thema Metal gekommen, wie lief deine musikalische Sozialisation ab und wie kam dir am Ende des Tages der Gedanke, selbst in der Szene mit einem Underground-Label aktiv zu werden?
Zum Metal gekommen bin ich wahrscheinlich ähnlich wie alle anderen auch. Als 10-jähriger bereits von EUROPE mit dem Album „The Final Countdown“ infiziert, wurde ich spätestens mit „Somewhere Far Beyond“ von BLIND GUARDIAN komplett in den endlosen metallischen Strudel hineingezogen. Danach ging es Schlag auf Schlag mit Bands wie ICED EARTH, SMYPHONY X, CEMETRY u. Ä. weiter. „Tales from the Thousand Lakes“ von AMORPHIS und „The Slaughter of Innocence, A Requiem for the Mighty“ von HECATE ENTHRONED, haben meine musikalische Kompassnadel dann allerdings ganz stark auf die dunkleren und ganz schwarzen Spielarten des Metals ausgerichtet. Seitdem hänge ich glücklich in diesem klebrigen Netz gefangen und komme da einfach nicht mehr los. (lacht) Ergänzend sei noch hinzugefügt, dass mich Bands wie METALLICA und IRON MAIDEN schon damals nicht für sich einnehmen konnten. Einige ihrer Songs sind zweifelsfrei richtig gut, aber insgesamt fand ich diese Bands nicht wirklich spannend. Das ist aber nur meine persönliche Meinung, welche jedoch bis heute unverändert geblieben ist.
Zum Label kam ich mehr oder weniger auf Umwegen und ganz blauäugig. Langjährig nur reiner Musikkonsument gewesen, regte sich irgendwann in mir der Wunsch, auch in der Szene aktiv werden zu können. Nur wie? Durch einen glücklichen Zufall durfte ich vor einigen Jahren zu dem Print-Fanzine Hammerheart dazustoßen. Dort fühlte ich mich sofort heimisch und empfand die Schreibarbeit als eine wunderbare Ergänzung zum Musikhören. Da bin ich aufgeblüht, und als das Heft nach der zehnten Ausgabe leider eingestellt wurde, war mir eins klar: Aufhören ist keine Option! Zusammen mit zwei Freunden, die ebenfalls beim Hammerheart mitgewirkt hatten, wurde kurze Zeit später das Online-Magazin Waldhalla gegründet, das schon alsbald um die erste Print-Ausgabe ergänzt wurde.
Unser „grünes“ Konzept ist nicht nur bei den Lesern sehr gut angekommen. Wir bekamen auch Zuspruch von vielen Bands, Labels und anderen Szenegestaltern. So entstanden viele Kontakte, wodurch erst die Gründung eines Labels in Betracht kam. Aber erst als die oberfränkische Band SCHATTENVALD, welche mit ihrem fünften Werk eines meiner absoluten Lieblingsalben veröffentlichte, in unserem dritten Heft einen ungehörten Wunsch nach einem Label-Wechsel verlauten ließ, wurde der Gedanke konkreter. Und da sich unverständlicherweise keines der etablierten Labels dieser talentierten Band annehmen wollte oder konnte, habe ich kurzerhand beschlossen, es selbst zu tun. Gesagt, getan! Ursprünglich hatte ich sogar angedacht das Label unter dem Banner von Waldhalla auferstehen zu lassen, doch die anderen beiden Jungs wollten sich nicht noch zusätzlich so etwas kosten- und arbeitsintensives an die Backe anheften lassen. Also musste ich es allein unter einem neuen Namen tun. Zusammen mit Iskharian und Nachtsturm ging es dann an die Namensfindung, die schlussendlich in dem Wort Schattenpfade mündete. Absichtlich auf Deutsch und ohne irgendwelchen Zusatz wie Records, Productions oder etwas in der Art. Der Name ist kohärent mit dem Bandnamen SCHATTENVALD und passt zudem sehr gut zu mir persönlich, denn ich bin schon seit unzähligen Jahren auf den Pfaden der Schattenkrieger Japans unterwegs. Man könnte auch sagen: Es kam, wie es kommen musste.
Haben sich deine Erwartungen und Wünsche bei Beginn deiner Label-Arbeit erfüllt und was sind deine weiteren und langfristigen Ziele?
Da muss ich gar nicht erst lange überlegen, um diese Frage zu beantworten: Ja, meine Erwartungen und Wünsche haben sich direkt erfüllt, als ich die erste selbstproduzierte Platte, „…und ewig dauert der Berg…“ von SCHATTENVALD, in meinen Händen hielt. Ich war begeistert von der Qualität, sowohl was die Musik als auch die fertigungstechnische Seite angeht. Und auch für die Band ging mit dieser Platte ein langgehegter Wunsch in Erfüllung, denn welcher Musiker möchte nicht seine Musik auf Vinyl gebannt wissen? Jeder möchte das, denke ich… Dieses Gefühl, etwas angestoßen, etwas auf den Weg gebracht, etwas für seine favorisierte Musik geleistet zu haben, wiederholt sich mit jeder weiteren Veröffentlichung. Und das ist das Schönste an der Label-Arbeit.
Langfristige Ziele verfolge ich nicht, nur kurzfristige. Wie schon erwähnt, hangle ich mich bevorzugt von einem Release zum nächsten. Erst wenn etwas komplett fertig ist, wenn alle notwendigen Handgriffe, die sehr zahlreich sind und auch die recht zeitintensive Betreuung des Webshops u. ä. umfassen, gemacht sind, habe ich den Kopf für den nächsten Schritt frei. Abgesehen von schönen Tonträgern verfolge ich keine weiteren Ziele mit dem Label. Ich bin halt altmodisch, tue mich schwer mit den Streaming-Diensten und dem ganzen digitalen Wahnsinn. Schöne Platten in Kleinauflagen, Sammlerstücke in die Welt streuen, das möchte ich bloß. Dabei hoffe ich, dass ich es noch eine ganze Weile werde machen können, denn die Zeiten werden zunehmend härter. Wer weiß, vielleicht werde ich aber schon nächstes Jahr alles abreißen müssen. Doch während die ganzen digitalen Internet-Präsenzen mit nur einem Mausklick auf Nimmerwiedersehen verschwinden (können), bleiben die physischen Tonträger noch hoffentlich sehr lange in der wirklichen Welt bestehen.
Du setzt sehr viel auf Vinyl und Tapes, zweitgenanntes zumindest im Distro, was sind deiner Meinung nach die Vorzüge dieser Medien, obwohl heute ja eigentlich überholt?
Hier kann ich gleich an die letzte Antwort anknüpfen: Vinyl-Platten bleiben da, selbst wenn die ganze digitale Welt mit all ihren Mega-Servern abstürzt und zur Hölle fährt. Zudem ist Vinyl bei richtiger Handhabung und Pflege das langlebigste Musikmedium. Und die Platte klingt auch anders, schöner und wärmer, halt irgendwie natürlicher als eine CD, sie ist bzw. kann (es gibt ja auch leider schlecht gemachte Platten, mit CD-Master oder so) mehr an eine Live-Darbietung erinnern, was andere Medien nicht vermögen. Und auch wenn mir jetzt alle Tontechniker wohl widersprechen und mit Recht sagen werden, dass rein logisch und technisch betrachtet doch nur die CD das beste Medium sein kann: Mit meinem Empfinden stehe ich nicht allein da. Vielleicht verhält es sich mit den Schallplatten so ähnlich wie mit der Homöopathie. Diese ist mit der Schulmedizin auch nicht zu erklären, sie hilft aber dennoch Mensch und Tier und lindert ihre Beschwerden. [Anm. Stefan: Aha.] Vielleicht nehmen wir mit dem Hören einer Vinyl-Platte doch noch etwas wahr, was sich nicht mit einem Computer kodieren und auf einem Bildschirm darstellen lässt. Es gibt sicherlich noch einige metaphysische Ebenen, die wir nicht messen und sichtbar machen, wohl aber unterbewusst wahrnehmen können. So abwegig ist das alles nicht…
Das mit den Tapes, das ist mir dagegen etwas unverständlich, muss ich gestehen. Persönlich mag ich dieses kurzlebige und empfindlichste Medium nicht so, auch wenn Kassetten bei toller Aufmachung echte Augenfänger und Schmuckstücke sein können. Primär sehe ich bei den Tapes jedoch mehr den Deko- und Nostalgie-Charakter im Vordergrund stehen. Ich bin selbst im Zeitalter der Massenware Tape aufgewachsen und habe mich mehr als genug mit Bandsalat, Abrissen und allen anderen Schwächen dieses Mediums ärgern müssen. Von daher kann mir keiner ernsthaft erzählen, dass Tapes das beste Medium überhaupt sind. Sie klingen ähnlich wie eine Schallplatte, irgendwie schöner, zumindest wenn sie noch neu oder nur wenig gespielt sind (neben der kleinen, platzsparenden Größe und dem niedrigeren Anschaffungspreis, obwohl das mittlerweile auch nicht mehr so stimmt, ist dies der einzige wirkliche Pluspunkt des Tapes), aber sie verschleißen zu schnell, was sie letztendlich zu der letzten Wahl meiner Meinung nach macht.
Dennoch, viele kleine und aktuelle Produktionen werden heute wieder ausschließlich auf Tapes veröffentlicht, weshalb auch diese in meinem Shop Platz finden, denn verteufeln tue ich das Tape nicht. Ich selbst besitze viele Tapes, aber mehr aus dem bereits genannten Nostalgiegrund, oder weil ich mich von einigen nicht trennen kann, denn wie alles, erzählen sie mir eine persönliche, selbsterlebte Geschichte. Man sagt nicht von ungefähr, dass Gegenstände versteckte Erinnerungen erwecken bzw. sogar auch speichern können… Davon abgesehen, habe ich bereits ein Tape-Release mit Schattenpfade verwirklicht, nämlich die EP „Per Aspera ad Astra“ von RITUALIA HOMINIS. Und eine weitere Tape-Veröffentlichung ist ebenfalls geplant: Die erste Aufnahme von SCHEIN, dem Nebenprojekt von Dornh, dem Vokalisten von HARVST. Und darauf freue ich mich schon!
Schattenpfade setzt sehr stark auf einen Qualitätsansatz bei physischen Veröffentlichungen, kannst du uns hierzu noch ein paar weitere Details zu deinen Ambitionen mitteilen?
Hohes Qualitätsbewusstsein, das hatte ich schon immer. Wenn ich selbst etwas kaufe, dann erwarte ich automatisch und selbstverständlich etwas Großartiges und nicht die Katze im Sack. Jedem anderen wird es sicherlich genauso ergehen. Von daher kommt es für mich gar nicht infrage, etwas zu produzieren, was sich billig in den Händen anfühlt. Klasse statt Masse, danach gehe ich vor. Den umgekehrten Weg überlasse ich anderen. Natürlich kostet eine hochwertigere Produktion auch mehr in der Herstellung, erst recht bei einer kleinen Herstellungsmenge. Das sollte aber jedem klar sein. Und trotz aller Vorsicht kann es dennoch mal passieren, dass eine LP-Kastentasche einen kleinen Knick oder paar leichte Kratzer oder etwas in der Art abbekommt. Aus Gründen der Umweltschonung verzichte ich nämlich stets bewusst auf Schrumpffolien. Aber auch dabei läuft nicht immer alles nach Plan: So wurde schon mal eine Produktion mit Folie verschweißt, obwohl diese wie üblich ohne bestellt wurde.
Welche heißen Eisen hast du aktuell im Feuer und mit welchen Bands und Projekten würdest du gerne einmal arbeiten?
Bei Schattenpfade und Lichtpfade haben wir immer nur die ganz heißen Eisen im Feuer. (lacht) Als nächstes, im Oktober, wird in Zusammenarbeit mit Pesttanz Klangschmiede das Demo „Ut i det Fjerne“ von ELDBORG auf Vinyl veröffentlicht. Freunde von gepflegtem Folk/Pagan Metal sollten sich dies schon vormerken, denn es wird wie üblich nur die eine kleine Auflage von 100 schmucken Platten geben. Und zwei CD-Releases stehen noch an: Die neue EP von SKARNTYDE, welche zusammen mit dem berüchtigten, sich neu ausgerichteten Label Trollmusic veröffentlicht wird, und das neue Album von DEATH COMES IN WAVES. Letzteres wird nächstes Jahr auch noch auf Vinyl erscheinen. Platten brauchen aktuell viel länger als CDs, aber wir wollen da jetzt nicht noch so lange auf den Nachzügler warten. Die Band ist schließlich schon heiß darauf, das neue Werk der geneigten Hörerschaft endlich präsentieren zu können. Und zum Ende des Jahres wird in Kooperation mit Einheit Produktionen auch noch das neue AHNENKULT-Album mit dem Titel „Wanderer“ rausgehauen. Schöner Black Metal der alten Schule, etwas anders als bisher von der Band gewohnt. Das erste Album von STILLEKLANG, das zusammen mit Crawling Chaos aus Köln in Angriff genommen wird, muss auch noch irgendwo zwischengequetscht werden… Lasst euch einfach überraschen! Und zum Auftakt des nächsten Jahres wird es aber nicht minder spannend. Das neue Album „VI“ von SCHATTENVALD wird endlich erscheinen! Einige weitere Sachen sind auch schon weit fortgeschritten, aber dazu zu gegebener Zeit mehr…
Mit welchen Bands ich zusammenarbeiten würde? Schwierige Frage… Alle renommierten und großen Bands sind eh schon fest im Sattel und an einem Mini-Underground-Label wohl kaum interessiert. Ich lasse da eher die Zeit wie die Umstände entscheiden und setze mehr auf wenig beachtete, neue wie alte, aber höchst interessante Projekte. Aber es gibt schon paar Sachen, die ich gerne auf Vinyl sehen würde. Beispielsweise alle Alben von HEL, was vielleicht wirklich in naher Zukunft realisiert werden könnte, denn mit „Traces“ von ASH OF ASHES habe ich zusammen mit Skaldir eine großartige Platte mitveröffentlichen dürfen. Und da wir uns sehr gut verstehen, steht dem nur der große finanzielle Aufwand im Wege. (lacht) Aber auch alle RIGER-Alben gibt es noch nicht auf Vinyl, ebenso wenig „Hildebrandslied“ von MENHIR [Anm. Stefan: WORD!] oder das Album „De Expugnatione Elfmuth“ der sizilianischen NAZGÛL… Ich mag sehr gerne barocke Melodien, ganz besonders in Verbindung mit Black Metal… (lacht)
Sehr interessant finde ich deine Wiederveröffentlichungen des frühen deutschen Black-Metal-Projekts BERGTHRON. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und wird es weitere Wiederveröffentlichungen von BERGTHRON und/oder anderen Black-Metal-Alben aus dieser Zeit geben?
Die Zusammenarbeit mit BERGTHRON kam über Igor von Urtod Void zustande. Er hält da die Zügel in den Händen und hat als einziger Kontakt zu der scheuen, die Öffentlichkeit meidenden Band. Da wir schon länger in Kontakt stehen und freundschaftlichen Umgang pflegen, wurde dieses Projekt als eine Zusammenarbeit angepeilt. Auch Pesttanz Klangschmieden wurde noch zusätzlich über mich ins Boot geholt, denn zu dritt ließe sich das Risiko und der Schmerz einer evtl. Bauchlandung doch besser verteilen. Schließlich wussten wir nicht genau, ob wirklich ein großes Interesse an einer Vinyl-Veröffentlichung dieses Albums bestand. Anfangs war es primär unser Wunsch, dieses Werk auf Vinyl haben zu wollen. Auf eine Feldstudie und Umfrage mit einem Institut für Marktforschung haben wir ganz bewusst verzichtet. (lacht) Glücklicherweise war der Andrang auf diese Platte so groß, dass die gesamte Auflage innerhalb kürzester Zeit vergriffen war. Wir haben aber nachgelegt und eine zweite Edition, diesmal auf grünem Vinyl, herausgebracht. Und auch diese ist schon zu einem großen Teil weg.
Die BERGTHRON-Demo „Durch den Nebel der Finsternis“ sowie die EP „Uralte Gedanken“ gehören zu den erwähnten, weit fortgeschrittenen Dingen. Beide haben bereits von Mario von Liquid Aether ein Vinyl-Master verpasst bekommen und sind quasi ausgehfertig. Ich denke, irgendwann im Laufe von 2023 wird man mit diesen beiden Platten rechnen können. Auch das Album „Vita Aeterna“ von LORD ASTAROTH, das früher nur auf Kassette erhältlich war (von den 500 Exemplaren dürften die meisten mittlerweile durch bzw. nicht mehr existent sein) wird eine Wiederbelebung auf Vinyl erfahren.
Wie wirken sich die aktuellen Entwicklungen, insbesondere Preissteigerungen, Inflation und Rohstoffkosten auf Schattenpfade aus?
Die ganze aktuelle Situation ist ein Desaster, um es mal vorsichtig zu formulieren. Alles wird künstlich verteuert, nicht nur Brot und Butter, leider auch die Musik. Die Preise für Vinyl-Herstellung haben sich innerhalb von nur wenigen Monate fast verdoppelt! Natürlich aus Rohstoffknappheit, die, wie alles, auf den Ukraine-Krieg zurückgeführt wird. Aber es ist doch wie immer: Sobald irgendwo eine Krise existiert, wird alles immer auf den kleinen Mann umgewälzt. Und gerade in Deutschland wird das ganz besonders bunt getrieben. Hier wird man an allen Ecken und Enden ausgemelkt. Die Kaufkraft wird eingeschränkt oder nahezu gänzlich lahmgelegt, viele kleinere Betriebe stehen kurz vor der Aufgabe. Doch mit diesen ganzen Maßnahmen schießen sich die Wirtschaftsgurus und Polit-Clowns letztendlich selbst ins eigene Knie. Wenn die große Masse sich nichts mehr leisten, nichts bewegen kann, wird der Rest ebenfalls irgendwann zum Erliegen kommen, denn alles ist ein Kreislauf. Ein paar große Tiere zu retten, dass ist definitiv der falsche Weg. Dennoch, das ist alles nicht so einfach…
Aber egal wie sich die allgemeine Lage darstellt, Fakt ist, dass LPs viel teurer werden bzw. es schon sind. Preise von 35 bis 40 € sind mittlerweile normal. Auch Schattenpfade-LPs werden nächstes Jahr teurer. So wird die oben erwähnte LP von DEATH COMES IN WAVES rund 30 € kosten. Das ist aber keine Abzocke, denn die 30 € sind die reinen Produktionskosten, die wir Eins zu Eins an die Käufer geben (müssen). Sowohl die Band als auch ich, wir werden nichts daran verdienen. Es ist uns bewusst, dass dies ein riskanter Weg ist, aber wie lange soll eine Band jetzt warten, bis die Preise wieder nach unten gehen? Ein Jahr, zwei, oder gar drei? Und der Trend wird laut Kennern eher noch weiter nach oben gehen. Nach unten wird nur selten etwas nachreguliert. Wenn der Zug erst einmal Fahrt aufgenommen hat, dann fährt er weiter, wenn er weiterhin gut geschmiert wird… Letztendlich geht es der Band wie auch mir primär darum, die Platte in den Händen zu halten. Und manchmal muss man eben Opfer bringen, um ein Ziel zu erreichen. Dazu sind aber die wenigsten bereit, selbst viele Bands für ihre eigene Musik nicht.
In Anbetracht der gegenwärtigen Situation ist zu überlegen, ob man nicht zukünftig vielleicht doch wieder vermehrt auf CDs und Tapes setzen muss. Hier ist aber ebenfalls eine Preissteigerung zu vernehmen. Ich denke, es wird nun wichtiger denn je, dass sich die zahlreichen kleinen Labels zusammenraufen und gemeinschaftlich Platten herausgeben. Nur so wird man gegen die wenigen Großen auf lange Sicht bestehen können. Kooperation wird zukünftig ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg und/oder Überleben sein, denke ich. Aktuell nehme ich auch gar nichts mehr an. Ich muss erst die bereits auf den Weg gebrachten Sachen erledigen, bevor es weitergehen kann. Dann wird man erst schauen müssen, wo man als Label noch steht. Ob man überhaupt noch bzw. wie weitermachen kann…
Früher hast du bei Print-Magazin Waldhalla mitgearbeitet, gibt es an dieser Front Neuigkeiten oder ggf. auch neue Projekte?
Ich bin immer noch bei Waldhalla dabei, allerdings habe ich die Hauptverantwortung sowohl für den Online- als auch den Print-Part nun komplett in die Hände von Chris und Olli gelegt. Sich gleichzeitig angemessen um Schattenpfade und Waldhalla zu kümmern, das schaffe ich zeitlich einfach nicht mehr, denn beide Projekte sind in der kurzen Zeit relativ stark gewachsen. Und wie alle, habe ich auch noch ein anderes, familiäres Leben neben der Leidenschaft für den Metal. Mal sehen, wann die Beiden sich nun bewegen werden. Die Online-Präsenz wird aber nun wohl gänzlich zum Erliegen kommen, denn auch Chris möchte sich nur noch auf die Print-Hefte konzentrieren. Ein Heft in den Händen zu halten und darin zu lesen, das ist doch etwas Schöneres als nur auf den Bildschirm zu glotzen. Die sechste Ausgabe von Waldhalla ist bereits angedacht, aber konkret hat sich da meines Wissens nach noch nicht viel getan. Mal abwarten, was das Jahr 2023 so alles mit sich bringen wird. Ein Best-of-Waldhalla-Online wäre auch denkbar…
Und wenn wir schon beim Thema Print-Heft sind: Auch Schattenpfade wird nun um ein eigenes Print-Heft erweitert! Die erste Ausgabe von Schattenlegion, so der Name des neuen Fanzine-Heftes, ist bereits fertig gelayoutet und muss jetzt nur noch in den Druck gehen, was hoffentlich in den nächsten zwei Wochen geschehen wird. Auch hier sind viele Zeitstunden und Mühen eingeflossen, um allen Lesern eine schöne Erfahrung zu bescheren. Also supportet uns! Und gebt Bands, die ihr noch nicht kennt, auch eine Chance! Alle weiteren Infos wird man bald auf unserer Homepage (die ein Hybrid aus Webshop und Magazin ist) sowie auf unserer Facebook- und Instagram-Präsenz finden können.
Tausend Dank für deine Zeit, Stefan!!!
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