In The Shadow Of The Night
Metal an der Nordseeküste
Konzertbericht
Bremerhaven! Das bedeutet Fischbrötchen, Klimahaus, Auswandererhaus, Wesermündung und noch vieles mehr. Die Schwesterstadt der Hansestadt Bremen und gleichzeitig die zweite Stadt des kleinsten Bundeslandes Deutschlands hat nun wirklich einiges für Auswärtige wie Ansässige zu bieten. Zum Beispiel den schnuckeligen kleinen Club Shiva, der mit 150 Personen Fassungsvermögen wirklich familiär angelegt ist und in welchem des öfteren die seit 2018 existierende Sound Attack zuhause ist. Diese veranstaltet Konzerte mit je drei Bands, welche je eine Stunde Spielzeit haben. Lokalmatadore und überregionale Bands geben sich dort die Hand. So war es auch am 10. September, als FINAL CRY dort als Headliner aufspielten, um ihr neues Album „The Ever-Rest“ zu präsentieren. Mit dabei: DEFINITION OF INSANITY und IMPACT APPROVED, beide aus Bremerhaven und Umgebung.
IMPACT APPROVED – nehmen den Schwung von HEAVEN SHALL BURN mit
IMPACT APPROVED hatten keine weite Anreise, denn die Bremerhavener Band hat heute Heimspiel. Das Publikum ist zwar leider noch recht dünn aufgestellt, doch das lässt sich der Spielfreude der Band nicht anmerken. Die Melodic-Deather sind im Spätfrühling einem größeren Publikum bekannt geworden, als HEAVEN SHALL BURN sie auf ihrer „Neuland Exkursion“-Tour als Vorband für ihr Konzert im Bremer Schlachthof ausgewählt haben. Hat man dort ihre Euphorie in der ausverkauften Kesselhalle zugegeben noch etwas mehr gespürt, so lässt auch bei diesem etwa 980 Leute weniger zählenden Gig die Gruppe bestmöglichst die Sau raus.
Munter spielt die Truppe ihr Set herunter, von ihrem allerersten, selbst geschriebenen Song bis hin zum aktuellen Material ist alles dabei. Sänger Philipp Kock begibt sich zwischenzeitlich auch einfach mit ins Publikum zur Animation und freut sich sichtlich darüber, dass die anwesenden Zuschauer:innen alles geben. Frei nach dem Motto, lieber ein paar wirklich passionierte Fans als hunderte gelangweilte Beobachter, geht der Gig von IMPACT APPROVED nach einer Stunde zu Ende und sorgt für den ersten, amtlichen Abriss.
DEFINITION OF INSANITY – Von Alternative Rock bis Metalcore
Ebenfalls aus Bremerhaven und Umgebung kommen DEFINITION OF INSANITY, welche mit „The Edge Of The World“ bereits ihr zweites Studioalbum via STF Records veröffentlicht haben und aktuell schon am Nachfolger arbeiten. Drummer Maik ist nebenher auch noch Organisator der Sound-Attack-Konzertreihe, er arbeitet an diesem Abend in Doppelschicht. Die Band selber spielte in ihrer Anfangszeit modernen Metal mit Versatzstücken aus Metalcore und Melodic Death Metal, ihre neueren Werke seit dem Einstieg von Sängerin Ginny Herzog gehen aber mehr in Richtung Alternative Rock / Metal.
Die bunte Mischung der jungen Gruppe kann allerdings durchaus überzeugen, gerade die Mitte des Sets, in welcher Shouter und Rhytmusgitarrist Dario seine Gitarre beiseite legt und das Mikrofon mehr in die Hand nehmen kann. Doch auch die eingängigeren Stücke, die hauptsächlich mit weiblichen Vocals daher kommen, gehen gut ins Gehör und Backing Vocalist Frerk dürfte mit seinem Gesang auch gerne mehr ins Rampenlicht rücken. Insgesamt hat das Set von DEFINITION OF INSANITY gezeigt, dass der Prozess der Wegfindung in vollem Gange ist und die Band in Zukunft sicherlich uns noch mit dem einen oder anderen Schmankerl überraschen wird.
FINAL CRY präsentieren „The Ever-Rest“ samt neuem Sänger
Mit dem Labeldeal bei MDD Records haben die schon lange aktiven, aber kürzlich erst wieder vervollständigten FINAL CRY einen guten Fang gemacht. Vier Jahre nach „Zombique“ veröffentlichen sie mit „The Ever-Rest“ ihr wohl bis dato stärkstes Werk, welches am heutigen Abend natürlich auch mit einigen Songs präsentiert wird. Neu-Sänger Kai Wilhelm hat sichtlich Bock und intoniert auch die Stücke seiner Vorgänger souverän. Zudem interagiert er mit dem Publikum und lässt immer wieder betonen, wie sehr sie sich freuen, endlich wieder live spielen zu können und heute Abend hier zu sein. Bei „Walk With The Dead“ wird dann schließlich sogar das Publikum zum Singen ins hingehaltene Mikrofon eingeladen.
Zwischen melodischem Death und Thrash Metal bewegt sich das Quintett während ihres Auftritts und mittlerweile hat sich der Raum zwar nicht vollständig, aber immerhin etwas mehr gefüllt, sodass die Band aus dem Weserbergland ihre Reise definitiv nicht umsonst angetreten hat. Dennoch Respekt an den Headliner, für so verhältnismäßig wenig Leute trotzdem alles zu geben. Die anwesenden Fans danken es ihnen mit einem anschließenden Besuch am Merchandisestand. Als FINAL CRY um 22:40 die Bühne verlassen, hat auf jeden Fall jeder und jede Anwesende das Gefühl, einen guten Abend verlebt zu haben.
Was aber noch gesagt werden muss: heute waren keine fünfzig Leute im Shiva anwesend. Klar, derzeit gastieren an jeder Ecke gefühlt drei spannende Bands und auch an diesem Samstag waren sicherlich spannende Acts in Hamburg, Hannover und anderen naheliegenden Städten. Aber: Bremen und Bremerhaven haben zusammen über 600.000 Einwohner, eine gute Metal-Szene und auch, wenn das 9€-Ticket leider nicht mehr ist und eine Fahrt in eine andere Stadt somit wieder teurer geworden ist: kleine Clubs und deren Konzerte brauchen dringend unsere Unterstützung. Tourabsagen oder -kürzungen selbst von eigentlich etablierten Bands wie MANTAR und DIE APOKALYPTISCHEN REITER zeigen uns, dass die „kleinen Konzerte“ in Gefahr sind. Von daher ist es sehr löblich, dass sowohl die Sound Attack, als auch die drei Bands trotz der kleinen Besucherzahl wirklich alles gegeben haben. Chapeau.
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