Sie haben ein Faible für verstörende Plattencover: Ihr letztes Werk zierte ein Bild eines Bischofs (inmitten eines Lorbeerkranzes), der gerade einer Taube den Kopf abgebissen hat, den Mund noch blutbesudelt und mit Federn beklebt. Diesmal ist es das Bildnis eines Mädchens mit blutverschmiertem Mund. Wen oder was sie mit den Fangzähnen zerhäckselt hat, bleibt unklar: Die Fliege, die skelettierten Vögel oder gar sich selbst?
Ein Fingerzeig auf die Musik von INDIAN: Die Band aus Chicago versteht sich auf drone-doomige Klänge, angereichert mit Rückkopplungen und giftig-verzerrten Vocals. Abseits herkömmlicher Songschemata und überhaupt schöner Klänge erzeugen INDIAN auf „Guiltless“ eine Klanglandschaft, die ebenso vertraut wie beunruhigend ist. Immerhin hat der Vierer mit Sean Patton mittlerweile ein fünftes Mitglied angeheuert, das sich um die Anreicherung des Sounds mit Lärmversatzstücken kümmert. Und somit gibt es bekannte Elemente – Gitarrenriffs, Drumfills oder überhaupt nur die ordnende Macht des Schlagzeugs – die mit knarzenden, brummenden, dröhnenden Störgeräuschen versetzt sind und so jegliche Sicherheit untergraben. „Guiltless“? Vielleicht auf den ersten Blick, vielleicht aber nicht einmal das.
Bleibt die Frage, ob der mittlerweile dritte Longplayer der Amerikaner ein Muss ist. Keine Frage, wer Drone-Klängen aufgeschlossen ist, dürfte Gefallen an dieser Lärmorgie haben, zumal sie nicht unkontrolliert oder ausufernd ist, sondern immer persönlich genug, um seinen eigenen Bezugspunkt zu finden. Dazu passend ist auch der sechste Track, „Supplicants“, der mit Akustikgitarren eine willkommene Abwechslung und effektvolle Einleitung des Finales darstellt. Somit ist „Guiltless“ nicht nur verstörend, sondern bietet in einem Mindestmaß auch Abwechslung. Nach meinem Geschmack hätte zwar gerade der Gesang noch etwas mehr davon vertragen können, aber das gehört bei dieser Art von Musik wohl dazu.
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