Das Albumcover nimmt es vorweg, CONCEPTION wollen sich auf „Flow“ irgendwie verändern. Nach den beiden recht ähnlichen, aber deswegen ganz und gar nicht faden Alben „Parallel Minds“ und „In Your Multitude“ kommt auf „Flow“ ein neuer Stil in Sachen Artwork und Schriftzug zum Tragen. Während also bei den schwedischen Nachbarn gerade eine Renaissance des 80-Power-Metals ansteht, schlagen CONCEPTION zum Teil neue Wege ein. Doch steht „Flow“ zu Recht ein wenig im Schatten seiner Vorgänger? Und warum sollte es für 23 Jahre das letzte Album der Band sein?
Ist „Flow“ noch Prog?
Ja, auf „Flow“ präsentieren sich CONCEPTION schon ein Stück eingängiger als noch auf den beiden Vorgängerwerken, das wird schon beim Opener „Gethsemane“ klar. Zeitgenössische Rezensionen bezeichnen das Werk als viertes Album einer Hard-Rock-Band, auch ein interessanter Interpretationsansatz. Doch dass die Norweger auf einmal alle progressiven Spielereien über Bord werfen, ist so nicht richtig. Allerdings ist auch der Power-Metal-Anteil ordentlich zurückggegangen, sodass progressiver Hard Rock über weite Strecken wohl die treffendste Beschreibung wäre.
Ein wenig Modernität darf anno 1997 auch nicht fehlen, mit seinen Riffspielereien und verzerrtem Gesang orientiert sich „A Virtual Love Story“ an damals vorherrschenden Trends. Das wird bei „Reach Out“ noch einen Schritt deutlich, das sogar mit Turntable-Scratches daherkommt. Die dazwischen liegenden Ballade „Cry“ tröpfelt hingegen eher unaufregend vor sich hin.
Auch die zweite Hälfte des Albums lässt es ruhiger angehen, mit „Tell Me When I’m Gone“ befindet sich zwar auch ein fetter Rocker darauf, aber direkt im Anschluss fährt „Hold On“ die Instrumente wieder ein Stück zurück, wobei die dezente Streicherbegleitung Roy Khans Stimme schön komplimentiert und dadurch insgesamt einen stärkeren Eindruck hinterlässt als „Cry“. „Cardinal Sin“ wäre das Stück, das sich am ehesten noch auf dem Vorgänger platzieren könnte. Als Bonus wurden dieser Neuveröffentlichung eine Demoversion von „Cry“ (die witzigerweise mehr Pep hat als die Studiofassung), sowie zwei bisher nur auf Singles/EPs oder Bonus-Tracks veröffentlichte Songs namens „Hand On Heart“ und „Sundance“ beigelegt, die das Paket abrunden.
„Flow“ hat seine Momente, reicht aber nicht an die Vorgänger heran
Es gibt gute Stücke auf dem grünen Album von CONCEPTION, aber Einsteigern seien am besten erst „Parallel Minds“ und „In Your Multitude“ ans Herz gelegt, anschließend das Debüt und zum Schluss dann das experimentelle „Flow“. Nicht zu vergessen ist natürlich auch das Comeback-Werk „State Of Deception“ von 2020, das wieder ein Stück weit zum Ursprungsziel zurückkehrt, ohne die 23 Jahre dazwischen zunichte zu machen. Dennoch hat die Band in den 90er-Jahren Mut zur Innovation und Eigenständigkeit gezeigt, was wir hiermit honorieren.
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