Nachdem die Genre-Könige IN EXTREMO auf ihrem aktuellen Album „Sterneneisen“ deutliche Abnutzungserscheinungen zeigen, wird es höchste Zeit, das Augenmerk auf den Nachwuchs im Mittelalter-Genre zu richten. Und die Nürnberger IGNIS FATUU könnten durchaus das Zeug haben, in die Fussstapfen der übergroßen Vorbilder zu treten. Mit „Neue Ufer“ legen sie nun ihr zweites Album vor, das zwar auf viele altbekannte Genre-Elemente zurückgreift, diese aber in dreizehn originelle und angenehm frische Kompositionen zu gießen.
Die Texte, sowie der Einsatz von Flötenklängen und Geigen erinnern häufig an die Münchener Folk-Rock-Überflieger SCHANDMAUL. An deren musikalisches Niveau reichen IGNIS FATUU noch nicht ganz heran, dazu fehlt es ihnen noch an Erfahrung und Routine. Trotzdem weiß „Neue Ufer“ zu gefallen. Das emotionale Spektrum reicht von der fröhlich-euphorischen Aufbruchsstimmung des Titelstücks bis hin zur melancholischen Nachdenklichkeit in „Wenn Nicht Ich, Wer Dann“ oder der unterschwellig-düsteren Aggressivität von „Albtraum“. Und über die volle Bandbreite hinweg begeistert der gleichsam eigenwillige wie ausdrucksstarke Gesang von Frontmann Alexander.
Für spannende Kontraste sorgt Bläserin Irene, deren Sopran-Stimme gut mit ihrem männlichen Gegenpart harmoniert. Dabei ist es der Band hoch anzurechnen, dass die Frauenstimme nicht inflationär gebraucht wird, sondern sehr gezielt zum Einsatz kommt und dadurch den Sound bereichert, ohne nervig zu werden. Leider sind nicht alle Stücke so perfekt auf den Punkt komponiert wie das ohrwurmige „Stille Wasser“. Dennoch schafft es „Neue Ufer“ mich mitzureißen und über knapp 50 Minuten hinweg bestens zu unterhalten. Als Fan von Mittelalter-Rockbands wie IN EXTREMO und SCHANDMAUL sollte man IGNIS FATUU unbedingt auf dem Schirm haben!
Kommentare
Sag Deine Meinung!