Der Schotte Ray Wilson hat in seinem Leben schon so einige musikalische Höhepunkte erlebt. Er war mit dem Song „Inside“ und seiner Grunge Band Stiltskin vor zehn Jahren in der Levi’s Jeans-Werbung zu hören, hatte die Ehre beim legendären „Moment Of Glory“ der Scorpions mitzusingen und war – nicht zuletzt – der letzte Frontmann der Supergroup Genesis.
Auch als Solo-Künstler war der Sänger/Bassist/Gitarrist nicht untätig. Sein neues Album „The Next Best Thing“ ist eine 12 Song starke Rock/Folk-Platte geworden, die größtenteils die melancholische Seite Wilsons widerspiegelt. Wunderschöne akustische Gitarren à la Led Zeppelin („How High“), träumerische Pianostücke („Sometimes“) und der warme, nachdenkliche Gesang vermitteln das sanfte Gefühl von Geborgenheit – aber auch Düsternis -, das sich gleich beim ersten Anhören durch eine angenehme Gänsehaut kenntlich macht. Doch sind es nicht allein die vielen Balladen auf „The Next Best Thing“, die solch nette Gefühle evozieren. Wilson hat – wenn auch seltener – ebenfalls eine groovigere Seite, die sich in teils im rockigeren Bereich teils in einer tanzbaren Latino-Big-Band-Momenten äußert. Da wird gelegentlich ein verzerrter Effekt zwischen Gitarre und Amp geschaltet und das ein oder andere Rock-Riff hörbar („Pumpkinhead“), oder aber man legt eine neue Version vom oben genannten „Inside“ vor, die – zwar softer als das Original – immer noch einigen Wumms besitzt. Mein Geheimtipp der Scheibe ist allerdings das vielschichtige „The Fool In Me“, welches mit seiner unendlich rockigen Ader und den genialen Soli von Gitarre, Keyboard und Trompete(!) fast schon zum leichten Mittänzeln anregt. Schließlich sei noch die erste Singleauskopplung „These Are The Changes“ erwähnt, in der Ray mit ruhiger Stimme verschiedene Einspieler einiger amerikanischer (Kriegs-)Präsidenten besingt. Klasse!
Und ebenso kann man Wilsons gesamten Neuling bezeichnen: Klassischen handfesten Rock mit großer melancholischer Breitseite, die jedoch nicht allzu einseitig kommt. Ob’s ein weiterer musikalischer Höhepunkt seiner Karriere ist, wage ich zwar zu bezweifeln, aber hörenswert ist „The Next Best Thing“ auf jeden Fall.
Juhuuuuuu!!! Wo ist da Folk? Wo ist da Dark-(Site)? Ab in die Country-Ecke damit!!