Rose Tattoo
Once In A Lifetime European Tour 2022

Konzertbericht

Billing: Rose Tattoo und The Poor
Konzert vom 21.07.2022 | Markthalle, Hamburg

Wie so viele Konzerte wurde auch die Tour der australischen Rock ’n’ Roll-Veteranen ROSE TATTOO um ein Jahr verschoben und befindet sich im Konzertstau des Jahres 2022. Mit dem charismatischen Sänger Gary „Angry“ Anderson sind ROSE TATTOO im Laufe des Sommers unter anderem auf dem Wacken Open Air zu sehen. Das bereits gesetzte Alter der Band hält Anderson wie auch ROSE TATTOO nicht davon ab, kreuz und quer ab durch Europa zu touren und die Once In A Lifetime European Tour 2022 zu zelebrieren. Das australische Paket komplettieren THE POOR, eine Band die ebenfalls eine lange Historie (zunächst als THE POOR BOYS) vorweisen kann.

Die hohen Temperaturen der Vortage haben in der Markthalle ihre Spuren hinterlassen. Der große Saal ist mehr als nur aufgeheizt und fühlt sich wie eine Sauna an. Australische Musiker sind Hitze gewöhnt, das Publikum sucht die Abkühlung im Außenbereich und an den Getränkeständen. Insgesamt füllt sich die Markthalle immerhin etwa zur Hälfte. Pünktlich um 20 Uhr stehen THE POOR auf der Bühne.

Once In A Lifetime European Tour 2022 – THE POOR eröffnen

Galerie mit 11 Bildern: The Poor – Once In A Lifetime European Tour 2022 in Hamburg

Bereits Ende der 80ern hatten THE POOR ihre ersten Aktivitäten, welche nur bedingt von Erfolg gekrönt waren. Aus dieser Zeit ist unter anderem noch Sänger Anthony „Skenie“ Skene heute auf der Bühne zu sehen. Wie auch ROSE TATTOO sind THE POOR im klassischen Hard Rock beheimatet, was unter anderem zu Support-Slots für KISS und AC/DC führte. Skene zeigt sich als äußerst sportlich und klettert auf Boxen, Absperrgitter und sonstige Dinge. Gegen Ende des Slots turnt er im Publikum umher und agiert auf der Absperrung zum Mischpult. Es gelingt Skene das Publikum zum Mitmachen zu animieren, was als Opener der Hauptjob ist.

Wie der Hauptact ROSE TATTOO scheinen auch THE POOR nicht unbedingt Interesse an Studioarbeit zu haben. In den 90ern schafften die Herren es auf einen Sampler und veröffentlichten „Who Cares“ , 2009 und 2010 gab es „Round 1“ und „Round 2“. Das ist die bisherige Ausbeute in mehr als 30 Jahren Bandgeschichte. Der Opener ist quasi der Titeltrack vom Debüt mit „Tell Someone Who Cares“. „Trouble“, „Ride“ oder „More Wine Waiter Please“: der Focus ist vor allem auf dem Debütwerk aus den 90ern und eine gute Einstimmung für ROSE TATTOO. Der Sound klemmt wie bei den meisten Konzerten zum Start, fängt sich aber nach den ersten Tracks. Die Showelemente von Sänger Skene stehen im Vordergrund und insgesamt sind die Australier ein mehr als solider Opener.

ROSE TATTOO rocken auch im Spätherbst ihrer Karriere

Galerie mit 22 Bildern: Rose Tattoo – Once In A Lifetime European Tour 2022 in Hamburg

Seit 1976 existieren ROSE TATTOO und wurden als „Mini AC/DC“ in den 80ern angepriesen. Ein Hauch von AC/DC steht heute tatsächlich auf der Bühne. Mark Evans am Bass war zu Zeiten von Bon Scott aktiv und ist unter anderem auf Klassikern wie „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ oder „High Voltage“ zu hören. Evans ist um einige Jahre jünger als Mastermind Anderson, obwohl beide Musiker nahezu zeitgleich ins Rampenlicht traten. Anderson wird auf dem Wacken Open Air sein 75. Geburtstag feiern, inzwischen steht der Herr mit der markanten Stimme mehr als 50 Jahre auf der Bühne.

Musikalisch haben die Herren ihr Debütwerk „Rock ’n’ Roll Outlaws“ (oder auch „Rose Tattoo“) von 1978 als „Outlaws“ neu eingespielt. Das nährt die Hoffnung auf ein Set, welches eventuell das komplette Werk berücksichtigt. Bereits mit dem Opener „Out Of This Place“ vom 1981er Release „Assault & Battery“ hat sich diese Hoffnung erledigt. Das aktuelle Release von ROSE TATTOO ist „Blood Brothers“ aus dem Jahr 2007, welches mit sechs Tracks den Löwenanteil zum heutigen Set beisteuert. Vom Debütwerk werden „Nice Boys“ und „The Butcher And Fast Eddy“ als Zugabe dargeboten, „Rock ’n’ Roll Outlaw“ und „Sweet Love“ beenden das reguläre Set.

Wie bei THE POOR dauert es auch bei ROSE TATTOO bis der Sound auf Betriebstemperatur ist. Anderson hält fast durchgehend die Stimme, was mehr als ein Ausrufezeichen wert ist. Der ein oder andere Aussetzer und die altersbedingte Veränderung der Stimme sind logisch und zu erwarten. Insgesamt stehen die gesetzten Herren circa 80 Minuten auf der Bühne. Wo viele jüngere Bands nach gut einer Stunde bereits verschwinden, gibt die rüstige Rentnertruppe richtig Gas. Anderson kommentiert passend, dass ROSE TATTOO eine Rock ’n’ Roll-Band sind und erinnert nicht nur mit der Aussage an Lemmy und MOTÖRHEAD.

Das Publikum ist jünger als die Band, aber in der Masse ist das Haupthaar entweder nicht mehr vorhanden oder silber. Band und Crowd genießen den Konzertabend, Crowdsurfer oder Circle Pits gibt es bei ROSE TATTOO nicht und wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nie geben. Gegen kurz vor 23 Uhr endet der Gig. Ein insgesamt gelungener Hard Rock-Abend, an dem Erinnerungen und Gegenwart sich die Hand reichten, geht zu Ende. Als Kritikpunkt bleibt das Set. Hier wäre eine stärker Berücksichtigung des neu eingespielte Debütwerks eine Bereicherung gewesen.

25.07.2022

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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