Conjurer
"Ein Abend mit fünf Death-Metal-Bands hintereinander und auch in den Umbaupausen Death Metal kann ganz schön anstrengend werden"
Interview
CONJURER sind die Band der Stunde, bzw. der Pandemiejahre, so scheint es. Wir sind nicht ganz so pünktlich, ist das neue Werk „Páthos“ doch schon seit Anfang Juli draußen. Ihr Debüt „Mire“ hat um 2018 eine kleine Explosion im Untergrund ausgelöst. Nach energiegeladenen Shows und interessanten Splitbeiträgen hat mit Nuclear Blast für das neue Album „Páthos“ gleich ein dicker Fisch angebissen. Bassist Conor Marshall erzählt über Soundentscheidungen, die erste große Tour seit Corona und vieles mehr. Viel Spaß!
metal.de: Glückwunsch zunächst einmal zum Release von „Páthos“! Die gute Nachricht ist, dass Fans wie Presse das Album ziemlich mögen, die traurige Nachricht, dass dies das letzte Album mit euerem langjährigen Schlagzeuger Jan Krause ist, der euch vor kurzem verlassen hat. Welcher Gentleman wird also seinen Posten in Zukunft ausfüllen?
Ja, das stimmt, Jan ist leider nicht mehr bei uns. Noah See, der auch schon die letzten Liveshows mit uns gespielt hat, wird ihn ersetzen. Er ist schon seit letztem Jahr November mit dabei und hat auch auf der Tour mit CELESTE in Europa mit uns zusammen gespielt. Da hat er für Jan ausgeholfen, der zeitlich verhindert war und zu diesem Zeitpunkt hat Jan uns auch noch gar nicht mitgeteilt, dass er uns verlassen würde. Also haben wir ihn schon gut kennen lernen können. Als Jan uns dann eröffnet hat, dass er uns verlassen würde, war Noah die logische Schlussfolgerung. Wir haben zwar so halboffiziell Auditions abgehalten, aber eigentlich war es schon klar und nur noch Formsache. Er kannte die Songs, hat live mit uns gespielt, wir kannten und verstanden uns super. Noah spielt auch in einer Band namens POLAR, die mehr Richtung Hardcore/Metalcore gehen und wir kannten ihn schon bereits vor den Liveaktivitäten. Das hat definitiv für einen relativ unproblematischen Übergang sehr geholfen.
metal.de: Wo wir gerade beim Thema Touren sind, korrigier mich wenn ich falsch liege, aber die Europatour mit CELESTE war für euch die erste große Tour nach der Pandemie, habt ihr sonst vereinzelt Shows oder Festivals gespielt oder war auch für euch das Bloodstock 2021 der erste große Auftritt?
Wir hatten ein Festival davor, das Download. Es war ein wenig ein Test, hier in England um festzustellen, ob Festivals nach Corona wieder gut anlaufen können. Es gab eine limitierte Kapazität von zehntausend Leuten, man musste getestet sein, es wurde von der Regierung unterstützt und begleitet und so weiter. Das haben wir noch vor dem Bloodstock gespielt, was quasi das erste „richtige“ Festival war. Wir hatten echt Glück, denn nicht nicht jede Band hatte solche Gelegenheiten. Aber sonst hast du Recht, es war die erste große Tour für uns zusammen mit CELESTE im Frühjahr.
metal.de: Wie war es zurück auf Tour zu sein? Nach dem was ich so wahrnehme sind die Anfänge etwas verhaltener, es trauen sich vielleicht noch nicht so viele Leute raus. Hattet ihr volles Haus, waren die Leute enthusiastisch oder war noch ein wenig Müdigkeit zu spüren?
Ja, das war definitiv ein wenig zu spüren und ich kann das auch verstehen. Manche Leute haben vielleicht Tickets gekauft, saßen zwei, drei Jahre darauf und irgendwann verlässt einen dann die Lust oder andere haben vielleicht Angst schon wieder rauszugehen. Aber bis auf ein, zwei Shows wo kaum Leute da waren fand ich die Besucherzahlen überraschend gut. Vor allem natürlich in den größeren Städten und es war eine coole Tour. Es hat sich gut angefühlt wieder draußen zu sein und ehrlicherweise wären wir auch mit einer mehr schlechten als rechten Tour zufrieden gewesen, daher umso schöner, dass es wirklich eine gute Tour geworden ist und wir positiv überrascht worden sind. CELESTE sind eine tolle Band und fantastische Menschen, also war es keine Qual einen Monat lang im Tourbus gemeinsam durch Europa zu fahren (lacht).
Wir haben tolle Shows gespielt, neue interessante Menschen kennen gelernt, also alles super. Teilweise war es so, dass einige Besucher sogar extra angefeuert waren, da es die erste Show für sie in über zwei Jahren war. Also war das eigentlich ein positiver Aspekt, obwohl wir uns natürlich alle gewünscht hätten, nicht zwei Jahre darauf verzichten zu müssen. Es war eigentlich alles super, die Shows hätten vielleicht wieder kurzfristig abgesagt werden müssen wegen Regularien, weil jemand in der Band COVID bekommen hätte oder sonst welchen Gründen, aber es hat alles geklappt.
metal.de: Super zu hören! Wie war es verglichen mit einem Festivalsetting wie dem Bloodstock?
Das Feedback war echt gut und cool, wir mögen auch die großen Festivals wie Bloodstock. Das ist früher als Kind immer das, dem du am meisten entgegen fieberst, was so der Musikertraum ist, aber ich denke wir sind eher eine Indoor-Show-Band. Kleine, intime Shows in Clubs sind natürlicher für uns und die Rezeption war auch sehr gut. Die großen Festivals waren toll, verstehe mich nicht falsch, aber es hat sich ein bisschen falsch angefühlt mit der Pandemie und allem drum herum. Du hast nicht den direkten Kontakt mit den Fans, stehst vor tausenden von Leuten, ist ein wenig anonymer. Aber die Tour mit CELESTE ist exakt die Umgebung, in der wir als Band am meisten liefern können.
metal.de: Es ist interessant, denn ich hatte mehr oder weniger ein ähnliches Gespräch mit Ash Gray von VENOM PRISON, der sagte, dass in der Band genau das Gegenteil der Fall war. Angesichts der Pandemie, vorsichtigen Besuchern und so weiter wäre vielleicht mit weniger enthusiastischen Bandmitgliedern zu rechnen gewesen, aber er sagte, dass alle ziemliches Feuer gefangen hatten.
Ja, es ist ein bisschen was von beidem. Wir hatten definitiv die Nerven das ein oder andere mal flattern und mussten uns ein wenig anders vorbereiten wegen der Pandemie, was die ersten Shows ein klein wenig schwer und auch komisch machte. Aber wie Ash schon dann scheinbar sagte, was wir einfach lieben, was der Grund für uns alle ist in einer Band zu sein, ist live zu spielen und raus zu gehen. Und das zwei Jahre lang nicht tun zu können hat schon geschmerzt. Nachdem der Knoten nach den ersten Shows dann ein wenig gelöst war, hat es sich definitiv wieder fantastisch angefühlt. Du gehst raus und probierst 100% zu geben, da du diese verlorenen Jahre irgendwie wieder raus holen möchtest (lacht).
metal.de: Es war natürlich auch eine tolle Gelegenheit, neue Songs vorzustellen.
Ja, vor der Pandemie haben wir uns eigentlich geschworen keine neuen Songs zu spielen ehe das Album draußen ist, aber wegen den zwei Jahre Pause haben wir nach einem überlegten Blick auf unsere Setlist uns doch dazu entschieden, ein wenig mehr Material mit hinein zu nehmen. Einfach um es ein wenig neu und frisch auch für uns selber in der Band zu halten, gar nicht so sehr um das neue Album vorzustellen. „It Dwells“ war der erste Song, den wir tatsächlich auf jeder Show nach der Pandemie bisher gespielt haben und auf der Tour mit Celeste haben wir dann „Rot“ dazu gepackt. Die neuen Songs waren ein guter Grund dafür, gespannt zu sein wieder auf Tour zu gehen. Es ist nicht so, dass wir unsere alten Songs nicht mehr mögen, wir spielen sie immer noch gerne, aber es gibt einen kleinen extra Kick, wenn frisches Material den Livetest bestehen muss.
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