Twisted Sister - Love Is For Suckers

Review

Galerie mit 16 Bildern: Twisted Sister - Bang Your Head 2014

Dee Snider dürfte mit einem Interview im Februar 2008 viele Fans von TWISTED SISTER enttäuscht haben. Der Grund? Der Mann mit der Dauerwelle gab bekannt, dass die Band keine neuen Alben mehr aufnehmen wird. Quasi als kleines Trostpflaster für alle Enttäuschten legt das Label Armoury Records jetzt noch einmal den kompletten Backkatalog der Amis neu auf. Darunter auch “Love Is For Suckers“.

Und diese Scheibe hat wahrlich eine Geschichte! Denn es sollte das letzte in der klassischen Phase der Band sein, die vom Release der EP “Ruff Cuts“ im Mai 1982 bis zum vorerst letzten Konzert der Combo am 10. Oktober 1987 gerade einmal fünf Jahre dauerte. Tatsächlich befand sich die Band aber schon zum Release des Silberlings in einer Krise. Bereits zwei Jahre zuvor hatte sie mit ihren schrillen Outfits auch ihr Glam Rock–Image abgelegt und eine Menge Anhänger verloren. 1986 war Schlagzeuger A.J. Pero – ein elementarer Bestandteil des klassischen Line-Ups – zu THE CITIES zurück gekehrt und durch Joey Franco ersetzt worden. Schließlich kam es auch noch zu einem handfesten Skandal, als bekannt wurde, dass ein Großteil der Gitarrenparts auf “Love Is For Suckers“ von Sessiongitarrist Rob Beach (WHITESNAKE, DOKKEN) eingespielt worden waren. Das war zu viel für Dee und seine Mannen und so gaben sie letztendlich auf. Es dauerte geschlagene sechzehn Jahre bis zur Reunion.
Aber dafür meldeten sich die Schwestern mit einem Paukenschlag zurück. Als Headliner des Bang Your Head Festivals stellten sie unter Beweis, dass sie live noch genau so viel zu bieten haben wie in den frühen 80ern. Von diesen Fähigkeiten haben sie bis heute nichts eingebüßt, wovon sich die Fans auch auf der 2010er Ausgabe des Festivals überzeugen konnten. Aber wen wundert es auch, wenn eine Band solches Material zu bieten hat? Denn obwohl “Love Is For Suckers“ damals nicht den erhofften Erfolg hatte und in den amerikanischen Billboard Charts gerade einmal auf Platz 74 landete, stellt es keinesfalls eine Art Abgesang dar.
Im Gegenteil: TWISTED SISTER geben hier noch einmal Vollgas. Als wollten sie kurz vor ihrem Abtreten noch einmal beweisen was sie können. So war Neu-Drummer Joey ein gleichwertiger Ersatz für A.J. und schleuderte dem Hörer gemeinsam mit Basser Mark “The Animal“ Mendoza die eingängigen Rhythmen nur so um die Ohren. Währenddessen frästen sich immer wieder klassische Hard Rock-Riffs, über deren Urheber wir uns hier lieber ausschweigen, in die Gehörgänge. Höhepunkt war aber natürlich auch die auf dieser Scheibe eingängige Gesangsleistung von Dee Snider. Herausgekommen sind bei so einem stark auf Eingängigkeit getrimmten Konzept unvergessliche Party-Klassiker wie “One Bad Habbit“ oder “Feel Appeal“.

Und so verwundert es kaum, dass aktuell eine neue Generation von Glam–Fans heran wächst, welche die fünf Amis in ihren komischen Kostümen abfeiern und bei Klängen, die schon ihre Väter in den 80ern mitgerissen haben, ihre Fäuste in die Höhe recken. Wer also auf TWISTED SISTER steht und nicht mehr an die alten Scheiben herankommt, der sollte bei den Re-Releases zugreifen. Wenn selbst ein damals als höchstens mittelmäßig angesehenes Album dermaßen Arsch tritt, dann kann man auch mit dem Rest des Backkataloges nicht viel verkehrt machen.

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16.03.2011

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