Dass sich symphonische Musik hervorragend mit Elementen der Filmmusik kombinieren lässt, ist spätestens seit den Soundtrack-Meisterwerken von HANS ZIMMER kein Geheimnis mehr. Auch Bands wie NIGHTWISH und EPICA betonen immer wieder, sich von Soundtracks inspirieren zu lassen. Während all diese Akteure aber schon seit gefühlten Ewigkeiten etabliert sind, formierte sich 2015 in Athen eine Band namens FORTIS VENTUS („Starker Wind“), um auf ähnlichen Pfaden zu wandeln. Dass die Werke von HANS ZIMMER auch hier als eine der wichtigsten Inspirationsquellen benannt werden, versteht sich beinahe von selbst. Nach der Veröffentlichung der EP „Haunted Heart“ anno 2017 legt die nach einigen Lineup-Wechseln zum Trio geschrumpfte Band ihren Debüt-Longplayer unter dem Titel „Vertalia“ vor.
FORTIS VENTUS zelebrieren Symphonic Metal mit Soundtrack-Einflüssen
Als Mastermind der Band lässt sich Keyboarder George Halliwell ausmachen, der auch für das Songwriting verantwortlich ist. Die Lyrics stammen aus der Feder von Sängerin Nancy Mos, die als klassisch ausgebildete Sopranistin auch über eine ausgeprägte Vocal Range verfügt. Der Dritte im Bunde ist Gitarrist/Bassist Gregory Koilakos. So viel zur Personalausstattung.
„Vertalia“ versteht sich als Konzeptalbum, das auf einem Märchenroman basiert. Vereinfacht dargestellt geht es um einen Protagonisten, der auf dem Planeten „Vertalia“ lebt und sich von dort aus auf eine Reise begibt, um die Wahrheit des Lebens zu entdecken und inneren Frieden zu finden. Musikalisch wird dieser rote Faden konsequent durch das 59-minütige Album gesteuert, ohne an einer einzigen Stelle cheesy oder pathetisch zu wirken. Stattdessen gelingt es der Band – unterstützt von einer lupenreinen Produktion – eine eindrucksvolle, dicht orchestrierte, bombastische Klangwelt zu erschaffen, die tatsächlich als Soundtrack durchgehen könnte.
Wer die Filmmusik epischer Werke wie „Troja“ oder „Gladiator“ kennt, könnte hier ein Déjà-vu erleben. Exemplarisch sei das Gänsehaut-Intro des Openers „Between Love And War“ empfohlen, bevor der Song in der zweiten Hälfte deutlich an Fahrt gewinnt. Als Gastsänger tritt hier Dee Theodorou (ILLUSORY) auf, der mit Nancy Mos ein fein abgestimmtes Duett präsentiert.
Atmosphärische Tracks bis zu zehn Minuten Länge
Im März erschien „My Death Is My Devotion“ als erste Single, eine wuchtige, melodische Symphonic-Metal-Hymne mit einer fantastischen Gesangsleistung. Parallelen zu NIGHTWISH und EPICA sind nicht zu leugnen, wobei zu unterstellen ist, dass die vorgenannten Granden des Genres dies nicht viel besser hinbekommen hätten. Kompliment oder Plagiatsvorwurf? Wohl eher ersteres. Der zweite Appetizer „Cave Of Glass“ überzeugte erneut mit einer Vocal Range, die schwindelerregende Höhen erreichte. Der Song ist vielleicht nicht ganz so eingängig wie der Vorgänger, doch der starke Chorus weiß zu gefallen.
Eine besondere Perle mit zehn Minuten Länge lässt sich in „Unveiling Path“ orten. Eine Sternstunde der symphonischen Musik: Es gibt wohl kaum ein Instrument, das hier nicht punktgenau zum Einsatz kommt. Zusammen mit einer komplexen Songstruktur und orientalischen Einflüssen entsteht ein episches, atmosphärisches Werk, das sicher eines der Highlights der Platte darstellt. Und dass Frau Mos singen kann, wurde ja bereits geklärt.
Weitere Empfehlungen sind die temporeichen Songs „The Eagle’s Chase“ (toller Chorus, klingt nach EPICA) und „Reflections Of Myself“ mit seinem zweistimmigen, fast gruselig anmutenden Chorus. Die anderen, hier nicht erwähnten Tracks fallen nicht nennenswert ab, vielmehr klingt „Vertalia“ mit seinem musikalischen Grundgerüst und seiner Konzeption, aber auch handwerklich wie aus einem Guss. Selbst die beiden kürzeren, instrumentalen Songs (mit dem Zusatz „Prelude“), die fast Gefahr laufen, wie Filler zu wirken, sind dann doch zu bemerkenswert, um sie zu skippen.
Ein eindrucksvolles Debütalbum, das Lust auf „mehr“ macht
Wer atmosphärischen Symphonic Metal mit satten Soundtrack-Einflüssen und einer exzellenten weiblichen Sopranstimme mag, wird an FORTIS VENTUS nicht vorbeikommen. „Vertalia“ ist jedenfalls ein starkes Konzeptalbum, das deutlich macht, dass hier signifikant talentierte und kreative Musiker am Werk sind. Ein so charismatisches und eindrucksvolles Debütalbum macht definitiv Lust auf „mehr“.
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