DEFECT NOISES ist das Soloprojekt des deutschen Saitenvirtuosen Marian Gradinarski. Mit „Audio Depressions“ legt der Einzelgänger sein zweites Album vor, und wieder einmal zwingt er die Hörer mit komplizierter, verkopfter Instrumentalmusik dazu, ihre volle Aufmerksamkeit aufzuwenden. Doch was springt dabei für die Zuhörer heraus?
Einen wirklichen Lustgewinn kann ich bei der Musik von Herrn Gradinarski leider schwer empfinden. Die Gitarrenarbeit ist höchst komplex, es wird mit Effekten aller Art gearbeitet, zudem gleicht kaum ein Part dem anderen. Der Fokus liegt hier ganz klar auf Gradinarskis virtuosen Gitarrendarbietungen, und so findet sich auf „Audio Depressions“ auch kein Gesang, der für Ablenkung vom Wesentlichen sorgen könnte. Das Verkopfte und Verschrobene unterstreicht hier jedoch nicht keine Stimmungen oder setzt angenehme Akzente, nein, es wird stattdessen zum alleinigen Programm erhoben. Was für ein, zwei Songs noch interessant ist, nervt spätestens nach dem vierten oder fünften Lied fast schon. Hier geht ein Mann seinen Weg, und die Launen des Hörers sind dabei scheinbar sekundär.
„Audio Depressions“ ist für mein Empfinden schlichtweg die autistische Selbstinszenierung eines begabten Instrumentalisten und Kopfmenschen. Das Material mutet mathematisch an und verliert dabei die Kraft des Augenblicks komplett aus den Augen. „Audio Depressions“ ist ein abgefahrenes Experiment und mag Herrn Gradinarski viel Freude bereitet haben, als er es konstruierte (von „schreiben“ kann man hier fast nicht mehr sprechen). Stellt sich nur die Frage, was er von den Hörern erwartet? Trotz seiner für Genre-Verhältnisse relativ kurzen Spielzeit von 46 Minuten ist „Audio Depressions“ einfach zu schwer verdaulich, als dass es noch wirklichen Genuss bereiten könnte.
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