Christian Death - Evil Becomes Rule

Review

CHRISTIAN DEATH haben eine lange und oft auch kontroverse Karriere hinter sich. Statt mit guter Musik haben die einstigen „Death Rock“-Pioniere die letzten Jahre aber eher mit Streitereien, Pseudoprovokation und anderen Peinlichkeiten Aufmerksamkeit generiert. Aber für manche Fans der ersten Stunde hörte die Band ja schon mit dem Suizid von Rozz Williams bereits auf, ehe Gitarrist Valor Kand das Ruder an sich riss und mit Bassistin Maitri weiter machte. Was nun auch bereits über dreißig Jahre zurück liegt. Seit der letzten Platte „The Root Of Evilution“ von 2017, die Kollege Mertens auch nur lauwarm zurückgelassen hat, hat es zum neuen Album immerhin auch ganze sieben Jahre gedauert. Dem Namen nach sind wir mit „Evil Becomes Rule“ von der Wurzel scheinbar nun zum Normativen übergegangen. Was können die einstigen Grufti-Legenden also 2022 vorweisen?

CHRISTIAN DEATH spielen weiter stumpf ihren Stiefel durch

Der Okkultismus und der Gothic-Vibe sind definitiv wieder zurück bzw. immer noch da, je nach Blickweise. Nicht nur in Optik und Lyrics, ein Stück weit auch in der Musik selber. Immerhin eröffnet „The Alpha And The Omega“ schon textlich mit Dantes göttlicher Komödie: „Abandon All Hope“. Das setzt schon mal den Stimmungsanker. Der gut schiebende Bass von Maitri zeugt ebenfalls in Stücken wie „Blood Moon“ von der Vergangenheit.

Ein wenig wird allerdings auch der experimentellere Charakter vom Vorgänger bewahrt. Das mit Streichern eröffnende, sonst aber ziemlich im Standard-Punk-Rock verhaftet bleibende „Beautiful“ wäre ein Beispiel dafür, bleibt textlich mit Morbidität und dem Tod aber auch den Gothic-Tugenden verhaftet. Auch das eingängige „Abraxas We Are“ oder mit sowohl Glockenspiel wie auch dezenten Americana-Vibes ausgestattete „New Messiah“ sind solide Songs und machen Spaß. „Who Am I (Part 2)“ kommt gar mit Spoken-Word-Einlagen und Hip-Hop-Andeutungen daher, während die anklagenden Lyrics im Vorgänger „Who Am I (Part 1)“ schon ein wenig Morrison-Vibes versprühen, ohne auf dem Niveau von jenem zu sein. Abwechslung und solides Material sind auf „Evil Becomes Rule“ zwar durchaus gegeben, aber über Albenlänge lässt sich eigentlich dasselbe Fazit vom Kollegen Mertens zum Vorgänger schließen.

Auch „Evil Becomes Rule“ wird wohl wieder Hater wie Fans finden

Nicht alles geht hier auf, die Musik ist solide, aber weit von den anfänglichen, genredefinierenden Alben wie „Only Theatre Of Pain“, „Catastrophe Ballet“ oder „Ashes“ entfernt und „nur“ ein netter neuer Ausflug in die ehemaligen Hochzeiten von THE CURE, THE SISTERS OF MERCY und weiteren Vertretern durch dicke Nostalgiebrille betrachtet. Leute, denen so was schon reicht, könnten mit „Evil Becomes Rule“ durchaus glücklich werden. Für den Rest gilt wahrscheinlich hinsichtlich der Exzentriker Valor Kand und Maitri: Lieben oder hassen. Gilt ebenso für die zwischen Fremdscham und niedlichem DIY-Vibe schwankenden Videos. Wirklich provozierend, profan oder künstlerisch wertvoll über Standard sind CHRISTIAN DEATH sonst auch 2022 nicht unterwegs.

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01.06.2022

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