Frehley's Comet - Frehley's Comet

Review

1987 war das Jahr der ersten Comebackwelle der Siebziger-Rock-Bands. AEROSMITH veröffentlichten „Permanent Vacation“ und WHITESNAKE bewegten sich mit ihrem selbstbetitelten Album gen Pop. Im Jahr zuvor erschien schon ALICE COOPERs ungewohnt metallisches „Constrictor“. All diese Scheiben haben gemeinsam, dass die Bands auf ihnen nicht ihren Signature-Sound kopiert, sondern sich an den zeitgenössischen Sound angelehnt haben.

Der perfekte Zeitpunkt für den Einschlag

Das richtige Klima für die Rückkehr von ACE FREHLEY? Auf „Music From (The Elder)“ hat er sich 1981 nur halbherzig eingebracht, weil er mit der musikalischen Ausrichtung nicht einverstanden war. Als es mit dem Nachfolger „Creatures Of The Night“ wieder härter wurde, hatte ihn bereits die Drogensucht vollends im Griff, weswegen er kurz nach der Veröffentlichung ausstieg. Seine alten Kollegen haben 1987 mit „Crazy, Crazy Nights“ den Höhepunkt ihrer Hinwendung zum Pop Metal erklommen. Es war also ein geeigneter Zeitpunkt, an dem er sich als härtere Alternative zu den Kollegen Simmons und Stanley profilieren konnte.

Schon 1984 begann er mit der Zusammenstellung einer Soloband, die mit Anton Fig den Schlagzeuger von Frehleys erfolgreichen Solodebüt enthielt. Da er jedoch lieber in der Studioband von David Letterman spielen wollte, stieg er nach Ende der Aufnahmen aus. Auch Richie Scarlet, der nach dem Ende von FREHLEY`S COMET Jahrzehnte Bestandteil seiner Soloband war, verließ die Band bereits nach kurzer Zeit wieder. Mit dem ehemaligen PETER FRAMPTON-Bassisten John Regan und gelegentlichen CHEAP TRICK-Keyboarder Tod Howarth verfügte die Band aber noch über genügend Erfahrung.

Wo sind die Krater?

Im Gegensatz zu den damaligen KISS pflegte er seine guten Tugenden: Das Album startet mit ‚Rock Soldiers‘, dem einzigen Song des Bandprojekts, der heute noch seinen Weg ins Liveprogramm des Spacemans findet. Und das auch völlig zurecht: Der Song ist trotz fetter Riffs und hymnischen Refrain angenehm unprätentiös. Den kernigen Rock, den FREHLEY auf seinem selbstbetitelten Solodebüt 1978 präsentiert hat, prägte auch diese Scheibe wie in ‚Stranger In A Strange Land‘ oder dem quirligen ‚Breakout‘, welches aus Überbleibseln der „Elder“-Sessions besteht. Das RUSS BALLARD-Cover ‚Into The Night‘ ist ein Lehrstück für hymnische Rockstück und steht wohl am besten für den Kompromiss, den die Band auf dieser Scheibe eingehen musste.

Die Kanten des neun Jahre zuvor erschienenen Solodebüts fehlen hier völlig, „Frehley’s Comet“ ist ein zu sehr auf den damaligen Zeitgeist getrimmt. Das zeigt sich an den redundanten Keyboardeinsätzen, der fehlender Cleverness von Songs wie ‚We Got Your Rock‘ und an Stücken wie ‚Calling To You‘ oder ‚Something Moved‘, die sich zu nahtlos in den Glam-Metal-Zeitgeist einreihen. Letzterer Song stammt aus der Feder von Tod Howarth, der sich bei diesem Lied als ein versierter Sänger erweist. Er übernimmt auf dieser Scheibe schon bei drei Songs den Leadgesang. Frehley hängt ihm hinterher, doch anstatt seine Stärken auszuspielen, versucht er an die Variabilität seines Kollegen ranzukommen, was unbeholfen daherkommt.

Auf dem Zenit

Trotz dieser Schwächen gelang es FREHLEY’S COMET, mit dieser Scheibe einen Achtungserfolg hinzulegen: Das Album schaffte es auf Platz 43 der Albumcharts, heimste viele wohlwollende Kritiken ein und hatte mit ‚Into The Night‘ sogar einen Singlehit von überschaubaren Ausmaß. Das Potenzial hat das Quartett angedeutet, doch der Nachfolger „Second Sighting“ wurde zu stark von Howarths Glam Metal dominiert und infolge frustrierender Tourneen hat sich der Spaceman für sein drittes Post-KISS-Album „Trouble Walkin“ für eine Solokarriere entschieden.

Das ist wohl besser so, denn diese Scheibe ist zerfressen von Kompromissen: Angefangen beim unausgereiften stilistischen Konzept über den relative hohen Fülleranteil bis hin zu . So bleiben von dieser Scheibe nicht mehr als ein paar wirklich nette Songs. So sollte das erfolgreichste KISS-Comeback auch eine Rückbesinnung auf die alten Stärken sein, doch diese Geschichte sollte ein anderes Mal erzählt werden.

27.04.2022

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