Paleface -
Das ist alles real! Seht das endlich ein!
Interview
Die Schweizer Beatdowner PALEFACE sind fleißige Menschen und sitzen ständig an neuem Output. Das Material, welches sie uns jetzt mit „Fear & Dagger“ gepflegt um die Ohren zimmern, ist erneut nichts was sich so einfach verdauen lässt. Aber einfach wollen PALEFACE auch nicht. Die neue Platte ist voll gepackt mir unterschiedlichen, stilistischen Ausbrüchen und emotionalen Ausrastern. Die, seit 2017 existierende, Band hat sich zum Ziel gesetzt mit ihrer Musik Geschichten zu erzählen und gleichzeitig sowohl mit Sound als auch den Lyrics zu fesseln. Der Galgen als Markenzeichen. Bedrohlich aber gleichzeitig roh und ehrlich wie PALEFACE selber. Wir griffen uns Frontmann „Zelli“ zu einem kleinen Online-Talk, der am Ende dann nicht nur zu einem Plausch über das Album wurde. Wer sind PALEFACE? Welche Ziele haben PALEFACE? Welche Gedanken stecken hinter „Fear & Dagger“? Und was ist die beste Hintergrundmusik für einen stabilen Käse-Fondue-Abend. Wir haben geklärt.
Es fällt mir ein bisschen schwer angesichts der aktuellen Situation zwischen Russland und der Ukraine das Interview normal anzufangen. Deshalb kurz vorweg: Wie geht es dir gerade? Was macht diese Situation mit dir?
Ok, zuerst und vorweg bedanke ich mich, dass ich hier von metal.de interviewt werden darf. Das freut mich sehr. Und ich verstehe das vollkommen, das du so startest und ich finde man so auch starten sollte. Es ist so, ich lebe ja in der Schweiz und bis auf das, was wir von den Medien erfahren, bekommen wir nicht allzu viel mit. Was gut, aber auch gleichzeitig schlecht sein mag. Was wir allerdings mitbekommen ist die große Solidarität, die zu spüren ist. Und, auch wenn man nicht viel tun kann, so banal wie das klingt, einfach das man mit dem Gedanken dabei ist und nicht jetzt unbedingt den größten Halli-Galli momentan macht.
Ja, ich glaube man muss die Tage einfach bewusst in sich hereinhören und helfen wo man kann und für sich selbst das machen, was einem richtig erscheint und gut tut. Jetzt wollen wir mal über etwas Gutes reden nämlich über dich und eure Musik. PALEFACE ist ja eine Band, die jetzt nicht unbedingt auf eine 15jährige Bandgeschichte zurückblickt. 2017 gegründet, also relativ frisch dabei. Wie hat das alles denn mit euch angefangen?
Ok. Das ist eine lange Geschichte. Ich war damals auf einem SLIPKNOT-Konzert in München und da hab ich dann jemanden kennengelernt, der gehört hatte das ich mit Schweizer-Dialekt gesprochen habe. Wie sich herausstellte kam er ebenfalls aus der Schweiz und wir wohnten nur 20km voneinander entfernt. Wir hatten direkt den gleichen Musikgeschmack und es hat einfach gepasst. Das ist zum Beispiel unser Drummer C.J. Als wir uns kennenlernten, war dann auch recht schnell diese Idee da „Lass‘ mal die härteste Band der Welt gründen.“ PALEFACE ist tatsächlich auch meine erste Band und ich hatte vorher keinerlei Erfahrungen in diese Richtung.
„… Lass‘ mal die härteste Band der Welt gründen…“
Dann kam durch Zufall dann der Lee/ Yannick zu uns, unser Gitarrist, aber auch über viel zu große Umwege um das jetzt alles zu erzählen. Der hat aber weniger mit Beatdown zutun, sondern ist eigentlich eher der Thrash Metal-Typ. Zu der Zeit hatte er auch eine local Metalcore/Thrash Band irgendwie und ich hab ihm überredet doch bitte einfach mal einen Song mit uns aufzunehmen, damit wir etwas in der Hand haben, um andere Musiker anzuwerben und anzusprechen. Der Plan hat nicht funktioniert, keiner hat angebissen und wir dann so „Ey komm‘, nimm wenigstens eine EP mit uns auf, ein Song reicht nicht.“ Der Bassist hat dann angebissen, der Tommy, dem gefiel die Mucke und ist dann bei uns eingestiegen. Dann haben wir Lee quasi „gezwungen“ und „mitgezogen“ die ersten Shows mit uns zu spielen und so ist er dann mehr und mehr da mit hereingezogen worden. Er liebt die Band mehr denn je. Wir sind alle sowieso sehr happy, wie wir uns gefunden haben. Also 2017 die Gründung und 2018 die erste EP und ab da ging es dann erst so richtig los mit PALEFACE, ab da wussten wir, in welche Richtung es gehen soll.
„… ab da wussten wir, in welche Richtung es gehen soll…“
Und jetzt gibt es von euch die neue Scheibe „Fear & Dagger“. Hardcore/ Hardcoreslam ist immer ziemlich brutal, aber „Fear & Dagger“ kommt schon sehr düster herüber. Magst du mir was dazu erzählen? Gab es da eine Geschichte an der ihr euch entlang gehangelt habt?
Unser Ziel war schon immer unsere Gedanken freien Lauf zu lassen, ihn nicht verstecken zu müssen. Einfach unsere Musik als Ventil zu nutzen, für all die negativen Sachen, die wir mit uns herumtragen, eben um diese nicht alleine ertragen zu müssen. Und vielleicht den ein oder anderen Hörer damit zu unterstützen, weil sie vielleicht gerade dieselben Probleme wie wir haben. Genau das, war immer das Ziel. Wir wollten das aber nicht so ganz nackt in die Lyrics einfließen lassen, sondern wollten das von Anfang an ein bisschen verpacken. Es gibt sehr viele Bands da draußen, die sprechen das so direkt an, einfach eins zu eins, wie es im Kopf ist.
Wir wollten das lieber in eine Geschichte verpacken, weil es zum einen auch schöner ist, das zu schreiben, zu umschreiben, man kann sich da dann richtig hineinversetzen und zum anderen, weil es für die, die es hören vielleicht einfacher fällt dem Ganzen zu folgen, dran zu bleiben, wie bei einem Buch oder einem Film. Man spürt eine unterschwellige Bedeutung und möchte dem nachgehen.
„… wir wollten es in eine Geschichte verpacken…“
Die Story zu „Fear & Dagger“ war bereits zum Zeitpunkt der EP „Chapter III-The Last Section“ geschrieben, die hatten wir da schon parat. Also du musst dir das so vorstellen: Wir haben Chapter I, II und III und jetzt eben „Fear & Dagger“. Wie eine Spin-Off Story zur eigentlichen Story. Es geht um eine Person, die die Zeiten von Chapter I bis III erlebt und mit gelebt hat, aber nur für sich alleine. Er hat sich während dieser Zeit selber eingesperrt, was sich auch auf die Pandemiethematik zurückführen lässt, und leidet währenddessen unter diversen, mentalen Problemen oder Krankheiten. Er versucht dann durch Tagebucheinträgen diese Probleme zu verarbeiten. Die einzelnen Songs stehen thematisch für diese einzelnen Tagebucheinträge und jeweiligen mentalen Erkrankungen.
„… Das ist real. Seht das endlich ein…“
Unser Ziel war es dieses Album als eine Geschichte darzustellen, aus der man Kraft ziehen kann. Das es so düster geworden ist, ist meiner Meinung nach, somit absolut gewollt. Aber es kann und sollte auch nicht happy klingen, denn das könnte wiederum heuchlerisch herüberkommen und nein, ich will das Thema bei den Hörner packen. Ich will sagen: „Leute, es gibt da draußen Menschen, denen geht es so. Das ist real. Seht das endlich ein.“
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