Nachdem die Portugiesen im EM Finale eher vorhersehbar und müde vor sich hin gekickt haben, zeigen sie sich musikalisch momentan äußerst kreativ. ‚Electro Gothic‘ nennt man das was Phantom Vision hier in 10 Songs plus Intro präsentieren, und wer bei diesem Begriff wie ich anfangs an einen laschen Gothicaufguss mit Keyboardgeblubber denkt, darf enttäuscht werden. Mit ’normalem‘ Gothic hat das hier wirklich nicht mehr viel zu tun – selten hat man ein Genre derart effektiv ummodeliert. Auffälligkeit Nummer 1: Die Rhytmusgitarre ist weg. Lässt man den Bass im Hintergrund bei Seite gibt es kaum tiefe Töne auf dem Album, und es entsteht wirklich eine richtig kuhle spacige Atmosphäre die durch den verstärkten Keyboardeinsatz nur noch verdichtet wird. Auffälligkeit Nummer 2: Das Schlagzeug kommt komplett aus der Konserve und klingt wie eine Mischung aus normalem Getrommel und Technobeat. Und Auffälligkeit Nummer 3: Dem Gesang wurde konsequent ein verdammt starker Echoeffekt hinzugefügt der nicht nur klasse klingt, sondern dem ganzen auch noch einen zusätzlichen Groove verleiht. Eigentlich perfekte Vorraussetzungen für ein Jahrhundertalbum, aber wie man sich das denken konnte hapert es im Songwriting ein bisschen… Zwar hat jeder Song etwas besonderes an sich, aber abgesehen von dem herrlich fetzenden ‚After the Chaos‘, dem düsteren ‚Change the Past‘ oder dem speedig melancholischen ‚Strange Attraction‘ kann eigentlich nichts wirklich von vorne bis hinten überzeugen. Dennoch hört man den Eifer der Truppe beim Versuch ein Jahrhundertalbum zu basteln förmlich heraus, und ich würde mich nicht wundern wenn wir noch einiges von Phantom Vision hören werden…
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