Gravenhorsts Graveyard
Warum in der Halbzeit des Super Bowls keine Metalbands spielen (sollte)
Special
Nachdem mit den Grammys am letzten Wochenende bereits ein vielbeachtetes Musikereignis stattfand, kommt an diesem Sonntag schon das nächste: In der Halbzeit des Super Bowls, das Finale der US-amerikanischen American-Football-Liga, wird RIHANNA auftreten. Es gehört zu den meistbeachteten Musikereignissen, doch ähnlich wie bei der Preisverleihung in der letzten Wochen kommt auch hier harte Musik zu kurz. Warum also sollte nicht eine Metalband dort spielen? Oder ist das etwas, was man sich nicht wünschen sollte?
Formatradio für die Pause
Das letzte Mal war, nach großzügiger Auslegung der Genregrenzen, 2010 mit THE WHO eine verhältnismäßig harte Band zu Gast. Seitdem standen vor allem die eher langweiligeren Akteure aus dem Formatradio auf dem Spielfeld: COLDPLAY, MAROON 5 und JUSTIN TIMBERLAKE um einige zu nennen. Daher war die Auswahl des Acts im letzten Jahr, als sich einige Rap-Legenden eingefunden haben, schon hochkarätig, doch den meisten Protagonist:innen war anzumerken, dass sie ihren Zenit schon überschritten haben.
Wenn man sich mal die hohen Einschaltquoten, die teuren Werbeplätze und die Stilisierung zum Quasi-Feiertag anschaut, wird einem klar, dass den Organisator:innen keine andere Option bleibt als auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu kommen. Es stellt sich also die Frage, welche Metalbands eine solche Rolle einnehmen könnten. METALLICA, GUNS N‘ ROSES, oder MÖTLEY CRÜE wären Kandidaten. SLIPKNOT und RAMMSTEIN sind schon wieder zu kontrovers für eine Sendung, die vor allem hohe Werbeeinnahmen erzielen soll. Und passt METALLICAs ‚One‘ wirklich zur patriotischen Inszenierung des Militärs vor dem Spiel? Die Auswahl ist nicht besonders groß.
Die falschen Bands
Die Frage ist auch, wer eine gute Show liefern kann: Sehr vielen Acts passiert es (genau wie letztes Jahr oder bei THE WHO), dass sie das große Spielfeld nicht zu füllen wissen. METALLICA haben in ihrem „Through The Never“-Film gezeigt, dass sie mit diesem Platz umgehen können, doch bei den meisten anderen ist zu erwarten, dass sie sich lediglich auf einer Plattform in der Spielfeldmitte verschanzen. THE WEEKND hat sich dem vor zwei Jahren wunderbar entzogen. Und je größer die Show wird, desto akkurater muss sie durchgeplant sein, insbesondere wenn sie nur eine Viertelstunde dauert. So haben letztes Jahr auch wieder einige auf Playback zurückgegriffen.
Der Blick auf die strategische Ausrichtung erklärt, warum Metal-Dinosaurier nicht unbedingt gefragt sind: 2019 hat die NFL eine Vereinbarung mit JAY-Zs Produktionsfirma ROC NATION geschlossen, in der explizit die „Beratung bei der Auswahl der Halbzeitshowacts“ beinhaltet ist. Da wirkt es auf den ersten Blick äußerst logisch, dass RIHANNA, Teil des Roosters der Firma und Ziehkind des geschäftstüchtigen Rappers, dieses Jahr ausgewählt wurde. Nicht zuletzt soll es auch um die Förderung von nichtweißen Musiker:innen gehen, nachdem es in den 2010er-Jahren mit BEYONCE und BRUNO MARS nur zwei nichtweiße Hauptacts gab und die NFL ihre Bemühungen um die Förderung ethnischer Minderheiten intensiviert hat.
Ehrensache
Und selbst wenn die NFL sich für eine Band entscheidet, gibt es für sie dennoch einen guten Grund, um abzulehnen: Das Geld. Es ist schon seit jeher so, dass die Halbzeit-Acts nicht bezahlt werden und die Liga behält die Praxis bei, obwohl die Namen immer größer werden. Sie begründet das mit dem massiven Werbeffekt für die Künstler:innen und den steigenden Verkaufszahlen bei früheren Acts und weil sie die Produktionskosten trägt. Dennoch fallen gerade älteren Metalfans passendere Kombinationen als METALLICA und unbezahlte Auftritte ein.
Es ist oft so, auch in diesem Fall, wenn Metal institutionell eingebunden werden soll: Die Musik erfährt breitere Akzeptanz, doch Entscheidungsträger:innen sträuben sich. Aber um ehrlich zu sein: Braucht es wirklich metallische Megaacts, die durch einen sterilen Auftritt ihren Marktwert steigern? Zumindest mir reicht es, einige Rockstars wie OZZY OSBOURNE, der beim Saisonauftakt schon gespielt hat, in einem gar nicht mal so unlustigen Werbespot zu sehen.
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Da bin ich mit meiner Meinung wieder alleine, aber meiner Meinung nach ist der Metal immer noch null-komma-nix in der Gesellschaft angekommen. Bands wie Metallica sind hier kein Maßstab und das Symphonic Zeugs der Marke Nightwish und Konsorten, wird auch nur in der Breite gehört, weil es melodisch ist as hell. Nicht wegen, sondern trotz des Metal Anteils.
Was schauen wir eigentlich auf die Super Bowl Halbzeit?? Wieso gehen wir nicht in Allemagne mit gutem Beispiel voran und lassen Rammstein im DFB Pokal Finale groß aufspielen?? Anstatt sich mit Helene Fischer den garantierten Shitstorm der Ultra Fans an Land zu ziehen. Ziemlich masochistischer Haufen, dieser DFB!
Wenn eine andere Musikrichtung das rüber bringt, weswegen ich bestimmten Metal höre (ohne jetzt ins Detail zu gehen), dann höre ich das auch. Wer hört schon Metal, nur weil’s Metal ist? Warum ist deshalb doch egal. Darum zählen Nightwish und Metallica sehr wohl.
Vielleicht stehst du mit deiner Meinung alleine da, weil du einfach nicht recht hast? Nur ’ne Idee. 😉
Ich habe jetzt nicht geschrieben, dass Nightwish und Metallica kein Metal sind, sondern dass Sie ein großes Publikum erreichen, trotz Metal und nicht wegen dem Metal Faktor. ;))
Kann mir egal sein, wer beim Super Bowl in der Halbzeit spielt. American Football interessiert mich sogar noch weniger als Fußball, was schon echt was heißen soll.
Es ging um das in der Gesellschaft angekommen. Metal ist das, warum und welche Bands ist egal. Sicher nicht in dem Maße wie R’n’B oder Hip Hop, aber dennoch..
„ Anstatt sich mit Helene Fischer den garantierten Shitstorm der Ultra Fans an Land zu ziehen.“
Ja, und noch nicht mal nen Nippelgate war drin..
Vlt ist die Frage, ob „in der Gesellschaft angekommen“ etwas anderes ist als „im Mainstream angekommen“. Letzteres würde heißen, dass Metal ähnlich populär wäre wie RnB oder Hip Hop heutzutage. Sehe ich da eher nicht so. und was soll erstere überhaupt bedeuten? Dass es mehr inzwischen alt gewordene Menschen gibt, die Metal in irgendeiner Form in ihrer Biografie vorzuweisen haben? Ich würde das immer auch mit aktueller musikalischer Relevanz verbinden und da hat wohl bestenfalls Ghost, die sind jüngstens immerhin bei der Generation TikTok angekommen, noch etwas zu melden. Der Rest ernährt sich von vergangenem, wie sich ja an der Zahl der Jubiläumstouren (Album oder Band oder beides)zeigt. Die Frage, die sich mir zumindest also stellt , ist: Ist Metal für die breite Masse (noch) relevant und, wenn ja, wie lange noch? In den nächsten 10- 20 Jahren werden die ganzen großen Acts weg sein, was bleibt dann noch?
Ein guter Teil der Metalszene will das doch gar nicht. Und deshalb wird man nie die selbe Breite haben können, wie andere Musikrichtungen, die schon per Definition „populär“ sein sollen. Dazu kommt, dass Pop/Hiphop/Schlager auch optisch groß inszenierbar sind, was zB bei Jazz oder Klassik nicht so geht – die sieht man ja auch nicht in der Superbowl-Halbzeitshow, obwohl sie tatsächlich eine sehr große Hörerschaft haben. Dann muss das ganze noch halbwegs FSK 12+ sein, damit fallen aggressive Genres auch mal raus. Ach ja, eine Prise (aber ja nicht zu viel!) kokette sexyness muss sein, vorrangig für das überwiegend männliche Publikum, also sollen schon kurvige Ladies zu sehen sein.
Unterm Strich bleibt dann eben nicht mehr viel übrig.
„Pop/Hiphop/Schlager auch optisch groß inszenierbar sind, was zB bei Jazz oder Klassik“
Ich denke, dass Pop/Hiphop/Schlager, Jazz oder Klassik in der Gesellschaft selbst von Menschen, die das nicht zwingend tagtäglich hören, als musikalische Kunstform akzeptiert wird. Wenn man derartigen Menschen aber einen richtigen Metal Songs vorspielt, also richtig in dem Sinne, dass er nicht maximal Mainstream konform angepasst wurde, nehmen die das i.d.R. immer noch als reinen Krach war.
„Vlt ist die Frage, ob „in der Gesellschaft angekommen“ etwas anderes ist als „im Mainstream angekommen““
Gute Frage, sehe da auch einen Unterschied. Selbst wenn man nur die Metal Szene selbst betrachtet, lassen sich dort genau die gleichen auf den Mainstream abgestimmten Mechanismen erkennen, die auch bei Pop/RnB etc. an der Tagesordnung sind. Mit der Einschränkung, dass dies beim Metal halt nur bedingt auch außerhalb der Szene greift.
Wer am Piano schon Mal Connie Han oder Yuja Wang gesehen hat, dürfte überrascht sein… ließe sich sicher sehr gut inszenieren. Aber da liegt es einfach an der Musik, die für den Klischee-Ami völlig unverständlich ist.