Slash feat. Myles Kennedy and the Conspirators
Zwischen Geduld und Tatendrang
Interview
SLASH FEAT. MYLES KENNEDY AND THE CONSPIRATORS legen dieser Tage ihr viertes Album vor. Und weil Chefdenker Slash ein vielbeschäftigter Mann ist, gibt er der internationalen Musikjournaille im Rahmen einer Pressekonferenz Auskunft über die Entstehung der Platte. Dabei offenbart er, unter welchen teils schwierigen Bedingungen „4“ entstand und was ihn richtig nostalgisch werden ließ.
Zum Einstieg gibt es ein paar Musikvideos zu Songs des neuen Albums zu hören, die der Öffentlichkeit bislang vorenthalten wurden. Anschließend begrüßt der britische Musikjournalist Alexander Milas die versammelten Redakteure aus allen Teilen der Welt und führt durch die Veranstaltung. Als Slash die Zoom-Konferenz betritt gibt Milas an, dass es sich um „den besten Zoom-Call aller Zeiten handelt.“ Und dabei geht es gerade erst los.
Slash will die Energie eines Livealbums
Slash offenbart sich im Laufe der folgenden halben Stunde als ebenso freundlicher wie gesprächiger Musiker. Es entsteht der Eindruck, hier nicht etwa einen satten Rockstar vor sich zu haben, für den die Musik nur noch ein Job ist. Stattdessen ist Slash immer noch mit echter Leidenschaft bei der Sache.
Mit „4“ erfüllt er sich einen lang gehegten Traum, dessen Wurzeln in seiner frühen Kindheit liegen. „Als ich anfing, mich für Musik zu interessieren, waren meine Lieblingsalben oft Livealben“, berichtet er. „In den 70ern gab es sehr viele davon und sie waren ein guter Einstieg in die Diskografie einer Band. Ich hatte nicht das Geld, um all ihre Platten zu kaufen. Ein Livealbum war wie eine Greatest-Hits-Collection, das zusätzlich eine direkte Energie mitbringt, die man von Studioalben nicht bekommt.“ Genau das will Slash mit „4“ liefern, ein Studioalbum, das die Energie einer Liveplatte versprüht.
Dafür nehmen er und seine Band die Songs des Albums ganz old school auf, indem sie sich einfach gemeinsam in einen Raum stellen und drauflospielen. „In jeder Band, in der ich bisher war, haben wir bis zu einem gewissen Punkt live aufgenommen.“ Ganz so neu ist diese Vorgehensweise für Slash also nicht.
Inspiriert von einer Ikone
Doch während bei früheren Produktionen oft Overdubs dazukamen und der Gesang sowie erst später aufgenommen wurde, verzichten Slash und seine Band diesmal so gut es geht darauf und belassen die Aufnahmen möglichst roh. Das sorgt für ein Gefühl der Spontaneität, das die Vorgängeralben nicht in dieser Form aufweisen. „Wir haben so lange an den Arrangements der Song gearbeitet, bis sie so waren, wie wir sie haben wollten und dann nahmen wir sie live auf. Deshalb hat das Album den Vibe einer Jamsession, denn es ist einfach eine gute Aufnahme von uns, wie wir in einem Raum gemeinsam spielen.“
Möglich macht diese Herangehensweise Produzent Dave Cobb, der Slashs Liebe für einen der größten Produzenten der Rockgeschichte teilt. „Dave Cobb ist ein großer Fan von Glyn Johns, der zahlreiche ikonische Rock’n’Roll-Platten produziert hat. Die Liste ist endlos. Als Dave ihn erwähnte, sagte ich ihm, das sei genau die Richtung, in die ich gehen wollte.“
„Man sollte keinen Produzenten brauchen, der alles zusammenbaut.“
Doch Slash möchte mit der Liveaufnahme nicht nur dem Sound einer vergangenen Ära huldigen. Er setzt auch einen bewussten Kontrapunkt zu aktuellen Trends in der Musikwelt. „Technologische Entwicklung ist großartig, da will ich echt nicht drüber herziehen. Aber wir sind an einem Punkt angekommen, an dem man nahezu alles aufnehmen kann, ohne eine einzige Note wirklich spielen zu müssen“, resümiert er den derzeitigen Stand der Musikindustrie.
Für Slashs Empfinden geht das Bandgefühl mehr und mehr verloren. „Viele Alben entstehen heutzutage bei Bands, die sich selbst als solche bezeichnen, aber noch nie wirklich gemeinsam einen Song gespielt haben und im Studio zusammengestückelt werden.“ Das kann in seinen Augen nicht sein. „Wenn du in einer Rock’n’Roll-Band spielst, hast du nur einen Job und der ist, dass du im Studio auftauchst und jeder sein Instrument spielen kann. Man sollte keinen Produzenten brauchen, der alles zusammenbaut.“
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Stile | Classic Rock, Hard Rock |
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