Die Nähe zu den metallischeren KMFDM-Sounds hatte ich ja schon damals bei „Feindbild“ bemerkt, aber mittlerweile scheint der TREIBHAUS-Chef Curt Doernberg auch etwas Konietzko-Färbung auf den Stimmbändern zu haben. Auch wenn es wie schon auf den Vorgängern Verbindungen zu OOMPH, PAIN und EISBRECHER gibt, so bleibt die erste Referenz des Electro/Metal-Clashs von TREIBHAUS wohl immer noch die Industrialgröße mit den fünf Buchstaben. „Treibhaus Syndrom“ und der Titeltrack „Alphatier“ stehen Pate für diesen Sound, bei dem Gitarren, Synthesizer und programmierte Klänge (und natürlich der Gesang) eine gleichberechtigte Rolle innehaben.
Experimente gibt es nicht im TREIBHAUS, Doernberg bleibt seiner Vision treu: Clubtaugliche, rhythmusstarke Songs, harte Riffs, stampfendes Schlagzeug und Doernbergs gewohnt markige Texte mit klaren Ansagen. Wie immer kritisch ist der Spagat, der hier zwischen den eindeutig elektronischen Elementen und Metal hingelegt wird: Gerade bei „Alphatier“, einem Song, der sich mühelos als EBM Clubversion remixen lässt, würde eine zusätzliche Gitarrenspur gut tun; „Auf In Den Kampf“ dagegen wirkt durch seinen gebrochenen Marschrhythmus eher wie ein klobiges Hindernis, dem der Groove abhanden gekommen ist (ganz anders als beim ebenfalls enthaltenen Remix). Auf „Eiszeit“, einem der Stücke mit dem breitesten Klangspektrum, hingegen nähern sich beide Pole wohl dem Optimum, welches Doernberg anstrebt – TREIBHAUS sind eben kein reinrassiger Metal, ebenswenig sollen die elektronischen Elemente bevorzugt werden.
Im Vergleich zu den Vorgängern stecken die Veränderungen im Detail. Neben der etwas fetteren Produktion sollte man den visuellen und lyrischen Teil nicht übersehen. Klar, es gibt auch die üblichen selbstreflexiven und von Aufbruchsstimmung gekennzeichneten Texte, aber es ist auch der kritische, teils mit deftiger Ironie gewürzte Teil, der in Verbindung mit den Fotos aus dem dunklen Reich der Roten Khmer Wirkung hinterlässt. Das Coverartwork scheinbar simpel, die Botschaft wesentlich komplexer. „Alphatier“ ist mal wieder grundsolide TREIBHAUS-Arbeit. Wer sie bisher nicht mochte, wird auch garantiert jetzt nicht mit den Hannoveranern warm, Fans hingegen können sich über gewohnte Qualität freuen.
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