Waltari - 3rd Decade – The Anniversary Edition

Review

Galerie mit 25 Bildern: Waltari – Rock Hard Festival 2024

Die finnischen Crossover-Vordenker WALTARI feiern das 30-jährige Jubiläum ihres Debütalbums „Monk-Punk“, doch statt ausgiebig auf Tour gehen zu können, erforderte die Corona-Pandemie ein Umdenken: Stattdessen haben Lärtsy Hatakka & Co. das Studio geentert und für ihre Compilation „3rd Decade – The Anniversary Edition“ einige Klassiker neu eingespielt. Wobei… nein, ganz so war es auch nicht. Denn diesmal haben andere Bands und Musiker ordentlich mitgemischt.

WALTARI holen Musiker ins Studio

Kärtsy erklärt: „Es war das erste Mal, dass ich mich zurücklehnen und einfach beobachten konnte, was die Leute machen, während ich Anweisungen gebe […].“ Und weiter: „Unsere Einstellung war: Wir sind als Begleitmusiker für euch da.“ Ist „3rd Decade – The Anniversary Edition“ dann eher ein Tribute-Album? – Ja, nein, teilweise.

Den Auftakt macht dabei der extrem tanzbare und melodiöse neue Song „Merry Go Round“, der neben programmiertem Gezirpe auch synthetisierte Didgeridoo-Klänge auffährt, und bei dem Jürgen Engler von DIE KRUPPS mit seiner bedrohlichen Stimme die Strophen singt. Der Song klingt ansonsten so, als wäre er im WALTARI-Universum zumindest in den letzten 15 Jahren schon immer da gewesen – und das ist durchgehend positiv gemeint. Ebenso stimmig ist der kraftvolle Gesang von Marko Hietala (ex-NIGHTWISH) im Refrain von „Below Zero“ – als hätte das Stück nie anders geklungen.

… als wäre der Song immer schon da gewesen

Das wahnsinnig tolle und cheesige „Skyline“ vom letzten Album „Global Rock“ liegt lediglich als Remix vor, während ELÄKELÄISET aus „One Day“ eine ihrer typischen Humppa-Nummern gemacht haben – natürlich mit finnischem Titel („Ehtoopuolella“). Der 95er-Ethno-Kracher „So Fine“ wiederum hat neben Joik-Gesang einen ordentlichen Technoschub bekommen, während „Misty Man“ in einen Fun-Punk-Song mit weiblichem Gesang transformiert wurde. Auch cool.

LORDI wiederum haben zwischen den Aufnahmen ihres neuesten Sieben-Alben-Werks „Lordiversity“ noch Zeit gefunden, den Klassiker „Lights On“ zu verwursten – und natürlich klingt der spätestens mit Mr. Lordis kernigem Gesang eben wie ein typischer Monsterrocker. Etwas NuMetal gibt es bei der „Helsinki“-Version von APRIL ART, aber spannender wird es bei „In The Cradle“ wo nicht nur Jonne Järvelä von KORPIKLAANI für folkige Metseligkeit sorgt, sondern auch Jyrki 69 von THE 69 EYES seinen tiefen Gesang beisteuert – was in der Mischung äußerst gut passt.

„3rd Decade – The Anniversary Edition“ ist eine äußerst runde Platte

Die Hittauglichkeit der Songs steht ja sowieso nicht zur Diskussion: Somit ist „3rd Decade – The Anniversary Edition“ eine äußerst runde Platte geworden, die einige von WALTARIs Klassikern eine Rundumerneuerung verpasst – ohne allerdings den allerletzten Trends nachzuhecheln. Wer an die derzeitigen Spotify-Grusel-Hitlisten denkt, darf sich beruhigt zurücklehnen: Die Synthies mögen schon ziemlich modern klingen, aber die Songs sind auch nicht bis zur Unkenntlichkeit totproduziert. Dass da eine richtige Band hintersteht, hört man. Fans können das Album also ohne Umschweife einpacken, und auch für Fans der involvierten Bands und Musiker ist die Scheibe als Horizonterweiterung zu empfehlen.

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02.01.2022

- Dreaming in Red -

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