Baden in Blut
"Das erste Mal in 16 Jahren BADEN IN BLUT mussten wir die schwerste denkbare Entscheidung fällen"
Special
Willkommen zu einem Jahresabschlusspecial der besonderen Art. Natürlich präsentieren wir Euch in den kommenden Wochen auch unsere gewohnten Jahresbestenlisten. Aber da dieses Jahr aufgrund der immer noch anhaltenden Corona-Pandemie gerade für die gesamte Veranstaltungsbranche mehr als schwierig ist, haben wir uns folgendes überlegt: Warum lassen wir nicht einfach mal VertreterInnen der Industrie zu Wort kommen? In den nächsten Wochen werden wir euch hier Texte präsentieren, die von Bands, Veranstaltern etc. verfasst worden sind. In diesen können sie ganz persönlich beschreiben, wie 2021 für sie gelaufen ist. Der zweite Beitrag stammt von unseren Freunden des Metal Maniacs Markgräflerland e.V. Sie veranstalten jährlich das fast schon legendäre Baden in Blut Festival. Der Text wurde von Jürgen Hamel stellvertretend für den Verein verfasst. Er allein ist verantwortlich für die folgenden Zeilen.
Baden in Blut 2021 oder: „Das Beste draus machen“
2021 war kein einfaches Jahr für die Musik- und Veranstaltungsbranche. Es war viel schwerer als 2020! Denn als man als Veranstalter im Frühjahr 2020 mit Beginn der Pandemie begonnen hat, deren Ausmaße zu erfassen und zu verstehen, sprich: dass es keinen Weg gab, in diesem Jahr etwas auf die Beine zu stellen, setzte man seine ganze Hoffnung auf 2021 und kündigte eine Verschiebung des für 2020 geplanten Festivals an. In unserem Falle die Verschiebung eines komplettes internationales Line-Ups mit unter anderem SOILWORK, PRIMORDIAL, DESTRUCTION, ROTTING CHRIST, LONG DISTANCE CALLING und vielen anderen.
Dass es 2021 jedoch noch viel schwieriger werden würde, etwas zu realisieren, war uns lange nicht klar. Es gab sicherlich wenige schöne Seiten dieses Stillstands der Veranstaltungsbranche. Positiv hervorzuheben sind hierbei sicherlich die Online-Gesprächsrunden der Veranstalter kleiner, mittlererer und auch großer Metal-Festivals, sogar initiiert von den Wacken- (Holger Hübner) und Summer Breeze-Machern (Achim Ostertag). Wir trafen uns seit Anfang 2021 monatlich zu großen Gesprächsrunden, um die Entwicklungen von Branche und Politik zu betrachten, die aktuelle Lage zu besprechen und uns wertvolle Tipps zum Beispiel bezüglich Förderungen zu geben. An dieser Stelle nochmals ein ganz herzliches Dankeschön an die Großen! Das war wirklich fein von euch!
Dank an die Großen
Allerdings gab es im April noch immer keine wirkliche Roadmap und schon gar keinen Rückhalt seitens der Politik! Auch im Mai noch nicht. Viele, vor allem kleinere, Festivals fingen an, erneut Verschiebungen anzukündigen, und wir wussten, dass auch wir unsere große Version nicht durchboxen konnten – es gab zu viele Auflagen und Einschränkungen, unter anderem was das Reisen der Bands anging. Aber sollten wir dann wirklich gar nichts machen? Einfach ein weiteres Jahr die Füße still halten? Wir sind immerhin auch ein Verein, der sich durch Freundschaft definiert – Freunde, von denen sich viele schon länger nicht mehr gesehen hatten. Wir wussten, wie wichtig der Festivalsommer 2021 für das gesamte Weiterbestehen der Musikindustrie war, weshalb wir unseren Event auf jeden Fall realisieren wollten, auch wenn dies für uns sehr viel (Mehr-)Arbeit und eine finanzielle Nullrunde oder gar ein kleines Minus bedeutete.
Aber zum Beispiel unser Bühnenbauer, der seit vielen Jahren mit einer perfekt eingespielten zehnköpfigen Crew anrückt und damit längst mehr als ein Geschäftspartner ist, brauchte wieder Veranstaltungen wie unsere, um finanziell überleben zu können. Wir fragten also die Stadt Weil am Rhein, unsere 90 ehrenamtlichen Helfer und uns selbst, ob wir das Risiko eingehen und zumindest eine kleine, coronakonforme Variante des Festivals mit rein deutschen Bands auf die Beine stellen wollten. Mit nur zwei Monaten für Organisation und Werbung. Und wir entschieden uns dafür, das Beste aus der Situation zu machen! Laut Verordnung des Landes waren pro Tag, natürlich abhängig von den aktuellen Inzidenzwerten, bis zu 1.200 Personen möglich. Wir kalkulierten jedoch von Anfang an mit 500 Besuchern pro Tag mit personalisierten Online-Tickets und 3G-Auflagen und fragten viele Bands an, ob sie Teil dieses Vorhabens sein wollten. Allerdings gab es viele Wunschkandidaten, die uns aus vielerlei Gründen absagten, mehrfach aber, weil es im Vorfeld keine Möglichkeit zu proben gab und die Bands somit nicht eingespielt waren und uns schnell klar wurde, dass wir vermutlich besser fahren, wenn wir zwei verschiedene Thementage planen. Deshalb entschieden wir uns dafür, den Freitag etwas moderner mit Bands wie ANNISOKAY, PYOGENESIS, CYPECORE und OCEANS, den Samstag etwas traditioneller und old-schooliger mit DESASTER, DISBELIEF, THULCANDRA und REVEL IN FLESH zu halten.
In zwei Monaten auf die Beine gestellt
Wir gestalteten unser in einem Landschaftspark gelegenes Festivalgelände sehr weitläufig und komplett eingezäunt unter normalen Umständen sind alle Getränke-, Essens- und Non-Food-Stände, sowie der große Biergarten auch ohne Eintrittskarte zugänglich und nur der Zutritt zum Bühnenbereich verlangt eine Eintrittskarte. Und die Rechnung ging eigentlich ganz gut auf: Am Freitag verkauften wir zwar nicht ganz die erwartete Menge an Tickets, dafür war der Samstag glücklicherweise etwas besser besucht als erwartet.
Aber hier nun im Detail: Nachdem der Freitag bei 32°C und strahlendem Sonnenschein hochsommerlich bereits um 15 Uhr startete, lief dieser Tag komplett reibungslos und selbst an der Abendkasse, an der alle Unterlagen sorgfältig geprüft wurden, gab es keine Warteschlangen oder ähnliches. Es herrschte überall gute Stimmung und die Maskenpflicht schien diese in keinster Weise zu trüben. Alle Bands glänzten durch Spielfreude und freuten sich über die Möglichkeit, endlich wieder live spielen zu können. Der Freitag war eine wilde Sommerparty – unter Pandemiebedingungen!
Der Samstag startete mit einzelnen Regengüssen, klarte aber immer wieder auf. Auch hier gab es kaum technische Probleme oder zeitliche Verzögerungen. Das Publikum war ähnlich konsequent wie tags zuvor und feierte die deutlich härteren Bands dankbar ab.
Das Wetterradar und Opfergaben an den Wettergott
Die im Voraus angekündigten Mittagsgewitter zogen wie durch ein Wunder beidseitig an uns vorbei. Wir hatten den ganzen Tag schon mit Sorge das Wetterradar beobachtet. Gegen Abend waren schwere Gewitter vorausgesagt, und wir haben schon mit Verschiebungen und/oder Unterbrüchen beziehungsweise Kürzungen einzelner Sets gerechnet. Als die Co-Headliner DISBELIEF gespielt hatten, dachten wir schon, dass wir es geschafft hätten. Aber unserem Wettergott ist bei dieser Wetterlage vor dem Auftritt von DESASTER leider etwas die Puste ausgegangen. Das nächste Mal wird wieder Met als Opfergabe in der Met-Hütte vorgesehen. Versprochen!
Das erste Mal in 16 Jahren BADEN IN BLUT mussten wir die schwerste denkbare Entscheidung fällen: Abbruch des Festivals! Aufgrund der immer gefährlicher werdenden Wettersituation durch Gewitter und Gefahr wegen Blitzschlags mussten wir den Gig von DESASTER leider schweren Herzens absagen. Niemand möchte so eine Entscheidung treffen, und es tut auch uns als Fans extrem leid, dass wir dies letztlich tun mussten und für alle, die sich darauf gefreut haben. Das könnt ihr uns glauben! Für DESASTER war es natürlich ebenfalls ein harter Schlag. Nach der Pandemie, voller Vorfreude, endlich bereit für den Auftritt und dann doch nicht auf die Bretter zu dürfen: Das war ein hartes Los und, es tut uns auch hierfür leid.
Die kurzfristige Organisation dieser Pandemie-Edition war wirklich ein enormer Kraftakt in sehr kurzer Zeit. Aber wisst ihr was: es hat sich wirklich phantastisch angefühlt ENDLICH wieder Live-Musik unter freiem Himmel zu hören und zu spüren! Dafür hat es sich gelohnt! Und wir nehmen dieses positive Gefühl mit! Nach den Wetterkapriolen der letzten Wochen und der Pandemiesituation war es sowieso fast schon ein halbes Metal-Wunder, dass alles so glatt gelaufen ist. Auch, dass wir am Samstag überhaupt so lange Live-Musik hören konnten.
DESASTER haben Bock!
Wir haben lange mit DESASTER gesprochen und sind zum Schluss gekommen, dass beide Seiten mega Bock haben, den Auftritt bereits 2022 nachzuholen! Wir hoffen, wir können 2022 wieder da weitermachen, wo wir 2019 aufgehört haben, und müssen nicht mehr mit Pandemiequark kämpfen!
Die 2021er Ausgabe des Baden in Blut Festivals war sehr, sehr besonders. Insbesondere aufgrund der Masken vor der Bühne. Diesen Wermutstropfen nahm man allerdings gerne in Kauf, denn für viele war „The Devil’s PlagueRound“ eines der ersten Konzerte unter freiem Himmel seit etwa zwei Jahren! Die Emotionen, die mit den ersten Riffs der Bands durch das LGS Gelände hochgekommen sind, sind kaum zu beschreiben. Wir konnten das erste Mal seit langer Zeit sehr ausgelassen miteinander feiern: Bier trinken, alte Kollegen treffen, einfach Metal unter freiem Himmel genießen. Und es hat so gefehlt! Somit wird diese Ausgabe bei vielen von Euch, wie auch bei uns, mit Sicherheit sehr lange im Gedächtnis bleiben: endlich wieder Fast-Normalität unter Gleichgesinnten zu spüren, ein Stück altes Leben zurück bekommen zu haben. Diese Emotionen und diese Erlebnisse waren JEDE Mühe und JEDES Risiko Wert, dieses „The Devil’s PlagueRound“ auf die Beine zu stellen. Wir sind überwältigt von all dem positiven Feedback! Das tut nach den ganzen Strapazen wirklich gut. DANKE hierfür! Und danke für die Circle Pits mit 1,5m Abstand. Legendär!
Emotionen pur
Wir bedanken uns hiermit auch herzlich bei der Stadt Weil am Rhein, der LGS GmbH und ganz besonders beim Ordnungsamt Weil am Rhein für die tolle Unterstützung! Für das große Vertrauen, welches uns entgegengebracht wurde, diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Das ehrt uns sehr! Diese Art der Zusammenarbeit ist wirklich positiv und ein großartiges Fundament für die Zukunft. Vielen Dank, dass das BADEN IN BLUT Festival in Weil am Rhein ein so tolles Zuhause gefunden hat! Wir fühlen uns sehr wohl hier und möchten gerne noch etwas bleiben.
An dieser Stelle möchten wir uns nochmals bei allen Besuchern, allen Bands und unseren zahlreichen ehrenamtlichen Helfern bedanken, dass sie sich auf dieses Abenteuer mit uns eingelassen haben! Ihr seid die Besten! Vielen Dank, dass alle die Sache ernstgenommen haben!
Eure Metal Maniacs Markgräflerland e.V.
Komplettes Line-Up „The Devil’s PlagueRound“:
Freitag, 23.07.2021
– ANNISOKAY (Post-Hardcore)
– PYOGENESIS (Metal)
– CYPECORE (Melodic Death)
– OCEANS (Modern Metal)
– THE HIRSCH EFFEKT (Mathcore, Post-Hardcore)
– VENUES (Post-Hardcore)
– IMPACT OF THEIA (Metalcore)
Samstag, 24.07.2021
– DESASTER (Blackened Thrash Metal)
– DISBELIEF (Death Metal)
– THULCANDRA (Black/Death Metal)
– REVEL IN FLESH (Death Metal)
– UNLIGHT (Black Metal)
– NECROTTED (Death Metal)
– GROZA (Black Metal)
– IMPALEMENT (Black/Death Metal)
– DARK ZODIAK (Death/Thrash Metal)
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